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  • Day 65

    Varkala (17.04. - 28.04.)

    April 28, 2016 in India ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach fast zwei Monaten umherreisen und Sehenswürdigkeiten anschauen, in die Kultur eintauchen und Freiwilligenarbeit leisten war vorletzten Sonntag der Zeitpunkt gekommen, an dem der entspannte Teil unserer Reise beginnen sollte. Und zwar in Varkala, einem kleinen Ort an der Küste von Kerala, dem südlichsten Bundesstaat Indiens.
    Von der Sapna Ranch aus ging es also mit dem Bus um sieben Uhr morgens ab zurück nach Mumbai, weil von dort unser Flieger nach Thiruvananthapuram gehen sollte. Es hieß also Abschied nehmen von der Ranch, den anderen Volunteers, den Hunden und besonders der kleinen Alwina und Hasmukh. Hasmukh brachte uns beide nacheinander mit dem Motorrad zum Bus und man konnte auch ihm ansehen, dass ihm der Abschied nicht ganz leicht fiel.
    Die Busfahrt war wie die anderen auch und die Manöver des Fahrers mittlerweile nicht mehr überraschend. In Mumbai waren wir dann froh, dass uns ein Taxifahrer über unseren Flug ausfragte, denn von ihm erfuhren wir dann, dass Air India-Flüge nicht vom Inlandsterminal, sondern auch vom internationalen Terminal gehen. Glück gehabt, das hätte ins Auge gehen können.
    Da unser Flieger erst um acht landete, hatten wir mit dem Hotel abgemacht, dass sie uns vom Flughafen holen sollten. Als wir aus dem Flughafen raus kamen, wurden wir erst einmal von der Luftfeuchtigkeit und der für die Uhrzeit noch sehr hohen Temperatur erschlagen, ehe uns unser Fahrer begrüßte. Von Thiruvananthapuram (da das für uns unaussprechbar ist, gewöhnten wir uns schnell den Alternativnamen "Trivandrum" an. Meistens nervt es ja, dass fast jede Stadt mehrere Namen hat und man manche Informationen nur unter dem einen und andere nur unter dem anderen findet, aber hier war es mal praktisch) fuhren wir eineinhalb Stunden nach Varkala und wurden dort von Alik und Alyona empfangen, einem jungen russischen Ehepaar, das dort ein Budgethotel rund 100 Meter von den Klippen und dem Strand entfernt betreibt. Wir bekamen sofort kalte Getränke serviert und waren begeistert von den äußerst gemütlichen und überdachten Couches im Hof. Hier ließ es sich aushalten.
    Die nächsten Tage waren wenig ereignisreich: Wir haben uns endlich mal die Entspannung gegönnt, die wir gesucht haben.
    Seit Mittwoch sind wir zu dritt unterwegs: Christoph, ein ehemaliger Arbeitskollege von Lisa, hat Indien ans Ende seiner Südostasienreise gelegt und reist jetzt mit uns herum bis wir am 18.5. zurück fliegen.
    Varkala ist eindrucksvoll, aber vom Strand her nicht das, was wir gesucht haben. Wunderschön sind die rund 30 Meter hohen, roten Klippen, auf denen zahlreiche Restaurants stehen, die einen tollen Blick auf's Meer bieten. Weniger cool ist, dass die Inder in manchen Dingen einfach einen an der Klatsche haben. Stellt euch vor, ihr seid ein Restaurantbesitzer oder Ladeninhaber in der schönsten Klippenlandschaft Indiens und euer finanzielles Wohlergehen ist direkt abhängig von der Anzahl der Touristen, die nach Varkala kommen. Was macht ihr dann mit eurem Müll? Na klar! Als waschechter Inder werft ihr den natürlich einfach die Klippen runter! Das geht hier überall so. Müll einfach irgendwohin zu werfen gehört hier zur Kultur. Wenn der Haufen zu groß wird, wird er kurzerhand verbrannt, Müllverwertung gibt's nicht. Dass das die Umwelt belastet und andere Menschen massiv stört, wird nicht bedacht.
    Der Strand selbst ist sehr flach und es gibt dort keine Palmen, die Schatten spenden. Man kann sich jedoch einen Sonnenschirm mieten, der Schatten für etwas mehr als eine Person spendet. Das haben wir einmal für eine Stunde versucht und uns in der Zeit beide einen dicken Sonnenbrand geholt... Unsere Strandlaune war daher erst einmal dahin. Zumal man auch nicht wirklich Ruhe bekam, da eine ältere indische Dame immerfort "Pineapple! Myamyamyaaaam" über den Strand brüllte und so versuchte, ihr Obst an den Mann zu bringen. Aber trotzdem konnten wir unsere Batterien beim Chillen in den Hängematten beim Hotel, abendlichen Klippenspaziergängen und Ausprobieren der verschiedenen Restaurants wieder aufladen.

    Varkala ist ein ziemlich aktives Fischereigebiet und jeder Fisch- und Meeresfrüchte-Fan kommt hier voll auf seine Kosten. Gegen frühen Nachmittag fahren die ersten Fischer raus und versorgen die Restaurants kurz vor Sonnenuntergang mit allem, was das Herz begehrt. Auf metallenen, eisgekühlten Wannen wird der Fang präsentiert und von der Riesen-Garnele über Thunfisch bis zum Blauen Marlin, aus dem auf dieser Wanne dann direkt entsprechende Stücke heraus geschnitten werden, kann man sich alles aussuchen und es wird frisch zubereitet. Nachdem die Sonne untergegangen ist, sieht man am Horizont ein Meer von Lichtern, die an den Bojen der Fischer hängen.

    Neben den Restaurants prägen besonders die Klamottenläden das Bild von Varkala. Die Sprüche und besonders der Tonfall der Betreiber und Betreiberinnen sind alle gleich: "Yes, Mam/Sir, have a look", "More colors inside!", "I closing in few minutes" (von wegen), "I make good price!" und so weiter.

    Von Varkala aus geht's weiter die Küste rauf nach Alappuzha.

    Bild 1: Die roten Klippen am Strand
    Bild 2: Der super relaxte Innenhof des Hotels, wo uns das beste Frühstück unserer Reise serviert wurde
    Bild 3: Wer errät, was das für ein Baum ist, kriegt einen Keks ;-)
    Bild 4: Lisa und Christoph am Strand
    Bild 5: Sonne und Brandung
    Bild 6: Sinnbild für den indischen Umgang mit Müll. Achja, und links vom Schild stand ein Auto...
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