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  • Day 2

    Toronto - Erster Tag

    July 1, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 23 °C

    Disclaimer für meine nicht deutschsprachigen Freunde: I will not provide these posts in English for now. If you need a translation, head over to https://www.deepl.com/translator and just paste this post there (you might have to do it in several chunks, since some of these posts will be longer than the 5000 allowed characters). If you have any questions or if the translation is bad, please feel free to reach out to me :)

    Toronto, 21:51 Uhr Ortszeit. Meinem Biorhythmus nach müsste ich hundemüde sein, weil es für ihn eigentlich fast vier Uhr nachts ist. Der Jetlag scheint sich aber in Grenzen zu halten, sodass ich wohl nur müde bin von den weit über 15km, die wir heute gelaufen sind. Doch der Reihe nach.
    Gestern Morgen haben meine Mom und ich uns auf den Weg in Richtung Kanada gemacht. Diese Reise zu machen hatten wir schon sehr sehr lange geplant, doch aus verschiedenen Gründen haben wir es erst dieses Jahr endlich geschafft, unseren Plan in die Tat umzusetzen.

    Los ging's mit dem ICE nach Frankfurt, von wo aus unser Direktflug nach Toronto gehen sollte. Dazu musste aber zunächst sichergestellt werden, dass ich auch einreisen darf. Dass ich tatsächlich kanadischer Staatsbürger und als solcher verpflichtet bin, mit einem kanadischen Pass einzureisen, hatte ich erst am Donnerstag erfahren. Danach hatte mich auf "Special Authorization" beworben, um mit meinem deutschen Reisepass einreisen zu können und diese sogar nach nur wenigen Minuten bekommen. Also alles gut. Oder?
    Beim Check-In wurde meine Mutter etwas nervös und sah uns schon mit dem Zug wieder heim fahren, denn die Dame am Schalter hatte von so einem Fall noch nie gehört. Sie verließ dann für mehrere Minuten ihren Posten, um die Angelegenheit mit ihrem Vorgesetzen zu klären. Der schien Bescheid zu wissen, denn als sie wieder kam, legte sie meinen deutschen Reisepass auf ihren Scanner und alles funktionierte einwandfrei. Mit massig Zeit im Gepäck ging's durch den Sicherheitscheck, zum Gate und um 14:20 Uhr ins Flugzeug.
    Nach neun ereignislosen Flugstunden sind wir in Toronto gelandet. Am Flughafen konnten wir direkt das erste große ToDo von der Liste streichen: kanadische Sim-Karten besorgen - dazu morgen mehr.
    Mit dem Zug ging es Richtung Stadt. Taxi oder Uber wären auch gegangen, aber diese Option fanden wir stressfreier - und günstiger.
    Angekommen an der Union Station betrat ich zum ersten Mal so richtig kanadischen Boden (Flughafen zählt nicht!) und war direkt begeistert: Obwohl links und rechts riesige Glas-Monster in den Himmel ragen, wird man davon nicht erschlagen und man fühlt sich nicht eingeengt wie in anderen Großstädten.
    Wir machten uns also zu Fuß auf den Weg zum Hotel - zwölf Minuten laut Google. Dazu muss man sagen, dass das erste Hotel auf dieser Reise ein bisschen aus dem Rahmen fällt: Ich muss leider zugeben, dass ich mich ein bisschen spät um die Unterkunft in Toronto gekümmert hab und dann nur noch zwei Kategorien an Unterkünften übrig waren: Hostels, bei denen kein eigenes Bad garantiert war und etwas teurere Hotels. Ich habe mich für die zweite Kategorie entschieden, weil ich nach einem interkontinentalen Flug ein gutes Bett und vielleicht eine warme Dusche wollte und hatte Glück, dass es gerade einen saftigen Rabatt von 60% oder so auf ein Zimmer im Sheraton Centre gab.
    Dort kamen wir recht schnell an und fuhren nach dem Einchecken mit dem Aufzug ins 26. von 43 Stockwerken: Die Aussicht aus dem Zimmer ist atemberaubend. Dazu kommt die Lage: Wir schauen direkt auf die Toronto City Hall sowie die wunderschöne Osgoode Hall.
    Bei dem Anblick war alle Müdigkeit verflogen und wir drehten noch eine kurze Runde um den Block. Um kurz nach zehn Ortszeit fielen wir ins sehr gemütliche Bett und wachten neun Stunden später mit dem Gefühl auf, dass jetzt Morgen sein muss. Perfekt also, kein Jetlag.

