Nepal

March - April 2024
A 42-day adventure by Trümmertours Read more
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  • Day 1

    Der Höhenflug

    March 9 in Nepal ⋅ ☀️ 21 °C

    Ich berichte hier absichtlich erst ab dem Moment wo die Endorphine endlich wieder auf Reisen zu sein mein Gehirn erreicht haben. Das war der Moment als mein Anschlussflug von Neu-Delhi, Indien nach Kathmandu, Nepal über den Himalaya geflogen ist und ich auf genau der richtigen Seite einen Fensterplatz im Flugzeug hatte. Ich kann euch nur sagen, dass der Blick auf dem Flugzeugfenster atemberaubend war. Es war so imposant, dass mir vor überwältigenden Glücksgefühlen und Ehrfurcht die Tränen in die Augen gestiegen sind. Die Berggipfel des Himalaya sind so hoch sind, dass sie die dichte Wolkendecke durchstoßen, und über all dem thront der Gipfel des Mount Everest, als höchster Berg der Welt. Das Flugzeug fliegt so nah an den Gipfeln vorbei, das man das Gefühl hat, dass man nach ihren greifen könnte. Teilweise legt sich der Flieger fast schon in Seitenlage um drüber bzw. hindurch zu kommen. Und um das ganze noch kitschiger zu machen, ging gerade die Sonne und tauchte die Kulisse von dunkelblau zu orange-rot. All der Stress, der letzten Wochen fiel von mir in Sekunden ab und verwandelte sich in pure Dankbarkeit. Dankbar dies erleben zu dürfen und dankbar wieder ein neues wundervolles Land entdecken zu dürfen. Nepal, ich komme!Read more

  • Day 2

    Das Abenteuer-Verspechen

    March 10 in Nepal ⋅ 🌙 15 °C

    Meine Ankunft in Kathmandu war ähnlich wie jeder andere Anfang einer Reise. Was möchte ich nun hier erleben? Das ist die Frage die ich mir dann immer stelle, wenn ich in einem fremden Land lande., Jedoch musste ich mir hier nicht Mal selber darum Gedanken machen, denn das wird einem, noch nicht Mal im gebuchten Hostel angekommen, vorweg genommen. Ich nehme mir also ein offiziell ausgewiesenes Taxi und verspreche mir davon natürlich direkt und ohne anstrengendes Feilschen um Geld, in mein Hostel gebracht zu werden. Tja, Pustekuchen, denn um Geld musste ich zwar nicht feilschen, dafür aber um meinen freien Willen. Denn nun wurde ich erstmal in ein Reiseveranstalungsbüro gebracht, damit der nebenberufliche Taxifahrer, und hauptberufliche Touristenfänger, mir ungebeten irgendwelche Informationen über Trekking -Touren im Himalaya geben kann, die er dann natürlich für ganz wenig Geld, und viel weniger als alle anderen Reiseveranstalter, für mich ganz individuell zusammenstellen kann. "Alles sei möglich", behauptet er. Da ich aufgrund meines sehr ermüdeten Zustandes nach einer drei tägigen Anreise aus Deutschland (aufgrund des Streiks saß ich insgesamt 21 Stunden an Flughäfen fest und hinzu kamen noch 12 Flugstunden) kaum noch sprechen, geschweige denn mich gegen soviel geballte High-End-Adventure-Verspechen wehren kann, hätte er es fast geschafft, dass ich was bei ihm buche. Aber eben nur fast! Irgendwie hat er mich durch seine Abenteuer-Versprechen dann doch noch so angestachelt, dass ich es nun aber ganz genau wissen wollte. Ich bat ihn also mir einen Trip nach Mustang, dem verbotenem Königreich im Himalaya, zusammen zu stellen. Das kannte ich aus Dokumentationen von Reiseexpeditionen in abgelegene Winkel dieser Erde. Was soll ich sagen, so wie er mich zuvor an meine mentale Grenze gebracht hatte, brachte ich ihn nun an seine. Solche Wünsche scheinen in seinem Standardprogramm für Touristen nicht vorgesehen. Trotz aller Bemühungen seinerseits, schaffte er es nicht, mir ein Angebot zu machen, da es viele Hürden zu überwinden gibt, um dort hinzugelangen. Es ist eine staatliche Sperrzone und man muss eine kostspielige Sondergenehmigung vom König erhalten, um dort hingehen zu dürfen. Und das ist nur eines der Probleme um diesen Traum real werden zu lassen. Was soll ich sagen , er gab auf und fuhr mich in mein Hostel, ohne irgendwas an mich verkauft zu haben. Schade, dachte ich im Nachgang, denn trotz allem war er ja nett dabei und hat viel Zeit in mich investiert um mir ein Abenteuer anzudrehen. Ich jedoch war ab dem Moment irgendwie angefixt ins Königreich Mustang zu kommen. Der Gedanke nach Mustang zu reisen, wo sich viele Mythen ranken, es aber sehr wenig Menschen erst gesehen haben, war plötzlich da und sehr intensiv. Wo ein Wille, da ein Weg....Read more

