• Ein paar hundert Meter weg vom Rheinsteig gibt es in Rheinbrohl eine Vielzahl von Restaurants. Mein Favorit, der Inder, hat leider nur abends auf. So, wie fast alle anderen auch... Und so lande ich ungewollt im "Lecker Döner Haus", bei dem sowohl Name als auch äußere Erscheinung dafür sorgen, dass es nicht meine erste Wahl gewesen wäre...

    Nach der Erfahrung mit der Falafel-Rolle bei der letzten Rheinsteig-Wanderung entscheide ich mich heute für eine kleine Pizza. Zumindest habe ich eine kleine Pizza bestellt und bezahlt, woanders wäre die durchaus als "normal" durchgegangen. Die beiden Männer, die hier arbeiten, erzählen mir von einem Gast, der vor kurzem hier war und von Berlin hergewandert ist. Während ich auf die Pizza warte, soll ich mir ein Bonbon aus der Süßigkeitenschüssel aussuchen und kann gerade so abwehren, dass ich noch ein zweites bekomme. Gemeinsam mit der Pizza bekomme ich noch eine Capri-Sonne aufs Haus. Als die Pizza dann auch noch schmeckt, muss ich den ersten Eindruck revidieren - hier ist man als Wanderer durchaus gut aufgehoben!

    Satt, aber nicht überfüllt, mache ich mich wieder auf den Weg. Irgendwo hier bin ich jetzt 200km NST gewandert.
    Am Ortsausgang von Rheinbrohl treffe ich die Dame wieder, der ich auf der Rheinbrohler Ley beinahe das Selfie ruiniert hätte. Hat sie mich während meiner Pause doch glatt überholt! Wir lächeln uns zu und ich ziehe bergauf an ihr vorbei.
    Bergab in der Sonne wünsche ich mir Schatten. Es ist noch Anfang März und mir ist es zu warm... Was freue ich mich auf den Hochsommer!
    Bergauf macht das Ganze natürlich nicht besser. Auf diesem Abschnitt haben fleißig die Wildschweine gewütet. Ich hoffe, dass mir keins begegnet und habe Glück. Stattdessen treffe ich ein Ehepaar, mit dem ich mich kurz über die Vor- und Nachteile von bergauf und bergab unterhalte. Dann gehen wir in entgegengesetzte Richtungen weiter.

    Beim nächsten Wildschutzzaun stehe ich schon wieder vor einem "abgesperrten" Tor. Hier dauert es noch länger, bis ich es endlich auf bekomme, obwohl es eine ganz normale Klinke gibt. Das Tor klemmt etwas und hat zudem ein wenig Spiel, sodass sich erst etwas tut, wenn man beherzt mit etwas Schmackes an dem ganzen wackelt.
    Immerhin komme ich 200m weiter aus dem nächsten Tor ganz unspektakulär und einfach wieder raus...

    In Arienheller mache ich einen Mini-Abstecher zur nachgebauten Limes-Palisade, nur um wenige Meter später direkt an der Römer-Welt am Caput Limitis vorbeizuschlendern.
    Ein kleiner Exkurs: Natürlich befand sich der Caput limitis, der Kopf der Grenze, 500m weiter am Rhein, nicht am Standort der heutige Römer-Welt. Aber man kann ja schlecht die Anwohner vertreiben, um dort ein Museum zu bauen. Die Römerwelt erwacht nächsten Sonntag (16.3.) aus der Winterpause und ich habe vor, einen halben Rheinsteig-Tag und einen Besuch des Museums miteinander zu verbinden.
    Heute jedoch sind außer ein paar Mitarbeitern keine Menschen zu sehen, und so ziehe ich weiter.

    Ich darf ein Stück durch den Schatten, dann durch Bad Hönningen und dahinter wieder bergauf.
    In den Weinbergen (diesmal mit einfach zu öffnender Umzäunung) entdecke ich eine Schutzhütte, in der ich mich kurz vor der Sonne verstecken kann. Eigentlich wollte ich ja eine Liegebank, aber irgendwie sind die heute Mangelware.
    Kurze Zeit später kommt Schloss Arenfels in Sicht. Ich denke, dass mich der Weg oberhalb vorbei führt, aber dann biegt der Rheinsteig links ab, es geht steil nach unten und plötzlich stehe ich direkt vor dem Schloss. Bis auf Widerruf ist der Durchgang hier erlaubt. Aus der Ferne macht Schloss Arenfels einen tollen Eindruck, aus der Nähe zeigt sich, dass hier und da schon etwas Putz abblättert. Gegen die Zeit haben wir alle keine Chance...

    Hinter Ariendorf geht es nochmal bergauf.
    Mir kommt ein Mann auf dem Fahrrad entgegen, der einen freilaufenden Hund dabei hat, diesen aber kurz an die Leine nimmt, während wir uns aneinander vorbei bewegen.
    Es geht weiter bergauf, ich gehe im Schatten langsamer und in der Sonne schneller. Oben angekommen finde ich dann endlich eine Liegebank. Leider in der Sonne, aber egal. Ich mache es mir gemütlich, knabbere ein paar Nüsse und schicke Fotos nach Hause. Dann folgt der Endspurt nach Leubsdorf.
    Der Mann auf dem Fahrrad mit seinem Hund kommt wieder, diesmal von hinten, und wieder nimmt er die Leine kurz in die Hand, während er an mir vorbei radelt.
    Ich schlendere vorbei an zwei freilaufenden Schafen, aber da zwei Männer nur wenige Meter weiter mit einem Traktor beschäftigt sind, hinterfrage ich das nicht weiter. Die wirken, als gehörten sie zusammen.

    Das letze Stück nach Leubsdorf geht es einen Hohlweg steil bergab, für schlechtes Wetter gibt es eine Alternativroute. Aber heute ist der Boden griffig und ich komme ohne zu rutschen unten an.
    Den kleinen Bogen um Leubsdorf nehme ich noch mit, dann habe ich fürs nächste Mal einen Kilometer gespart. Die Beine werden zwar langsam müde, aber insgesamt bin ich noch gut drauf. Dachte ich, bis die Steigung steiler wird. Da meckern die Beine doch ganz ordentlich. Trotzdem bin ich froh, dass ich beim nächsten Mal nicht damit starten muss.
    Genauso steil gehts auf der anderen Seite wieder runter, ich verlasse den Rheinsteig am Ortsrand von Leubsdorf und gehe das letzte Stück zurück zum Auto wieder beschwingt.
    Pünktlich mit den Kirchenglocken kann ich um 17 Uhr meinen Rucksack absetzen.

    Ca. 28km (ca. 26km NST)
    Je ca. 1150hm hoch und runter.
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