    Auf dem Plan für heute standen das Royal Ontario Musuem, China Town, Little Italy und die Festivitäten zum Canada Day, denn: Eher zufällig hatten wir vor einem halben Jahr unsere Reise so gebucht, dass wir während des Canada Days in Toronto sind: Heute hat Kanda seinen 152. Geburtstag gefeiert und wir waren dabei!
    Heute Morgen ging es aber erst einmal zu Fuß die Yonge Street hinauf in Richtung Royal Ontario Museum. Auf dem Weg dorthin fiel die Entwicklung, die diese Stadt genommen hat und immer noch nimmt sehr deutlich auf: Zwischen Wolkenkratzern, bei deren Anblick man sich den Nacken verrenkt, stehen immer wieder größere alte Gebäude wie bspw. die Old City Hall oder auch kurze Häuserzüge, die nur zwei oder drei Stockwerken hoch sind. Und das, ohne dass es unpassend wirken würde. Obwohl die Architekturstile und Gebäudehöhen im krassen Gegensatz zueinander stehen, schaffen es die Architekten der Stadt trotzdem, dass alles stimmig wirkt. Kein Vergleich zum Beispiel mit der New York Stock Exchange an der Wall Street, die unter der Last der Wolkenkratzer drum herum förmlich erdrückt wird und überhaupt nicht mehr zur Geltung kommt.
    Im Museum schauten wir uns die Ausstellungen über die ersten Einwohner Kanadas, Dinosaurier und Biodiversität an. Super spannend! Das ROM ist wirklich ein tolles Museum, in dem man auch gerne den ganzen Tag verbringen kann, ohne dass es langweilig wird.
    Die Bloor St entlang gingen wir zur Ossington Ave, denn meine Mom hatte gehört, dass die ganz cool sein sollte zum Flanieren. War sie auch und auf dem Weg dahin sah ich, was ich aus anderen Städten nicht kenne: Vorstädtische Straßen und Hauptverkehrsstraßen mit Großstadt-Flair wechselten sich ab: Im einen Moment steht man an einer vierspurigen Straße mit riesigen Gebäuden und dann geht man einmal um die Ecke und plötzlich ist alles ruhig und links und rechts stehen Einfamilienhäuser aus Holz mit Hortensien im Garten. Die geschäftigen Viertel scheinen im Laufe der Jahre einfach um nun ehemaligen Vorstädte herum gewachsen zu sein. Ziemlich cool.

    In Little Italy und Chinatown fühlt man sich direkt ins jeweilige Land versetzt - wobei auch das perfekte Wetter mit 30° und Sonnenschein half: Pizzerien und Eisdielen hier, Teeläden und chinesische Kunst dort.
    Auf dem Weg zum Hafen stolperten wir noch eher zufällig über die Graffiti Alley, in der sich Graffiti-Künstler nach Belieben ausleben können und gute Bilder auch schon mal sehr lange an der Wand bleiben.
    Nach einer kurzen Pause im Clarence Park erreichten wir den Ontariosee. Toronto hatte mir bis dahin ja ohnehin schon sehr gefallen und jetzt kam auch noch ein schöner See mit vorgelagerten Inseln dazu. Am See gibt es keine wirkliche Flaniermeile und lange Piers, sondern begrünte Minihalbinseln, die die Anleger schön verstecken und auf denen man sich super hinsetzen, entspannen und dem Treiben auf dem See und dem kleinen Flughafen auf einer der Inseln zusehen kann.
    Mit kurzen Pausen hier und da gingen wir in Richtung Harbour Front Centre, wo das ganze Wochenende schon Veranstaltungen zum Canada Day stattfanden. Dort gab es heute Konzerte, einen Markt und allerhand anderes. Es war rappelvoll mit Leuten. Trotzdem war es absolut stressfrei: Niemand drängte oder verbreitete schlechte Stimmung. Buchstäblich alle möglichen Leute und Gruppen von Leuten waren zusammengekommen, um miteinander Kanada zu feiern.
    Und hier fiel mir wieder auf, dass Kanada anders ist, als die meisten anderen Länder: Weit über die Hälfte der Leute trug mindestens ein Kleidungsstück, das die kanadische Flagge zeigte: T-Shirts, Kappen, Sonnenhütte, kleine Antennen auf dem Kopf. In anderen Ländern hätte mich das wohl gestört. So viel Nationalstolz konzentriert ist mir immer unangenehm. In Kanada jedoch scheint die Nachricht, die man mit dem Tragen der Flagge sendet, nicht zu sein: "Ich bin stolz, Kanadier zu sein", sondern eher: "Ich bin stolz darauf, das dieses Land so ist, wie es ist und jeder dazu gehören kann". Kanada hat sich - spätestens mit dem Canadian Multiculturalism Act 1988 - die Offenheit gegenüber anderen Kulturen und deren Integration auf die Fahne geschrieben. Dieser Geist schwingt hier überall mit und wird von augenscheinlich allen Menschen mitgetragen, egal von wo sie oder ihre Vorfahren nach Kanada gekommen sind. Und das ist etwas, was mir als Trekkie natürlich besonders gut gefällt.

    Da wir dann doch etwas müde waren, gingen wir um neun zurück zum Hotel und freuen uns jetzt auf eine Pause für unsere Füße.

    Bild 1: Platz vor der City Hall
    Bild 2: Erster Selfie auf kanadischem Boden!
    Bild 3: Aussicht aus dem Hotelzimmer
    Bild 4: Wie oben beschrieben: Einmal um die Ecke von einer riesen Straße steht man auf einmal gefühlt in den Suburbs
    Bild 5: Chinatown mit dem CN Tower im Hintergrund
    Bild 6: Fest zum Canada Day am Hafen
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