  • Day 2

    Mustang für Kurzentschlossene

    March 10 in Nepal ⋅ ☀️ 18 °C

    Von Kathmandu selbst und seinen vielzähligen Sehenswürdigkeiten habe ich bei meiner Ankunft erst einmal nichts mitbekommen. Viel zu sehr war ich damit beschäftigt, meine 12 tägige Reise nach Mustang möglich zu machen und zu organisieren. Fast wäre es an dem großen bürokratischen und organisatorischen Aufwand gescheitert, den man leider vorher betreiben muss, wenn man dort hin will, und eigentlich hatte ich es schon fast aufgegeben, als die Travelagency mich fünf Stunden bevor es losgehen sollte, anrief und mir mitteilte, dass ich die benötigte Sondergenehmigung erhalten könne. Da Mustang nach wie vor ein autonomes Sperrgebiet ist, ist sowohl ein Führer verpflichtend, welcher 24/7 an der Seite des Touristen klebt, als auch ein "Permit" das leider 500$ kostet. Irgendwie habe ich nun alles in die Wege geleitet um dort hinzukommen, aber plötzlich war ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob es all den Aufwand wert ist und vielleicht auch doch ein bisschen zuviel Abenteuer sein könnte. Naja, jetzt war es bereits eingetütet und ich hatte noch 5 Stunden Zeit mich mit Thermounterwäsche, Zelt, Schlafsack, Daunenjacke, Wandersocken, Kohlefilter, etc. auszustatten, da ich eigentlich nicht auf Minustemperaturen in abgelegenen Regionen im Himalaya eingestellt war und mein Gepäck nahezu aus Sommerkleidern besteht. Dafür ist Kathmandu aber bestens auf solche kurzentschlossene Touristen wie mich eingestellt und ich konnte problemlos alles nötige kaufen und vieles, wie Zelt, Daunenjacke, Schlafsack, sogar an der nächsten Straßenecke ausleihen. Wobei mir, das auf Trekking-Touristen bestens eingestellte Kathmandu, allerdings nicht helfen konnte, ist mein miserabler Fitnesszustand, die Höhenmeter und die Bedingungen die in dem verbotenen Königreich Mustang nun Mal so sind wie sie sind. Es ging also los mit einer 12 Stündigen Busfahrt zur am nächsten dran gelegenen Stadt, bevor es richtig los ging.Read more

  • Day 3

    Auf nach Mustang

    March 11 in Nepal ⋅ ☁️ 11 °C

    Schon allein die halsbrecherische Busfahrt hoch in den Himalaya auf viel zu engen, kurvigen, unbefestigten Schotterpisten auf über 2000m Höhe, haben mich bereits mehr als zweifeln lassen, ob das alles eine gute Idee war. Ehrlich gesagt, hatte ich richtig Angst. Zu allem Unglück saß ich auch noch genau auf der hintersten Rückbank am Fenster und auf genau der falschen Seite, so dass ich stets den Abgrund vor Augen hatte. 11 Stunden lang, habe ich bei jeder dritten Kurve angenommen, dass der gesamte Bus samt allen Insassen, dieses Mal ganz bestimmt den tiefen Abhang runter fällt. Tatsächlich war immer eines der Räder knapp auf Kante, wodurch der gelöste Schotter den Abgrund runter rasselte und meine düsteren Phantasien noch weiter beflügelte. Auch die Zusicherung meines Busnachbarn, (den meine Panik fast schon amüsierte), das der Busfahrer geübt darin sei hier zu fahren und wisse was er tue, half da kein bisschen. Allerdings war nach Jomsom fliegen (ein kleiner Ort wo viele Trekking-Touren im Himalaya beginnen) auch keine echte Alternative, da es laut meinem Reiseführer-Buch verhältnismäßig oft zu Flugzeugabstürzen kommt und deswegen davon abgeraten wird. Nun, so kam ich am Ende tatsächlich nach insgesamt 12 Std + 11 Std = 23 Stunden Busfahrt völlig zerstört, aber heile in dem kleinen, auf 2700m hoch gelegenen, Trekking-Mekka Jomsom an. Hurra!Read more

