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  • Day 36

    die 4. größte Kirche der Welt in Fatima

    March 22, 2022 in Portugal ⋅ ⛅ 15 °C

    Ja ja wundert euch nur: die ersten Monate dieses Jahres waren zumindest nach Aussage einiger Überwinterer wettertechnisch die schlechtesten seit Jahren. Dafür haben wir mit unserer flexiblen Routengestaltung noch viel retten können. Aber jetzt setzt sich dieses feuchte Wetter exakt über der Mitte der Iberischen Halbinsel fest. Also lassen wir die nächsten Highlights entspannt hinter unserer regennassen Panoramascheibe an uns vorbeiziehen:

    Palácio Nacional de Mafra (Die Anlage ist die größte Schloss- und Klosteranlage Portugals, in der ein beträchtlicher Teil des Goldes aus der damaligen reichen Kolonie Brasilien verwendet wurde)

    Castello de Obidos (imposante maurische Burganlage aus dem 9. Jh.)
    Basilica da Santissima Trindade (deutsch Basilika der Heiligsten Dreifaltigkeit) im Wallfahrtsort Fátima

    Da mich die letzte Station als nicht religiöser Mensch mystisch, spirituell, architektonisch und ästhetisch fasziniert hat, hier ein kleiner Auszug vom Hintergrund dieses Ortes:
    Es ist der 13. Mai 1917, der den kleinen Ort Fátima zu einer heiligen Pilgerstätte der Katholiken macht. Drei Hirtenkinder sehen eine Marienerscheinung, 1930 erkennt die katholische Kirche das Wunder an. Das Sonnenwunder (https://de.wikipedia.org/wiki/Sonnenwunder) und die drei Geheimnisse von Fatima (https://www.domradio.de/artikel/seht-die-sonne-…)
    Zum 90. Jahrestag des Wunders wurde 2007 die Basilika der Heiligen Dreifaltigkeit in Fátima eröffnet und zum Begegnungsort der Religionen erklärt. Menschen jeder Konfession können in der Basilika zu ihrem Glauben finden.
    Nach drei Jahrzehnten Bau- und Planungszeit wurde die viertgrößte Kirche der Welt eingeweiht. Entstanden ist ein neobarockes Gotteshaus, das durch seine schlichte Architektur beeindrucken kann. Die Igreja da Santíssima Trinidade ist ein monumentaler Rundbau mit einem Durchmesser von 125 Metern. Gigantische 8.600 Gläubige finden hier zu heiligen Messen Platz in einer lichtdurchfluteten Kirche. Einzigartig macht die Kirche die Bauweise. Trotz der unfassbaren Größen versperrt nicht ein Pfeiler die Sicht der Gläubigen auf den Altar. Der gesamte Kirchenraum wirkt dadurch noch größer und erhabener. Eine acht Meter hohe Tür aus Bronze führt dich in das Kirchenschiff. Gleich hinter dem Altar kannst du eine der größten Mosaikarbeiten der Welt bestaunen. Auf einer Fläche von 500 Quadratmetern wurde hier ein aus Gold und Terrakotta bestehendes Mosaik kirchlicher Prägung geschaffen.
    Der moderne Bau befindet sich gegenüber der alten Basilika. Die Basilika Unserer Lieben Frau vom Rosenkranz von Fátima ist aufgrund der gigantischen Zahl von mehr als 6 Millionen Pilgern pro Jahr deutlich zu klein geworden.
    Auffällig auf dem Kirchenvorplatz, der doppelt so groß wie der Petersplatz sein soll, ist das große Kreuz aus Bronze, das links zur Kirche steht. Es wurde vom deutschen Künstler Robert Schad entworfen, ist aus Cortenstahl, sehr minimalistisch und übertritt mit einer Höhe von 34 Metern sogar die neue Basilika.

    Mir hat dieser Ort verschiedene Empfindungen ermöglicht:

    - Interessiert
    (aufgrund der Geschichte jüngster Vergangenheit, die zum Bau geführt hat)

    - Irritiert
    (welche Energie und Schöpfungskraft Geschichten hervorbringen können)

    - Erstaunt
    (über die Freigabe an alle Konfessionen)

    - Beeindruckt
    (ob der Größe und beeindruckenden Baukunst)

    - Begeistert
    (weil ganz mein architektonischer Stil, alles Geschmackssache – „kalt und wenig einladend“ könnte man auch meinen)

    - Sinnlich
    (ob des Formgefühls, Geschmacks, Stils, Schönheitssinns)
    eine leichte Scheu (ob der monumentalen Dimension und ihrer gewaltigen, übermächtigen Wirkung auf mich)

    - Fasziniert
    (wie alt und neu - die zwei gegensätzlichen Basiliken in Dialog gesetzt werden)

    - Berührt
    (ob der spirituellen Wirkung auf mich, vor und in der Kirche)

    - Ruhig
    (ein Ort der Ruhe, ideal für ein paar ruhige Momente der Reflektion)
    Angewidert (von der Geschäftemacherei drumherum, erinnert mich sehr an die Szene in „die Papstin“ auf dem Jahrmarkt: Reliquienramsch)

    Nach so viel Spiritualität meets Reality führt uns unser Weg zu einem Punkt in Portugal, an dem man sich leicht mit dem Thema „Naturspiritualität“ auseinandersetzen kann. Kurz gefasst ist Naturspiritualität ein Zugang zu einer höheren Ebene des Bewusstseins über die Natur und Naturerfahrungen. Wo ließe sich das besser erfahren, als dort, wo die potentielle Gewalt der Natur allgegenwärtig ist?! Wir fahren nach Nazaré (Welle). Die hier brechende Welle ist bei entsprechenden Bedingungen eine der größten surfbaren Wellen der Welt.
    Wissenschaftlich und sportlich beleuchtet: Die ungewöhnliche Höhe der hier brechenden Welle hat mehrere Ursachen. Vor der Küste befindet sich der Nazaré Canyon, eine über 230 Kilometer lange Meeresschlucht mit einer Tiefe von bis zu 5000 Metern. Das Ende dieses Unterwasser-Canyons liegt unmittelbar vor der Küste von Nazaré, wodurch sich auf engem Raum große Unterschiede in der Wassertiefe ergeben. Des Weiteren wird bei entsprechenden Bedingungen eine Wasserströmung entlang des Strandes an dem Felsvorsprung in das Meer gelenkt, so dass sich eine weitere Vergrößerung der Welle ergibt. Eine entsprechende Dünung vorausgesetzt, können die Wellen dann mit mehr als 20 m Höhe brechen (Weltrekord: 2017 24,38 m Rodrigo Koxa, ein Brasilianer).

    Sinnlich betrachtet: man hört ein gigantisches dynamisches Rauschen, man schmeckt das Salz auf der Zunge, das Salz und die Gischt in der Luft lassen benachbarte Klippen verschwimmen, es riecht nach Meer und die Luft fühlt sich schwer und kühl an. Durch ständige Böen fühlt sich jeder Schritt etwas schwankend an und alle Sinne sind nur auf eines ausgerichtet. Das tobende, sich an den Klippen brechende und im Weißwasserkessel aufschäumende Meer. Eine Unachtsamkeit und der Mensch wird zum Spielball der Natur: Surfunfälle zum einen, aber ganz konkret auch abbrechende Straßen und vollgelaufene Hanwags von Claudia ;-)
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