• Tag 12 - Letzter Tag auf dem Segelboot

    8. august, Hellas ⋅ 🌙 30 °C

    Die Nacht war verdammt unruhig. Der Wind pfiff mit voller Kraft über das Deck des Segelboots. Völlig gerädert und mit Rückenschmerzen standen ich gegen 8.30/9Uhr auf.
    Um 12.30 Uhr ging es heute zurück nach Kalimnos mit Zwischenstopp in einer Bucht.
    Völlig routiniert haben wir das Schlauchboot am Heck des Segelboots befestigt, das Boot von der Pier gelöst, die Leinen sorgfältig aufgeräumt und die Fender von der Reling entfernt. Der erste Stopp führte uns in eine Bucht für einen kurzen Badestopp.

    Heute schaukelten wir mit weniger als fünf Knoten Richtung Süden. Die etwas ungemütliche Schauklerei war grenzwertig für meine Seekrankheit. Jedoch schaffte ich es nach einem kleinen Nickerchen sogar mir etwas kleines zu Essen unter Deck zuzubereiten 😵😵

    Das Leben auf dem Boot hatte tatsächlich schon Morgen ein Ende. Ich werde die „Eigen One“ bereits zwei Tag vor Ende des offiziellen Segeltörns verlassen. Morgen (Samstag) kommen neue Gäste, daraufhin würden wir erst wieder am Sonntag mit dem Segeln starten und am Montag müsste ich bereits wieder von Board. Macht organisatorisch meiner Meinung nach tatsächlich nur wenig Sinn. Die Zeit kann ich definitiv sinnvoller nutzen.

    Seit letztem Samstag verging die Zeit deutlich schneller. Das Leben auf dem Boot zwischen Inselhopping und dem Leben auf dem Wasser hatte schon einen gewissen Charme. Jedoch sind sechs bzw. teilweise sieben Personen an Board dann doch etwas viel.
    Einer der größten Kritikpunkte gegenüber Karsten war definitiv die fehlende Kommunikation. Beispiel: die zahlende Belegschaft wurde weder darüber informiert noch gefragt, ob es in Ordnung sei, dass die Tochter von Karsten uns mehrere Tage begleitete. Selbstverständlich hätte wir nichts gegen den Aufenthalt der Tochter, hätte Karsten uns jedoch gefragt, hätte man sich mehr als Teil des Teams gefühlt. In diesem Fall waren wir jedoch „nur“ zahlende Belegschaft ohne Mitbestimmungsrecht.
    Wir haben das Thema tatsächlich nie bei Karsten angesprochen. Jedoch ist die fehlende Kommunikation ja schon seit Anfang an ein großes Problem.
    Durch den Personenzuwachs gab es natürlich auch einen größeren Verbrauch an Trinkwasser, Lebensmittel und dem Wasserbedarf für Körperpflege, welchen wir aus unwissenden Gründen natürlich auch nicht eingeplant hatten.
    Alle Kosten, welche auf dem Boot entstehen, mussten wir, Lisa, Bernd, Konstantin und ich untereinander aufteilen. Darunter zählen Hafengebühr, Diesel und Lebensmittel an Board. Die Lebensmittel waren für sechs Personen eingekauft, nicht für sieben.
    Die Selbstverständlichkeit, dass die Tochter plötzlich Teil der Crew war und sich ohne Absprache an unseren Vorräten bedienen durfte, führte kurzzeitig für Unruhe und Unverständnis.
    Uns blieb jedoch nichts anderes übrig, als die Situationen zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen… jedoch lediglich nur der Harmonie wegen 🤷🏽‍♀️🤷🏽‍♀️

    Der heutige Segeltrip war etwas chaotisch und wir stellten uns plötzlich die Frage, wenn Karsten jede Woche mit neuen Crewmitgliedern teilweise solche Kommunikationsprobleme hatte, wie das Segelboot die letzten drei Jahre in seinem Besitz überlebte 😂🙈

    Kurz vor Kalimnos hatten wir unser Tageshighlight. Ein paar Delfine sprangen neben unseren Segelboot in die Luft. Ein immer wieder atemberaubendes Erlebnis 😍🐬

    Im Hafen von Kalimnos, wo ich mittlerweile meine vierte Nacht verbrachte, ergatterten wir noch einen der letzten Plätze am Pier. Bei diesem Manöver wusste tatsächlich jeder was er zu tun hatte. Eingespielt und mit völliger Ruhe absolvierten wir alle Schritte und ankerten ein letztes Mal sicher am Hafen von Kalimnos.

    Morgen Vormittag werden wir noch eine kleine Endreinigung vornehmen und daraufhin alle von Board gehen. Ich muss dennoch sagen,
    unterm Strich hatte ich einen sehr erfolgreichen Segeltörn. Ich habe neue Erfahrungen gesammelt, Freundschaften geschlossen und einen intensiven Eindruck vom Leben auf dem Boot bekommen.

    Acht Fragen über den 12 tägigen Segeltörn:
    1️⃣ Was ist eine Boardkasse?
    Aus der Bordkasse werden die Törnnebenkosten bezahlt. In die Bordkasse zahlt jeder Mitsegler zu gleichen Teilen ein. Es werden anfallende Hafengebühren, Diesel für das Segelboot und Einkäufe von Lebensmitteln für den Bordbedarf bezahlt.