  • Day 4

    1. Trekking -Tag

    March 12 in Nepal ⋅ ☀️ 7 °C

    Mein erster Trekking-Tag begann also in Jomsom und auf 2700 Höhenmetern. Manoj, mein 27-Jähriger nepalesischer (Pflicht-)Führer stets an meiner Seite. Das die Luft dünner geworden ist, merke ich sofort. Geplant ist eine 6 Stündige Wanderung. Eigentlich habe ich es so nicht geplant, aber es ist halt nicht anders möglich, da es einfach keine Infrastruktur gibt und ich nicht so gerne im Zelt schlafen wollte. Die nächste menschliche Ansiedlung ist einfach so weit weg und wir können dort einen sogenannten Home-Stay machen. Man schläft dort bei einer Familie Zuhause und bekommt dort auch ein warmes Essen. Wir wandern also los und bereits auf den ersten Metern habe ich Schnappatmung. Mein Führer hatte mir erzählt, dass es eine einfache Wanderung sei. Aber: Puste-kuchen. Es werden wirklich harte 6 Stunden für mich. Die Umgebung drumherum ist surreal - ich habe das Gefühl eine Mars-Expedition zu machen. Die Lebensbedingungen scheinen mir zumindest sehr ähnlich. Hier wächst nichts, wirklich keine einzige Pflanze und kein Baum. Es gibt nur ockerfarbene Berge, Geröll und Staub. Regen gibt es hier ebenfalls nicht. Alles ist staubtrocken. Und Luft zum Atmen gibt es meiner Meinung auch nicht ausreichend. Trotzdem sollen hier Menschen leben? Wie machen die das? Es können nur Marsmenschen sein.
    Ich kämpfe mich vorwärts. Es geht noch weiter bergauf auf 3100 Meter. Der dauerhafte, kräftige Wind pfeift mir um die Ohren und den Staub ins Gesicht. Da die Sonne scheint, ist es nicht so kalt, wie ich befürchtet hatte, aber nichtsdestotrotz ist es beschwerlich. Ich schwanke zwischen Euphorie aufgrund der atemberaubenden Bergkulisse und der mystischen, kargen Ödnis, und zwischen völliger Erschöpfung aufgrund der atemraubenden Höhe. Unser Etappenziel heißt Chele.
    Dort angekommen, kann ich mich eigentlich nur noch flach hinlegen und spüren wie stark mir eigentlich der Rücken schmerzt. Ich bin es nicht gewohnt so lange zu wandern, und schon gar nicht mit zusätzlichen 10 Kilogramm auf dem Rücken. Ich frage mich, wie das nur weitergehen soll?
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  • Day 5

