• Anspannung, Wellen und Wale

    Aug 2–4 in South Africa ⋅ ☀️ 18 °C

    Wir nähern uns Mthatha – einer Stadt mit zweifelhaftem Ruf. Über Overlander und andere Reisende hören wir Warnungen: nicht anhalten, nicht tanken, nicht einkaufen. Leider geht unsere Tanknadel Richtung Null. Also müssen wir wohl oder übel hier tanken. Wir wählen wir die erste Tankstelle vor der Stadt – alles bleibt ruhig. Wir sind aber in Alarmbereitschaft.

    Dann fahren wir mitten hinein. Der Verkehr ist dicht, wir bleiben aufmerksam, halten Abstand an roten Ampeln. Regina wirkt angespannt, Jens versucht zu beruhigen. Die Stadt ist laut und chaotisch, typisch afrikanisch. Schließlich schaffen wir es aus dem Zentrum – aufatmen.

    Kurz darauf biegen wir Richtung Küste ab. Regina entdeckt im Rückspiegel einen kleinen weißen Wagen, der uns komisch vorkommt und uns folgt. Jens hält an einem Marktstand. Der Wagen bleibt 20 Meter hinter uns. Ein Mann steigt aus und läuft auf uns zu.

    Jens lässt ihn bewusst näherkommen – nicht zu nah, aber so, dass der Lauf umsonst ist. Kurz bevor der Mann das Auto erreicht, fährt Jens langsam los. Der Mann kehrt keuchend um.

    Wenig später überholt uns derselbe Wagen mit Vollgas und stoppt am Straßenrand. Der Mann trägt eine Warnweste, hält einen Ausweis hoch und stellt sich vor unser Auto – eine Masche, die wir sofort erkennen. Jens weicht aus und fährt vorbei. Der Wagen folgt erneut, gestikuliert wild. Regina zeigt mit dem Finger, dass wir nicht anhalten. Nach einigen Minuten bricht der Mann ab und biegt ab – vermutlich, um seinen Kompanion einzusammeln.

    Uns wurde bereits von einem anderen deutschen Reisenden, den wir im Addo-Nationalpark kennengelernt haben, eine ähnliche Geschichte erzählt: Ihm wurde an einem Geldautomaten, zu dem er von vermeintlichen Baustellenhelfern gelotst wurde, seine Kreditkarte gestohlen. Zum Glück konnte er sie wenige Minuten später sperren, bevor Geld von seinem Konto abgehoben wurde. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Versuch dieser beiden Männer um genau dieselbe Masche.

    Die Lage beruhigt sich. An der nächsten Kreuzung lassen wir vorsichtshalber alle Autos passieren, bevor wir abbiegen. Niemand folgt uns.

    Die Landschaft wird ländlich. Es ist Schulschluss. Hier ist wieder das „wahre Afrika“, wie in Westafrika. Hunderte Kinder laufen auf staubigen Wegen nach Hause, winken, lachen, freuen sich. Einige bitten mit Gesten um Essen, alle bleiben freundlich. Kleine ärmliche Hütten am Wegesrand und nur Schotterpiste. Das Surfcamp liegt auf einem Hügel über dem Strand, ist schön, aber windig. Wir übernachten hier sehr ruhig und verbringen auch den Vormittag des nächsten Tages im Camp. Einer nach dem anderen kommen Einheimische vorbei, bieten uns Souvenirs, Obst, Muscheln, Fisch, Brennholz oder eine Führung durchs Dorf an. Wir schlagen all das dankend ab, führen aber netten Smalltalk mit ihnen.

    Am späten Vormittag ziehen wir weiter zu einem schönen, kostenfreien Platz direkt am Meer mit Grillstelle. Wir machen einen langen Strandspaziergang zur Flussmündung, Marie spielt im Sand, und Jens hängt entspannt seine Hängematte am Hang auf. Später am Nachmittag treffen wir einen freundlichen jungen Einheimischen, der mit Jens über Gott und die Welt spricht. Nachdem er weitergezogen ist, beobachten wir vom Fahrzeug aus Delfine und Wale, die mit ihren Flossen Fontänen ins Wasser schlagen – ein beeindruckendes Erlebnis.

    Am nächsten Morgen bietet uns ein Einheimischer frisch gefangene Lobster an. Das schlagen wir aber nicht ab. Regina freut sich über 2 kleinere Lobster, die sie für 2,50€ erwirbt. Die gibt es dann später zum Abendessen. Sehr lecker!
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