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  • Day 6

    Faszination: Vulkankrater

    May 19, 2023 in Portugal ⋅ ☁️ 20 °C

    Nachdem wir beide uns gestern umfassendes Wissen über die Entstehung und die Arten von verschiedenen Vulkanen angeeignet hatten, stand heut ein wahres Vulkankrater Abenteuer auf unserer To do Liste, denn heute wollten wir eine Wanderung auf dem Kraterrand des Stratovulkans Caldeira unternehmen. Mit 1.043 m Höhe ist er nicht nur die höchste Erhebung auf unserer aktuellen Azoren Insel Faial, sondern bietet auch malerische Aussichten rund um die Insel, wenn man Glück hat und das Wetter mitspielt. Ob es geklappt hat und uns das Glück weiterhin verfolgt, lest ihr im Folgenden …
    Gestärkt vom Frühstück ging es für uns anschließend sofort mit unserem Mietwagen Richtung Ausgangspunkt der Wanderung. Dank der kurzen Entfernungen auf der Mini Insel dauerte die Fahrt gerade mal 30 min von unserer Unterkunft aus.
    Am Ziel angekommen konnten wir direkt die faszinierende Aussicht in den Schlot des Kraters genießen. Dann haben wir fix die Wanderkarte gecheckt und festgestellt, dass es sich hierbei um eine Tour von lediglich 2,5 h handelte. So blauäugig wie wir nach wie vor sind, dachten wir uns natürlich sofort: das machen wir doch mit links. So groß sieht der Krater jetzt auch nicht aus. Denkste. Das wir wieder einmal eines Besseren belehrt werden sollten, war uns zu diesem Zeitpunkt nicht klar. Eine Sache haben wir am Anfang aber definitiv richtig gemacht. Eigentlich geht die Tour entgegen des Uhrzeigersinns, aber alle anderen die vor uns gestartet sind, nahmen den Weg mit dem Uhrzeigersinn. Kurz zögerten wir und studierten erneut die Karte. Das Höhenprofil zeigte uns, wo uns die höchsten Anstiege und Abstiege erwarten würden. Da ich mit meiner Prothese besser mit Auf als Abstiegen zurechtkomme, fiel die Entscheidung ebenfalls auf die eigentlich „falsche Tour“ in Richtung des Uhrzeigersinns. Hierbei erwartet einen gleich zu Beginn ein Anstieg über sämtlich lose Steine und wilden, steilen Pfaden. Ohne meine Trekking Stöcke hätte ich bereits nach den ersten Metern umkehren müssen, aber so arbeiteten wir uns Schritt für Schritt immer weiter bergauf, bis wir letztlich den schwierigsten Part (dachten wir zumindest) hinter uns ließen. Stolz wie Bolle und bereits jetzt sehr durchgeschwitzt machten wir eine kleine erste Pause und genossen den unglaublichen Blick in den Krater. Es ist einfach jedes Mal aufs Neue ein einzigartiger und faszinierender Moment. Unglaublich was die Natur so erschafft. Einfach nur beeindruckend. So viel grün, so viel Weite und so viel unberührte Natur. Dann ging es für uns auch schon weiter. Mal wurde es leichter, mal wieder sehr schwierig. Beides im Regen Wechsel und gefühlt kamen wir keinen Schritt voran. Das lag einerseits daran, dass ich gefühlt aller 10 m anhalten musste, weil der Ausblick so schön war und ich ihn mit der Kamera festhalten wollte und andererseits weil manche Phasen meine höchste Konzentration abverlangten, denn eins war klar: ein falscher Schritt und das war es mit meinem Bein und somit auch mit dem Urlaub. Also lieber einen Schritt nach dem nächsten und vorsichtig, anstatt übermütig und dann riesige Probleme bekommen. Bei unserer zweiten von insgesamt 4 kurzen Pausen mussten wir mit Erschrecken feststellen, dass wir bei weitem noch nicht mal die Hälfte geschafft hatten und wir quasi jetzt schon physisch durch waren. Aber wer uns kennt, weiß das wir mittlerweile ein eingeschweißtes Team sind und wir beide uns gegenseitig sehr viel Stärke und Mut geben, so meisterten wir Kilometer für Kilometer. Mal komplett Schweigend, mal einfach nur sprachlos darüber wo wir gerade sind und was wir machen. Als wir dann nach gut 4 h die letzte Etappe erreichten, wollten wir es eigentlich nur noch zu Ende bringen. Zum Schluss hin war es echt ein richtiger Kampf und wir mussten uns zwingen, auf den letzten Metern nicht die Konzentration zu verlieren und einen falschen Schritt zu machen. Dann wurde es plötzlich auch nochmal richtig windig und nebelig. Doch dann nach gut 4,5 h standen wir glücklich, die Beine nicht mehr spürbar und vollkommen erschöpft am Auto. (Selbst Tage danach sollten wir diese Tour noch in unseren Knochen spüren.)
    Mittlerweile war es früher Abend und unsere Mägen ächzten förmlich nach etwas Leckerem. So fanden wir kurzerhand eine Pizzeria von einem italienischen Auswandererpärchen und fuhren schnurstracks dorthin. Dort angekommen wollten wir gerade unsere ausgewählten Pizzen bestellen, als hinter uns bereits ein Pärchen mit der Inhaberin sich auf portugiesisch unterhielt und dann fielen auch schon die magischen Worte, dass wir Deutsche seien. Schnell stellte sich heraus, dass das Pärchen vor uns ebenfalls Deutsche waren und vor rund 8 bis 10 Jahren auf die Azoren ausgewandert sind. Der Mann der Runde namens „Lutz“ hat sogar einen eigenen Reiseführer über die Azoren herausgebracht. Interessant, wie viele dem Stress und dem schlechten Wetter in Deutschland, Belgien und co. Lebewohl gesagt haben und nun vermutlich die chilligste Zeit ihres Lebens hier verbringen. Tatsächlich treffen wir tagtäglich immer mehr Europäer die diesen Weg eingeschlagen haben und hier leben. Für uns aktuell noch unvorstellbar, aber man soll ja niemals nie sagen … oder?
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