    2. Trekking -Tag

    March 13 in Nepal ⋅ ☀️ 2 °C

    Um 6.00 Uhr morgens soll es mit unserer Trekking-Tour weiter gehen. Wieder stehen 6 Stunden wandern auf dem Plan. Leider konnte ich aufgrund der starken Rückenschmerzen und der dazu gekommenen Kopfschmerzen kaum schlafen. Was zum Teufel habe ich mir eigentlich dabei gedacht? Das ich einfach völlig untrainiert ein bisschen gemütlich im Himalaya spazieren gehen kann? Spätestens jetzt wird mir klar, dass ich es nicht packen werde, die geplanten 5 Tage nach Lo Manthang, ins spirituelle Herz und und den Sitz des Königs von Mustang, zu wandern. Nach wenigen Kilometern, bitte ich meinen Führer Manoj, eine andere Lösung für mich zu finden, da mein Rücken zu stark schmerzt, mein Herz wie verrückt puckert, und die 3800 Meter Höhe noch ein zusätzliches Lufthol-Problem darstellen. Ich komme mir vor wie eine COPD-Kranke der Stufe 5. Er schlägt mir vor, einfach ganz, ganz langsam zu gehen und ganz, ganz langsam ein- und auszuatmen, da es leider keine andere Lösung gibt. Ich benötige für 100 Meter mehr als 10 Minuten. Die Lage scheint mir aussichtslos, als aus dem Nirgendwo ein 4WD-Jeep vorbei gefahren kommt und ich ihn anhalte. Wir verhandeln und schlussendlich stimmt er zu, uns zu unserem übernächsten Etappenziel zu fahren, was mit dem Auto ca. 3 Stunden oder so entfernt ist. Gott sei Dank. Oder besser gesagt: Tausend Dank an die tausend Hindugötter. Mittlerweile sind wir auf über 4000 Metern Höhe und es ist nun doch richtig kalt geworden und windig dazu. Später am Abend stelle ich sogar mit Erstaunen fest, dass es angefangen hat zu schneien. Jedoch macht das alles nichts mehr aus, wenn man gemütlich in Daunenjacke und in einen Schlafsack gehüllt im (ungeheizten) Home-Stay chillt und es dazu heißen Milch-Tee gibt. Währenddessen man aus dem Fenster schaut und die unglaublich majestätische Bergwelt da draußen bestaunt und der Wind die Segenswünsche aus den bunten, flatternden Gebetsfahnen in alle Himmelsrichtungen trägt. Dann sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Ich schließe diesen Tag mit einem zufriedenen Lächeln ab.Read more

  • Day 6

    3. Trekking-Tag

    March 14 in Nepal ⋅ ☀️ 3 °C

    Es war trotz der intensiven Kälte in dem nicht isolierten Lehm-Steinhaus unserer Gastfamilie so gemütlich. Am Abend versammelten sich alle Familienmitglieder in der Küche, dem einzig warmen Raum im Haus. Denn hier wurde ein Kohleofen mitten in den Raum gestellt, wo wir alle drumherum sitzend die Wärme genoßen und dazu Chai tranken, während die Frauen der Familie das Abendessen für uns zubereiteten. Sie waren alle sehr lieb und ich fühlte mich dort wohl als Gast.
    Später hatte ich mit meinem Schlafsack, zwei Decken und Thermounterwäschen bewaffnet, trotz der eisigen Kälte in dem Haus, so einen guten, erholsamen Schlaf, dass ich die Strapazen und intensiven Rückenschmerzen vom vorherigen Trekking-Tag einfach vergessen habe.
    Beseelt, ausgeruht und zufrieden, starte ich also in den nächsten Trekking -Tag. Erst läuft es auch ganz gut und ich bin frohen Mutes. Wir machen eine kleine Rast, damit ich meine Jacke ausziehen kann, denn die Sonne scheint und es ist angenehm warm. Ich hebe meinen Rucksack auf um ihn wieder aufzusetzen und ×××Zack!!! ××× !!! Hexenschuss !!! ×××
    Ich bin nahezu bewegungsunfähig. Ich überschlage meine plötzlich eingetretene, missliche Situation und halte Krisensitzung mit meinem Führer Manoj. Sieht nicht gut aus, denn wir sind im Gebirge ca. 2 km von einer befahrbaren "Straße" entfernt. Erst muss ich kurz vor Verzweiflung und Schmerzen weinen, dann schlägt Manoj, wahrscheinlich auch aus lauter Verzweiflung vor, ein Lastentier zu organisieren, welches mich hier raus transportieren soll. Ich breche in schallendes Gelächter aus. Erst weiß er nicht warum es so lustig ist, aber spätestens nachdem ich ihm das ganze Szenario bildlich ausmale, z. B. wie ich überhaupt da drauf kommen soll, auf den Esel, auf den Yak, oder was auch immer das sein soll, so ein Lastentier, fängt auch er an zu lachen. Wir lachen uns zusammen immer weiter checkig, wegen der gesamten Skurilitat der Situation, während ich centimeterweise durch unwegsames Gelände Richtung Straße krieche und Manoj meinen Rucksack schleppt, und mich immer weiter zum Lachen bringt, auch wenn es eigentlich zum heulen ist. Auch wenn es eine blöde Sache für mich ist, ist es für das Verhältnis zwischen mir und Manoj richtig gut gewesen. Aus meinem steifen, desinteressierten (Pflicht-) Führer, welcher nur am Handy hing, ist ein Reisebuddy geworden.
    Gefühlte Stunden später kommen wir an der gewünschten Schotterpiste an. Manoj hat einen 4WD-Jeep organisiert, welcher uns 4 Stunden später zur Rettung kommt. Erst als ich schon so einige Zeit im Jeep sitze, bemerke ich, dass wir gen Norden fahren und uns somit nicht auf dem Rückweg nach Kathmandu befinden, wovon ich aufgrund meiner vollkommenen Immobilität ausgegangen bin. Für mich war irgendwie klar, dass es nun vorbei ist. Denn dort hat mein gebuchter Trip begonnen und dort endet er auch laut Vertrag mit der Reiseagentur. Auf meine verwunderte Frage hin, wohin wir denn fahren, erwidert Manoj mir: "Du wolltest doch unbedingt zum König von Mustang, oder habe ich da die letzten Tage was falsch verstanden?“
    Nein, hat er nicht! Irgendwie feier ich ihn dafür nun noch mehr, denn ich hätte wahrscheinlich aufgegeben.
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  • Day 7