    2️⃣ Wie haben wir die Kosten gleichmäßig aufgeteilt?
    Über die App Splid, konnte jeder seine Ausgaben eintragen und festlegen zwischen welchen Parteien das Geld aufgeteilt werden sollte. So hatte man am Ende einen super Überblick, wer noch Schulden bzw. Mehrausgaben hatte.

    3️⃣ Beschreibe den Alltag an Board:
    Törn-Neulinge haben häufig romantische Vorstellungen von dem Leben auf einem Segelboot und sind dann geschockt von den tatsächlichen räumlichen Dimensionen und dem Mangel an Intimsphäre. Ich war vorbereitet und in keinem Moment unzufrieden mit den Gegebenheiten. Was von dem Einen als großzügige Koje beschrieben wird, kann für den Anderen als unzumutbares „Arsch an Asch liegen“ interpretiert werden. Eine der größten Herausforderungen ist jedoch die Konfrontation mit der beengten Nasszelle sowie den Besonderheiten der Toilette. Es ist eng und für den Anfang ungewohnt. Aber wenn man „offen für Neues“ ist, akklimatisiert sich der Körper auch hier in wenigen Tagen 💩💩
    Unser Segeltörn startete in der Regel zwischen 10 und 12 Uhr. Wir fuhren zwischen vier und sechs Stunden zu unserer nächsten Schlafmöglichkeit. Während der aktiven Segelzeit tätigt man ein paar Handgriffe, ansonsten verbrachte man die Zeit mit sonnen, Musik hören, lesen oder Unterhaltungen mit seinen Mitmenschen. Am Zielhafen angekommen hatte man wieder die Auswahl zwischen Erkundungstour der Insel oder ein paar weiteren entspannten Stunden. Gegen Abend gingen wir hauptsächlich in eine der diversen Tavernen essen.

    4️⃣ Was kostete der Segeltörn?
    Für die erste Woche bezahlt man auf der Eigen One 500€, die Zweite kostete 400€.
    Insgesamt bezahlte ich 900€ für zwei Wochen Segeltrön. Die Boardkasse wird am Ende jeder Woche berechnet/fällig.

    5️⃣ Benötigt man Vorkenntnisse um bei einem Segeltörn teilzunehmen?
    Ich würde behaupten, wenn jedes Crewmitglied mit so wenig Erfahrung in eine Segeltrön reingeht, wie ich, hat der Skipper an der ein oder anderen Stelle evtl Probleme. Jedoch mussten wir mit Erstaunen feststellen, auch wenn Lisa, Konstantin und Bernd Segelerfahrung hatten, konnten sie anfangs genauso wenig mithelfen, da sie keine genaue Einweisung über die nächste Tätigkeiten bekommen haben oder sich nicht über die Entscheidung des Skippers stellen wollten.

    6️⃣ Welche Highlights der letzten 12 Tage Segeltörn sind erwähnenswert?
    Der Krater von Nisyros, meine ersten eigenständigen Tätigkeiten auf dem Segelboot sowie die Entdeckung der Delfine am letzten Tag.

    7️⃣ Was war die größte Herausforderung?
    Einfach mal den Mund zu halten. Kein Scherz. In meinem Alltag bin ich immer darauf getrimmt Lösungen zu finden. Jedoch nicht auf einem Segelboot und mit meinem nicht existierenden Wissensstand darüber. Mit der Weisheit: Der Weg zum inneren Frieden beginnt mit den drei magischen Worten „Nicht mein Problem“ machte die Segelerfahrung gleich doppelt so viel Spaß!!

    8️⃣ Welches mitgebrachten Utensil war am nützlichsten und welche habe ich tatsächlich umsonst mitgenommen und was hat gefehlt?
    Umsonst mitgenommen habe ich tatsächlich die Fahrradhandschuhe. Kaum ein Handgriff wurde mit Muskelkraft gemacht. Die Eigen One hatte elektrische Winschen, was die Arbeit an Board massiv erleichterte.
    Am Nützlichsten waren hingegen die Bade- und Bootsschuhe. Ich trug die Schuhe fast den kompletten Tag hinweg. Sie schützte meine Füße nicht nur vor Verletzungen, sondern auch vor dem extrem heißem Boden an Deck. Außerdem bin ich noch äußerst zufrieden mit der Sonnencreme sowie After Sun von Korres, welche ich vor Ort gekauft hatte.
    Hilfreich zudem waren auch noch die Thermosflasche (ich hatte immer kaltes Wasser Zitronen) die Wäscheklammern, das Haaröl sowie Sonnenschutz Spray für meine Haare und die Handseife von Margit, wobei ich dafür bei meiner nächsten Reise definitiv ein Aufbewahrungsbehälter benötige.
    Und tatsächlich hatte ich zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, irgendetwas vergessen zu haben oder das Bedürfnis nach etwas, was gefehlt haben könnte.

    Morgen geht mein Reiseabenteuer dann weiter. Eins soll schon verraten werden, ich bin nicht mehr in der EU.
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