• Reginas großer Tag

    December 4 in Uganda ⋅ ☁️ 23 °C

    Wow – heute ist ein ganz besonderer Tag für Regina. Wir stehen in Rushaga, direkt am Bwindi Nationalpark, unser Auto parkt vor einer Lodge. Es ist kurz vor sieben Uhr, die Luft ist frisch, der Regenwald liegt wie ein tiefgrüner Teppich vor uns, und die Bergkuppen des Bwindi ragen mystisch in den Morgenhimmel.

    Regina ist aufgeregt, denn heute erfüllt sich ein großer Wunsch: Sie wird die Berggorillas in Uganda in freier Wildbahn sehen. Dank der deutschen Reisegruppe und ihrem lokalen Guide bekommt Sie überraschend die 800 UD Dollar teure Genehmigung ganz kurzfristig.

    Beim Nationalpark-Eingang steigt die Spannung. Rund 50 bis 70 Touristen sammeln sich hier, viele Safari-Autos fahren vor. Die Ranger instruieren alle ausführlich. Dann werden alle Touristen in kleine Gruppen aufgeteilt – wir neun Deutschen gehen mit drei Rangern, die uns begleiten und schützen.

    Schon seit sechs Uhr morgens sind einige Ranger als Tracker unterwegs, um die Gorilla-Familien aufzuspüren. Unser Guide hält Kontakt zu ihnen, während wir durch den Regenwald wandern. Sie lesen die Spuren der Nacht: Schlafnester, abgerissene Blätter, Abdrücke im feuchten Boden – und ja, sogar die Kacke der Tiere. Alles führt zur Kutu-Gruppe, benannt nach dem Silberrücken Kutu, dessen große Ohren ihm den Namen „Ohr“ auf Kinyabwisha eingebracht haben.

    Nach etwa anderthalb Stunden taucht plötzlich ein kleiner Gorilla direkt vor uns im Baum auf – kaum zwei Meter entfernt. Unter ihm klettert ein Weibchen den Hang hinunter, und etwas weiter unten thront er, der mächtige Silberrücken. Unser Tracker schlägt uns mit der Machete den Weg frei, um den Gorillas folgen zu können. Der Wald wird dichter, der Boden steiler, und wir halten alle den Atem an, als wir ganz nah an die Tiere herankommen. Sie registrieren uns – und bleiben erstaunlich gelassen.

    Dann beginnt diese magische Stunde, die erlaubt ist: Wir beobachten die Familie aus nächster Nähe. Zehn Gorillas – drei Babys, mehrere Weibchen, und der beeindruckende Silberrücken mit riesigen Pranken. Sie essen Blätter, ziehen die weichen Stängel heraus, sitzen im Gras und schauen uns mit diesen tiefen, ausdrucksstarken Augen direkt an.

    Ein junges Weibchen läuft auf Regina zu, streift ihr Bein und setzt sich einfach einen Meter neben sie ins Gras, um weiterzufressen. Ein anderer Gorilla zeigt kurz seine Zähne und macht klar, dass es genug ist, doch die Ranger beruhigen ihn mit ihren vertrauten Lauten. Alles bleibt ruhig.

    Es ist ein Wechselbad aus Ehrfurcht, Staunen, Respekt und dem Gefühl, etwas unglaublich Privilegiertes erleben zu dürfen. So nah zu sein, fast auf Armlänge, ohne die Tiere zu stören, nur als stille Gäste in ihrer Welt.

    Nach einer Stunde ziehen sich die Gorillas langsam zurück, und wir machen uns ebenfalls auf den Weg. Gegen halb eins kommen wir wieder am Ausgangspunkt an, nach insgesamt dreieinhalb Stunden Trekking. Regina strahlt. Dieser Tag, dieses Erlebnis ist eine Erinnerung fürs Leben.

    Seit vielen Jahren wünschte sich Regina dieses Abenteuer. Und da Jens nicht so heiß darauf ist kann er derweil auf Marie aufpassen. Das trifft sich gut denn Kindern ist es verboten in die nähe der Tiere zu gelangen. Es war perfekt, dass diese unglaublich nette deutsche Reisegruppe sie mitgenommen hat.

    Am Abend sitzen wir mit der Reisegruppe zusammen, trinken etwas und erzählen. Die Stimmung ist warm und vertraut, eine schöne kleine Reisefreundschaft. Am nächsten Morgen trennen sich unsere Wege wieder – aber Regina nimmt ein Erlebnis mit, das sie ihr Leben lang nicht vergessen wird.
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