• Örtchen rund um Avallon

    June 24, 2024 in France ⋅ ⛅ 26 °C

    Zu uns Vier! Dieter und Sabine sammeln Kunst wie andere Leute Briefmarken – ob Kurioses oder Herausragendes, Hauptsache extravagant. Ich hingegen, stets auf der Suche nach einem Relikt, das mich an einen Ort zurück erinnern lässt, jage gern modische Schätze. Mein Mann Wolf? Der schnüffelt sich durch jeden Markt auf der Suche nach kulinarischen Köstlichkeiten, inspiriert von allem, was gut schmeckt. Zusammen sind wir ein kurioser Trupp: Dieter und Sabine dekorieren, ich schmücke, und Wolf sorgt dafür, dass niemand hungrig bleibt – eine perfekte Mischung aus Kunst, Mode und Genuss!

    🎁VEZELAY🎁Wir besuchen das malerische Dorf Vézelay, mit ca. 450 Einwohner, ein touristisches und spirituelles Highlight und einer der Ausgangspunkte des Jakobsweges.
    Ich entdecke bereits nach den ersten 100 Metern einen Second-Hand-Shop und ergattere einen Strohhut aus den Galeries Lafayette für einen Spottpreis! 🌺 Mein Freund D.S., bereits auf der Jagd nach seltenen, kuriosen Fundstücken, stolpert in einem Antiquitätenladen über ein riesiges Drahtgeflecht. „Kunstwerk oder Folterinstrument?“ frage ich mich kurz? 😳 D.S. beäugt es nur kurz und skeptisch von allen Seiten und ohne lang zu überlegen, wird es gekauft. Später klärt sich die Sache für mich auf: Das vermeintliche Kunstobjekt ist, wie sich herausstellt, eine Fisch-Reuse. D.S. kreativ wie immer, hat bereits eine Eingebung. „Genialer Lampenschirm!“ verkündet er stolz. Und tatsächlich – zu Hause, in Augsburg, Altstadthaus 17.Jhd., steht das Kunstwerk an seinem Platz, wie dafür gemacht, beleuchtet den Raum...und alle sind begeistert!

    🍭FLAVIGNY🍭
    Weiter geht es nach Flavigny-sur- Ozerain! Ein Dorf, das aussieht, als wäre es direkt aus einem Märchenbuch gefallen, verzaubert sofort mit seinen verwinkelten Gassen und steinernen Häuschen. Hoch oben auf einem Hügel thront es und die Abtei von Flavigny, Heimat der berühmten Anisbonbons, zieht mit ihrem süßlichen Duft jeden Besucher in ihren Bann. Die kleinen, runden Köstlichkeiten, die hier seit Jahrhunderten hergestellt werden, sind beschrieben wie kleine Zeitkapseln – jeder Bissen trägt ein Stück Geschichte in sich. Ein Rundgang durch die alte Bonbonfabrik fühlt sich an, als würde man in eine andere Ära eintreten, wo Handwerkskunst noch mit Hingabe zelebriert wird.
    Und dann gibt es natürlich noch die Drehorte des Films *Chocolat*, der das Dorf endgültig in die Herzen der Filmfans brachte. Man kann förmlich spüren, wie die Magie des Films zwischen den Mauern weiterlebt.

    🧑‍🎨NOYERS🧑‍🎨
    Inmitten der verträumten Gassen von Noyers-sur-Serein, einem mittelalterlichen Kleinod, erhebt sich tolle Architektur wie ein Relikt vergangener Epochen. Die hohen Fassaden und die verwunschenen Gärten schienen uns Geschichten zuzuflüstern, während das Kopfsteinpflaster unter unseren Füßen regelrecht knisterte.
    Ein kurzer Stopp, doch genug Zeit, um eine kleine, faszinierende Kunstgalerie zu entdecken, die wie ein geheimes Juwel im Herzen des Städtchens verborgen liegt. Im
    „La Maison de la Toison d'Or“ empfängt uns der Hausherr und lädt uns in die Galerie seiner Frau ein. Die Wände sind behangen mit Werken, die von vergangenen Jahrhunderten träumen – kräftige Farben, filigrane Linien, die im Spiel mit Licht und Schatten lebendig werden. Jeder Pinselstrich scheint nicht unbedingt ein Echo der Geschichte zu sein, und trotzdem, alles fasziniert. Die Räume atmen eine tiefe, fast mystische Ruhe.
    Doch es ist der Besitzer von diesem Gebäude, der die Zeit in den schmalen Gassen Noyers wirklich zurückzudrehen scheint. Mit funkelnden Augen und einer Stimme, die den Raum füllt, erzählt er von den Herrschern Frankreichs, als wären sie alte Freunde. Er spricht von den Königen und Herzögen, die einst über diese Ländereien herrschten, von politischen Intrigen und höfischem Glanz, von Ruhm und Verfall. Dabei webt er die Geschichten der Gebäude und Straßen in die große Historie Frankreichs ein, lässt vergangene Epochen aufleben, als ob sie nur einen Atemzug entfernt wären.

    Nicht nur sein Wissen ist ein Schlüssel, der verborgene Türen zur Vergangenheit öffnet. Auch unsere Männer scheinen nun magisch Interessantes auszusprechen. Während sie von den dicken Mauern, den Fenstern mit den steinernen Bögen und den kunstvoll geschnitzten Holzbalken sprechen, sitze ich auf einer Treppenstufe und lausche. Ich sehe förmlich die alten Handwerker, die einst hier arbeiteten, die adligen Herrschaften, die durch die Gassen schritten, und die Schlachten, die in der Ferne tobten. Wow.

    Dieser Besuch in Noyers-sur-Serein wird so zu einem kurzen, aber tiefen Eintauchen in die Zeit, wie ein Film, der in wenigen Augenblicken Jahrhunderte durchstreift. Was für ein toller Tag .
    Read more