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  • Day 70

    Mysore (02.05. - 03.05)

    May 3, 2016 in India ⋅ ☀️ 16 °C

    Nachtbus... Nie wieder. Wenn man die indische Bahn kennt, erwartet man bei einer Reise über Nacht mit einem Bus irgendwie auch, dass man sich in dem Gefährt hinlegen kann. Weit gefehlt.
    Mit einer Stunde Verspätung um 22:15 Uhr kam uns der Bus in Alappuzha holen. Wir hatten die drei Plätze in der Mitte der letzten Reihe gebucht, in der Hoffnung, die beiden einzelnen Außenplätze würden frei bleiben. Auch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung, denn ein Ehepaar mit rund sechsjähriger Tochter hatte sich schon am Rand eingefunden. Das Risiko, dass die kleine mangels eigenem Schlafplatz nachts irgendwann Terror machen könnte, schienen sie bereit einzugehen. Im Gegensatz zu unseren Hoffnungen für diese Fahrt erfüllte sich diese Befürchtung leider.
    Wir nahmen also die drei Plätze am Rand ein, ich saß am Fenster. Zu unserem Leidwesen handelte es sich bei dem Bus um einen stinknormalen Reisebus: Die Sitze waren nur sehr eingeschränkt nach hinten neigbar. Bei meinem ging das leider gar nicht, denn hinter meinem Sitz war eine kleine Säule, die das Neigen komplett verhinderte. Zehn Stunden in aufrechter Haltung durch die Nacht standen uns also bevor. Wir hätten bei dem Wort "Semi Sleeper" wohl schon skeptisch werden müssen...
    Bollywood-Filme gehören fest zur indischen Kultur und daher lief auch ein Streifen auf den beiden im Bus angebrachten Monitoren. Damit den Inhalt auch jeder mitbekam, waren die Lautsprecher entsprechend aufgedreht. Ich hoffte noch, dass die Fahrer ja wissen würden, dass die meisten Leute so um elf rum schlafen wollen und den Film dann aus machen würden... wieder daneben: Das Gedudel und Gekreische ging bis halb eins.
    Um die Qualität der Reise aufzubessern, hatten sich die Betreiber noch ein paar Kleinigkeiten ausgedacht: Der Regen, dem wir gerade so entgangen waren, tropfte durch ein Loch im Dach auf Christophs Füße und mir hatte jemand netterweise ein Kaugummi in den Fußraum geklebt, was mir die Haftung am Vordersitz erheblich erleichterte.
    Erwartungsgemäß fing unsere junge Sitznachbarin um zwei Uhr an zu weinen und so ihren Eltern endlich klar zu machen, wie beknackt es ist, für drei Leute nur zwei Plätze zu buchen.
    Total gerädert kamen wir morgens in Mysore an. Und zwar trotz Verspätung bei der Abfahrt rund eine halbe Stunde früher. Das lag daran, dass der Fahrer anscheinend vergessen hatte, wo die Bremse ist und jeden Speedbump mit voller Geschwindigkeit mitnahm. Die Erfahrung, dass man dann besonders ganz hinten, weit hinter der letzten Achse, quer durch den Bus fliegt, hatte ich schon in Neuseeland gemacht. Trotzdem war ich jedes mal wieder überrascht, wie hoch man aus diesen Sitzen abheben kann.
     
    Unser Hotel war nur 500 Meter von der Bushaltestelle entfernt, weswegen wir natürlich zu Fuß dorthin gingen. Das hielt die Rikschafahrer aber nicht davon ab uns wie die Schmeisfliegen zu umzingeln. Der hartnäckigste fuhr trotz mehrere höflicher und mehrerer eher vehementen Absagen bis zum Hotel neben uns her.

    Tja, warum waren wir eigentlich in Mysore? Nun, einerseits liegt es auf dem Weg nach Hampi, das uns von vielen Leuten empfohlen wurde. Andererseits wollten wir von hier aus einen Trip zu einem der nahen Nationalparks unternehmen. Nachdem wir ein wenig geschlafen hatten, fuhren wir also zu einem der staatlichen Reisebüros. Dort findet man im Allgemeinen die verlässlichsten Informationen und wird im Gegensatz zu privaten Anbietern nicht ganz so stark übers Ohr gehauen. Die Dame dort konnte uns jedoch nur Stadtrundfahrten verkaufen und uns auch niemanden nennen, der uns etwas über den nur 100km entfernten Nationalpark sagen konnte. Ist ja nicht so, dass Mysore die größte Stadt in der Nähe des Parks ist. Nach ausgiebiger Internetrecherche kamen wir zu dem Schluss, dass wir den Ausflug bleiben lassen sollten, da die meisten Unterkünfte nahe des Parks entweder schweineteuer oder geschlossen waren und sich ein Tagesausflug nicht lohnen würde, da gerade Tiger und Elefanten nur früh morgens zu sehen sind.

    Wir versuchten also für den gleichen Tag einen Platz im Nachtzug nach Hampi zu bekommen. Da das jedoch nicht ging, buchten wir für den nächsten Abend. Leicht gefrustet hatten wir dann keine Lust, uns den Palast von Mysore anzuschauen und setzten uns stattdessen ins Kino. Für das Geld, das man bei uns für eine Tüte Popcorn auslegen muss, schauten wir uns das Dschungelbuch an. Klare Empfehlung, sehr guter Film!
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