Satellite
Show on map
  • Day 73

    Hampi, zweiter Teil (04.05 - 06.05)

    May 6, 2016 in India ⋅ ⛅ 15 °C

    Für den Nachmittag stand dann noch eine Fahrt zu Wasserfällen in der Nähe an, wo man wohl gut schwimmen konnte. Mit der Rikscha fuhren wir an einen Punkt, an dem uns ein lokaler Guide empfing, um uns den Weg dorthin zu zeigen. Wir waren zunächst skeptisch. Wie weit weg und schwer zu finden konnte ein großer Fluss, der laut rauscht denn wohl sein, dass wir dafür einen Wegweiser brauchten? Nunja... ziemlich weit. Nach 20 Minuten Fußmarsch durch hohes Gras, über kleinere Bäche, an einer Bananenplantage vorbei (da stand auch eine von diesen farnartigen Pflanzen, die sich zusammenziehen, wenn man sie berührt. Voll cool!) und unter riesigen Felsen durch war uns klar, dass wir diesen Weg alleine nicht gefunden hätten.
    Der Wasserfall war mal wieder typisch indisch: Mehr Schein als Sein. Es rauschte sehr gut hörbar eine Menge Wasser, was ich jedoch eher als eine von Felsen verdeckte Stromschnelle beschreiben würde. "Ja, aber während und nach dem Monsun ist das hier ein richtiger Wasserfall", meinte der Guide.
    Schön und gut, aber leider ist Mai und von einem Wasserfall weit und breit nichts zu sehen. Er merkte unsere Enttäuschung und fragte, ob er uns denn noch zu der Stelle bringen solle, wo man schwimmen kann. Das bejahten wir natürlich und standen fünf Minuten später am schönsten Punkt unserer Indienreise.
    Größere und kleinere Felsen rahmten den Flusslauf oberhalb des "Wasserfalls" paradiesisch ein. Das Wasser war klar und voller Fische verschiedener Größen, die teilweise an einem anfingen zu knabbern, wenn man zu lange still hielt.
    Zwischendurch kam mal eine Gruppe volltrunkener Inder vorbei. Da Hampi als heilig gilt, wird dort kein Alkohol verkauft (Gras jedoch bekommt man in rauen Mengen, wenn man will. Wieder so eine kulturelle Sache, bei uns wäre es genau umgedreht.), weswegen die Männer des Dorfs manchmal früh morgens in einen Nachbarort gehen, sich volllaufen lassen und dann wiederkommen. Ganz ungefährlich ist das nicht, denn beim Versuch, jedem von uns die Hand zu schütteln, rutschte einer der Männer in eine Spalte zwischen zwei Felsen und schlug sich dabei übel den Hinterkopf an. Aber da Betrunkene und Kinder ja bekanntlich besondere Schutzengel haben, ist ihm nichts Sichtbares passiert und kurze Zeit später waren sie weg.
    Abgesehen von dieser Begegnung waren wir dort drei Stunden lang vollkommen alleine.
    Schon dafür hat sich der Trip nach Hampi gelohnt.

    Am letzten Abend beschlossen wir, herauszufinden, ob man den Fluss nicht zu Fuß über dicke Felsen überqueren kann. Und wenn das nicht möglich war, wollten wir wenigstens ein bisschen auf den Steinen herumklettern und ein paar Fotos machen. Es gelang nur zweiteres.

    Das Lustige an unserer Unterkunft war die Lage an einer Art Affenstraße. Jeden Morgen rannten mehrere Familien von Affen über Terrasse, Tische, Bänke und Blechdächer in die eine Richtung und kamen abends wieder zurück. Den Wasserhahn auf der Terrasse benutzten sie dabei clever als Trinkstation oder verwüsteten die Außendekoration und klauten, was nicht niet- und nagelfest war.

    Achja, die Erklärung für den Bagger fehlt noch. Nunja, die indische Regierung würde aus Hampi und seinem zentralen Tempel (den wir aus Protest nicht besucht haben!) gerne eine Attraktion ähnlich dem Angkor Wat in Kambodscha machen. Ärgerlicherweise stehen dafür manche Häuser im Weg. Daher bekommen die Besitzer dieser Häuser nach und nach Post, die besagt, dass ihr Haus in den nächsten Wochen abgerissen wird. Keine Möglichkeit des Widerspruchs und keine genaue Zeitangabe dabei. Es gibt natürlich eine finanzielle Entschädigung, die sich im niedrigen sechstelligen Bereich bewegt (Rupien wohlgemerkt, also irgendwo zwischen 1500 und 2000 Euro). Zwei solcher Aktionen konnten wir beobachten: Einmal der größere Abriss auf der anderen Flussseite und einmal ein paar Bambushütten, die wir von unserer Terrasse am ersten Abend noch sehen konnten, am zweiten waren sie weg: Christoph hat beobachtet, wie ein Bagger quer durch gefahren ist.
    Das geschah sehr zum Leidwesen eines netten Engländers, der irgendwann bei unserem Guesthouse saß. Ich unterhielt mich mit ihm und er sagte mir, dass er wegen der Empfehlung einer Freundin in diesen Bambushütten ein Zimmer gemietet hätte. In Hampi angekommen erzählte man ihm, dass es gerade heute abgerissen worden sei und man wollte ihm eine andere Unterkunft andrehen. Da es in Indien eine beliebte Masche ist, unbedarften Reisenden zu erzählen, die gewählte Unterkunft sei geschlossen/abgebrannt/überschwemmt/abgerissen, glaubte er das natürlich nicht und stand kurze Zeit später vor den Trümmern seines Guesthouses. Dumm gelaufen. Ähnlich ging es einer Freundin von ihm, die schon in Hampi war, sich morgens zu einem Ausflug aufmachte und abends ihre Sachen auf der Straße vor der Ruine ihres Hotels fand.
    Ich fragte den Besitzer unseres Guesthouses, wann er mit dem Bagger rechnen würde, darauf entgegnete er: "Maybe next week, maybe in a month, a year, maybe never." und lachte. Hoffen wir das Beste. Gut möglich, dass Hampi bei unserem nächsten Besuch vollkommen anders aussieht.

    Bild 1: Lisa im Sonnenuntergang auf den Felsen im Fluss
    Bild 2 & 3: Idyllisches Felsschwimmbecken, einmal mit Christoph
    Bild 4: Blick entlang des Flusses... sieht man zwar nicht, ist aber so :-D
    Bild 5: Blick in die andere Richtung
    Bild 6: Lisa und ich auf dickem Fels. Ganz hinten der zentrale Tempel und links davor unsere Unterkunft
    Read more