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  • Day 202

    Heute fährt die 18 bis nach Istanbul...

    March 16 in Turkey ⋅ ☁️ 11 °C

    ...und für alle, die keine Jecken sind...das ist der Anfang eines Karnevalsliedes, was mir direkt zu Istanbul einfällt 😜.
    Irgendwie auch passend, denn mit Verlassen Griechenlands geht dort die Karnevalszeit los🎉.

    Auf dem Weg in die Türkei denken wir immer mal wieder drüber nach- Istanbul mitnehmen oder links liegen lassen. Denn uns ist schon dort klar- Istanbul ist eine riesige Stadt und Radfahren wird wahrscheinlich die Hölle.

    Wir entscheiden uns mit der Fähre von Bandirma aus nach Istanbul zu schippern, um nicht mit dem Fahrrad auf einer 8 spurigen Schnellstraße zu landen. Denn so beschreiben andere Radfahrer:innen ihre Anfahrt in die Stadt. Dafür habe ich keine Nerven und möchte vorallem am Stück in Istanbul ankommen.
    Auch aus diesem Grund wählen wir ein Hostel sehr nah am Fährhafen. Zumindest auf Googlemaps sieht es so aus. Ich erstelle die Route und sehe, es sind 4 km...auch da werden mir nochmal die Dimensionen klar.

    Istanbul ist mit 16 Mio. Einwohnern die größte Stadt Europas. Zum Vergleich: in Berlin leben 3,6 Mio. Menschen. Und so fühlt es sich auch an - Berlin ist richtig entspannt im Vergleich zu Istanbul. Wir sind echt geflasht von den Menschenmassen in dieser Stadt. Und das nicht nur an den Hauptattraktionen wie der "Blauen Moschee" oder der "Hagia Sophia". Unser Hostelbesitzer erklärt uns, dass es in unserem Viertel vor 20 Jahren nur etwa zehn Hotels gab. Heute sind es zehn pro Straße.

    Die Stadt hat eine aufregende Geschichte hinter sich, was vor allem ihrer einzigartigen geographischen Lage zwischen dem Schwarzen Meer und dem Mittelmeer, sowie ihrer Lage zwischen zwei Kontinenten, Europa und Asien geschuldet ist.

    Griechen, Perser, Römer, Osmanen ließen sich hier nieder.
    Die Römer riefen die Stadt 330 nach Christus zur Hauptstadt Europas "Konstantinopel" aus, benannt durch den Kaiser Konstantin I. Um die Geschichte abzukürzen, da ich sie gar nicht in kurze Worte fassen kann: es folgte eine byzantinische Zeit, bevor die Osmanen die Stadt für sich einnahmen und sie in Istanbul umbenannten.
    Nach dem Untergang des osmanischen Reiches von 1913 - 1923 und mit der Unabhängigkeit der Türkei, gehört Istanbul seit 1923 zur türkischen Republik.

    Die Geschichte Istanbuls zeigt sich unter anderem auch an dem Nebeneinander von Moscheen, Kirchen, Synagogen und anderen antiken Gebäuden.
    Schon immer war sie ein Schmelztiegel der Nationen und so scheint es auch noch heute zu sein.

    Luzi und mich überfordert die Stadt. Sie ist uns zu groß, zu hektisch, zu voll. Wir schauen uns am ersten Abend eine Dokumentation über Istanbul und seine heikle Lage in der Nähe zweier Erdplatten an. Ein großes Erdbeben ist längst überfällig. Da bin ich froh, dass die Wahrscheinlichkeit in den drei Tagen, die wir hier verbringen, recht gering scheint.

    Abgesehen vom Sightseeing, machen wir mal wieder Erledigungen. Luzi lässt kaputte Reißverschlüsse an Jacken wechseln - Toparbeit für ein paar Euros. Zum Waschsalon müssen wir von der europäischen Seite unter dem Bosporus mit der U-Bahn in den asiatischen Teil der Stadt. Wir wohnen im touristischen Viertel und da kann man nur Wäsche für viel Geld zum Waschen abgeben. Das Viertel Kadiköy gefällt uns sehr gut. Nette, hippe Cafés und kleine Läden gibt es hier.

    Insgesamt ist es in Istanbul viel teurer als anderswo. Sowieso ächzt das ganze Land unter der hohen Inflation. Wir suchen uns ein indisches Restaurant zum Essen aus und checken die Preise online. Als wir ankommen sind die tatsächlichen Preise jedoch viermal so hoch. Wir sind allerdings in der glücklichen Lage, dass der Euro Kurs derzeit besonders gut ist und wir trotzdem viel günstiger als in Griechenland unterwegs sein können. Wie die Menschen das hier machen, ist mir ein Rätsel, da die Gehälter nicht im gleichen Maß und Tempo steigen. Ob die Regierung hier auch Maßnahmen zur Abfederung eingeleitet hat, wissen wir noch nicht.

    Nach drei Tagen lassen wir die Stadt hinter uns. Ein weiteres persönliches Ziel habe ich an dieser Stelle erreicht- ich bin mit dem Fahrrad bis nach Istanbul gefahren und das ist irgendwie ein schönes Gefühl, was mich auch stolz macht.

    Abgesehen von der Hektik und der unbeschreiblichen Größe der Stadt nehme ich die vielfältigen Gerüche auf den Märkten mit, die bunten Farben, die Gesänge der Muezzine, die vielen, vielen Kätzchen und ihre Häuschen und das vielfältige, friedliche Miteinander unterschiedlicher Nationen und Religionen.

    (Denise)
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