    Das verborgene Königreich Mustang

    March 15 in Nepal ⋅ ☀️ 3 °C

    Als mich der 4WD-Jeep durch dieses lang gestreckte Hochtal, auch als Königreich Mustang bekannt, fuhr, klebte ich quasi mit offenem Mund am Fenster. Denn das Hochtal, was bereits zwischen 3000-4000m Höhe liegt, wird flankiert von den legendären Achttausendern Dhaulagiri und Annapurna im Süden und im Norden von Mustang Himal und Damodar Himal. Und gleichzeitig gleicht die Hochebene einem anderen Extrem: einer kargen, sehr trockenen Wüste. Nach einer stundenlangen Fahrt über geröllige Staubpisten, bin ich also in Lo Manthang, dem Hauptort und dem spirituellen Zentrum von Mustang
    angekommen. Hier in Lo, im Land der Lopas, regierte lange Zeit der König Jigme Palbar Biste. Er war der 25. Herrscher in direkter Nachfolge des legendären Kriegers Ame Pal, der das Reich um 1400 gründete. In der Mustang-Region leben die Lopas, die kulturell und sprachlich gesehen, aus Tibet stammen. Tatsächlich erinnert mich hier alles an den Film: "Sieben Jahre in Tibet". Leider ist der König vor einigen Jahren gestorben und einen Nachfolger gibt es offiziell nicht, denn es verlor seine Unabhängigkeit und wurde von Nepal annektiert. Die nepalesische Regierung forderte den König, die Monarchie aufzulösen, was er auch widerstandslos tat. Vielleicht heißt es deswegen auch das verbotene Königreich Mustang- denn die Lopas fühlen sich noch immer mit ihrem König und ihrem Mustang verbunden. Auf drei Seiten von Tibet umgeben, war die Gegend lange Zeit ein unerreichbares Traumziel, da Reisende das Land bis zum Jahr 1992 nicht betreten durften. Heute dürfen bis zu 300 Reisende pro Jahr ins Land kommen, doch diese Zahl wird nicht mal erreicht, da die Infrastruktur für Reisende nicht gegeben ist. So war es mir z.B. eine gesamte Woche lang nicht möglich zu duschen, da es dafür einfach kein Wasser gab. Auf dem gesamten Mustang-Trip komme ich immer wieder an den Tempeln der lamaistisch-tibetischen Kultur vorbei. Höhepunkt ist schliesslich der buddhistische, in Lo Manthang thronende Tempel, Jampa lhakhang. Drinnen sind drei riesengroßen Buddhastatuen anzutreffen: Buddha der Vergangenheit, Buddha der Gegenwart und Buddha der Zukunft. Leider hörten da die Englischkenntnisse des Mönchs auf, der uns netterweise herumführte. Die Wände des Tempels sind mit allerhand düster wirkenden und uralten Mandalas aus dem 15. Jahrhundert bemalt. Lo Manthang mutet mit seinem Königspalast, dem Kloster und den Häusern aus Steinen, mittelalterlich an. Jedoch ist der kleine Ort übersät mit buddhistischer Symbolik, welcher eine Ruhe und Mystik ausstrahlt. Was allerdings etwas befremdlich für mich ist, ist die Tatsache, dass es hier, trotz dessen es nicht hinduistisch ist, noch ein strenges, religiöses Kastensystem gibt. In einigen Situation bekomme ich die Ausgrenzung eines Menschen einer unteren Kaste (Sudras) auch mit, weil dieser weder das Wasser berühren, geschweige denn trinken darf, was mein scheinbar einer höheren Kaste angehöriger Führer Manoj mir und anderen Anwesenden angeboten hat. Als Außenstehende war das für mich schwer auszuhalten, jedoch für alle anderen selbstverständlich.
    Ich könnte hier noch vieles weitere über das spirituelle und sehr einfache Leben der Lopas erzählen, doch lasst einfach die Fotos auf euch wirken, dann bekommt man schon einen ersten Eindruck.
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  • Day 11

