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  • Day 35

    Sintra: Kultur und Kitsch nahe beinander

    March 21, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 18 °C

    Ein echter Apriltag sollte uns heute erwarten. Erster Stopp unserer Fahrradtour war ein wirklich wunderschöner Wasserfall aus einem Märchen. Genauso geheimnisvoll war er auch zu finden. Ich glaube, hier war noch nie ein Tourist, außer wir natürlich ;-)

    In Portugal an Wasserfälle zu denken bedeutet, in erster Linie an den Peneda-Gerês-Nationalpark (im Norden) zu denken, denn hier liegt die Welt der Wasserfälle in Portugal. Ansonsten sind sie nicht so präsent, zumal man bedenken sollte, dass in den Sommermonaten die Wassermenge natürlich geringer ist als im Winter d.h. in der Regenzeit. Wenn man sich anschaut, wie leer die Stauseen zurzeit sind, war der nicht gerade auf unserer Route liegende Wasserfall echt gnädig mit uns.

    Jetzt aber auf nach Sintra. Vorweggenommen: Stefan ist an der Tourenplanung durch die sieben Paläste der Gegend gescheitert. Trotz Google Street View und Kommot schien es keine wirklichen mit Fahrrad befahrbaren Wege zu den Schlössern zu geben. Tipp: Kauf eines Hop-on-hop-off-Discover-Sintra-Tickets am Busbahnhof. Ich schwöre euch, diese Wege wollt ihr nicht mit dem Fahrrad erkunden. Wie der Bus überhaupt diese Serpentinen hoch gekommen ist, ist mir bis heute ein Rätsel. Da die Fußmärsche von den Busstops zu den Sehenswürdigkeiten immer noch durchaus anspruchsvoll waren, haben wir uns dann auch auf zwei Highlights beschränkt: Moorish Castle und Pena Palace und natürlich eine im Ticket enthaltene kleine Stadtrundfahrt.
    Ich wäre gerne noch in den Park von Monserrat Palace gefahren, aber die haben schon um 17:00 Uhr geschlossen - und wir waren mächtig platt, als wir danach wieder auf unseren Rädern den Heimweg antraten.

    Die Ruinen des Castelo dos Mouros erheben sich ziemlich hoch über Sintra, so dass sie in den Wolken zunächst verschwanden. Sie wurde auf einem Felsvorsprung errichtet, der normalerweise freien Blick auf die Küste sowie die Umgebung bot, was zur Verteidigung der gesamten Region früher sicher von großem Nutzen war. Irgendwann im 12. Jahrhundert eroberten die christlichen Kreuzritter die Burg von den Mauren, überließen diese dann jedoch sich selbst, sodass sie irgendwann zerfiel und vom dichten Wald, der die Hügel der Serra de Sintra bedeckt, zurückerobert wurde. Daher strahlt die Burg im Gegensatz zu allen anderen Touristenattraktionen im direkten Umfeld insbesondere bei dem Wetter am heutigen Tag eine besonders spannende mystische Atmosphäre aus. Auch das hier die alten Steine beherrschende Moos trug zu diesem Gefühl bei, in einer verlorenen Welt zu sein.
    Im größten Kontrast: Der verspielte, bizarr/kitschig-bunte Palast von Pena, die einstige Sommerresidenz der Könige Portugals, wird vielfach als „Neuschwanstein von Portugal“ angepriesen. Ein portugiesischer Besucher knurrt ärgerlich: „Blödsinn, als der Bayer den Auftrag gab, lebten hier längst unsere Monarchen.“ Die historischen Fakten geben ihm recht: Pena war 1854 fertig, mit dem Alpenschloss wurde 1869 erst begonnen.
    Bevor die wunderschönen Parkanlagen um das Schloss angelegt wurden, war der Gebirgszug übrigens so kahl wie eine Mondlandschaft, was dem Massiv im Volksmund den Namen Monte da Lua eintrug (Deutsch: Mondberg). Neben einheimischen Kiefern, Eichen und Ginster findet man hier auch beeindruckende kalifornische Mammutbäume.
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