    Kontrastprogramm Kathmandu

    March 19 in Nepal ⋅ ⛅ 24 °C

    Ich bin wieder zurück in Kathmandu und so überfüllt von Eindrücken, Erlebnissen, neuem Wissen, lustig-skurillen Anekdoten, dass ich gar nicht weiß, wovon ich hier zuerst berichten soll :
    1. Über die 3-tagige Bus-Rückfahrt von Mustang in die Hauptstadt mit all den übelst stinkenden Mustang-Bewohnern als Busnachbarn. (Es herrscht nunmal Wassermangel in Mustang...)
    2. Über das angsteinflößende Chaos im Straßenverkehr, wo eine rote Ampel eher eine Empfehlung darstellt und wo auf jeder noch so engen Straße immer noch mindestens drei weitere nicht vorgesehene Fahrspuren eröffnet werden.
    3. Oder ich lasse die Rückführung in die Neuzeit einfach weg und beginne dort wo ich anfänglich gelandet bin:
    Zurück in Kathmandu. Ich möchte einen Stadtbummel machen. Kaum verlasse ich, dass Hostel geht es direkt los:
    "Ma'am!" Der erste Nepalese der mich erlurt hat, kommt direkt auf mich zugelaufen und will mir eine Tour andrehen. Ich bedanke mich höflich und gehe weiter. Keine 10 Meter weiter, geht's direkt mit dem nächsten weiter. In den nächsten Stunden, sollen es noch viele Dutzende werden. Tourismus ist in Nepal eine sehr lukrative Einnahmequelle und für viele Einheimische oft auch die einzige Möglichkeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Leider sind es aber in den letzten Dekaden einfach zu viele geworden, die sich als Touristenführer ihr Geld verdienen wollen, und so sind, (trotz Pflichtführer-Gesetz in den Bergen), sowohl die Touristen, als auch die Führer unzufrieden mit dem Business. Ich kann mich zumindest für heute aber tapfer behaupteten und schaffe es durch die vor Führen und anderen Menschen, Fahrradfahrern und Motoraddfahrern überquellenden Gassen in die Altstadt von Kathmandu. Alleine. Morgen erst kommt Sascha, ein Freund aus Köln an und wir werden dann zusammen einen Monat durch Nepal reisen. Aber heute noch sauge ich den enormen Smog und die gesamte Atmosphäre alleine auf. Zwischen rufenden Händlern, Autohupen und Fahrradklingeln, Baustellenlärm, schrillt überdrehte religiöse Musik, es riecht nach Autoabgasen, Weihrauch, Gewürzen, Abwässern, und dazwischen wandern heilige Kühe und heilige Männer über die Straße, und Bettler und Straßenkinder buhlen um eine finanzielle Zuwendung. Trotzdessen mag dies alles nicht die einzigartige Schönheit der Stadt verbergen. Denn viele kunstvoll gebaute hinduistische Tempel schmücken ebenso die Stadt, wie traditionelle hinduistische Architektur, Statuen von Gottheiten und Pagoden. Vieles ist sehr verziert, farbenfroh, vergoldet und einfach sehr exotisch. In einem Wort zusammen gefasst, würde ich Kathmandu einfach als "überwältigend" beschreiben.
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