• Mosambic in allen Facetten

    19 augustus, Mozambique ⋅ 🌙 16 °C

    "Und manchmal lenkt ein Esel 160 Pferde" , so hätte die Überschrift heute auch heißen können. Ich empfehle, vor allem für Freunde des schwarzen Humors, den ganzen heutigen Text zur Erheiterung des eigenen Gemütes zu lesen und sich nicht von dessen Länge beängstigen zu lassen. Aber der Reihe nach:
    Wir starten bei leichten Nieselregen, der sich aber legt, sobald wir die Hauptstraße erreicht haben. Eigentlich ist der Begriff Straße für dieses Schlagloch durchsähte, an seinen Rändern tief abgenagte, frühere Teerband eine Beleidigung für die gleichnamigen europäischen Verkehrswege. So erbärmlich wie die Straßen, so ärmlich sind auch die Menschen in dieser Gegend. Kleine Stroh bedeckte Hütten und die Kinder nur mit dreckigen, zerfezten Kleidern. Nach einer Stunde - also 30 km - wird es besser und die restlichen 100 km bis Tete können wir wieder richtig Gas geben. Wir durchqueren Chiùta, einem Übertage - Steinkohle Abbau Revier, mit einem Vorkommen das 25 % des aktuellen Weltbedafs deckt. Man sieht wieder Ziegelhäuser, Geschäfte und Menschen in sauberer Kleidung. Dazwischen aber auch am
    Männer die von Hand mit einfachen Werkzeug Steinkohle aus einem Überhang eines Hügels abbauen. In Tete erleben wir den krassen Gegensatz zu dem erst vor 3 Stunden durqerten Armenhaus von Mosambic. In einem SPAR Markt finden wir Regale mit 15 verschiedenen Nudelsorten von 5 unterschiedlichen Herstellern. Käse gibt es auch in allen Varianten und so decken wir uns nochmal ein, als sollte morgen eine Hungersnot ausbrechen. Im Obergeschoss des gut sortieren Ladens finde ich sogar Side by Side Kühl/Gefrierkombinationen und allerlei moderne elektrische Küchengeräte! Nur Alkohol gibt es hier nicht😱. Der shoprite gleich gegenüber hat dafür ein 20 m langes Regal zur Auswahl. In einer Bäckerei finden wir frisch gebackene richtige Semmeln und dazu noch Mürbeteig- und andere mit Vanille Creme gefüllten Leckereien, die ich natürlich sofort probieren muss und mich an meine ersten Ausflüge als Jugendlicher nach Italien erinnern. Die gute Straße hat irgendwann ein Ende, hier an einer nimmer enden wollenden Umleitung auf staubigen Sandwegen parallel zur neuen entstehenden Trasse. An deren Ende kommt dann eine Mautstation. Ich erinnere mich an die Worte des lustigen Beamten an der Road Tax Station an der Grenze von gestern. " It's al included, exept the bridge in Tete. You don't have to pay anything else!" Also geben wir dem Menschen (Neger ist ja political incorect!) den Zettel der Road tax. Erst passiert 10 Minuten nichts, dann quetschen sich nacheinander eine Frau und ein weiterer Mann in das enge Abfertigungs Kabuff. Zunächst heißt es "the Computer is not working"! Nach 20 Minuten, die hinter uns wartenden Fahrzeuge werden schon auf die Gegenspur umgeleitet, heist es, wir sollen zahlen! Es wird Zeit für etwas Action sonst wird der Tag langweilig.
    Ich springe aus dem Führerhaus, vorne ums Auto rum und erkläre dem maximal Pigmentierten dass ich 125 $ bezahlt habe für ALLE Strecken bis Maputo. Ein weiterer Gleichfarbiger kommt hinzu und will mich beruhigen, was mir aber gerade höchst zuwider ist. Jetzt hab ich mich schon mit aller Gewalt künstlich hoch gefahren und da kann ich jetzt nicht einen auf Nato machen. Immerhin gebe ich ihm aber 3 Minuten die Schranke zu öffnen bevor ich diese ramme. Zur Bekräftigung fahre ich bis kurz vor die dünne Stange und gebe mehrmals Gas. Der Feigling im Glashaus traut sich seinen Kopf nicht mehr heraus zu stecken, macht aber mit Zeigefinger und Daumen eindeutige Zeichen des Bezahlens. Ein Security Schrank von 1,85 x 1,2 m mit schwarzen Kopftuch schwirrt vorbei und bringt mich davon ab den Glashaus homo sapiens am Kragen zu packen. Plan Änderung: ich gehe hinter die Mautstation zurück, um zu schauen wie lange der Zaun neben der Mautstelle ist. Keine 100 m und der LKW hinter uns hat genügend Platz gelassen. Also zurücksetzen, und dabei die blöden Gesichtern der Mautler nicht einmal ignorieren! Dann fahre ich links am Sandweg an der Mautstation vorbei. Neben uns sprintet einer der Halbaffen die Straße entlang um uns bei der Auffahrt zur Straße zu filmen. Wahrscheinlich hat er vor Aufregung sowieso nur ein Selfi gemacht.

    Jetzt gebe ich zu beim Schreiben dieses Vorfalls sehr vom Buch von Jürgen von der Lippe "Beim Dehnen singe ich Balladen" beeinflusst worden zu sein. Zumindest was die Wortwahl und Ausdrucksweise anbelangt. Der Wahrheitsgehalt der Geschichte ist aber zu 100% echt, zum Leidwesen von meiner Frau, die schon nach Wegen sucht die restlichen Mautstationen zu umgehen!
    Das Ganze hat uns doch eine 3/4 Stunde gekostet und wir hätten noch 70 km zum geplanten Übernachtungsplatz. Wir einigen uns darauf einen anderen Platz mit schöner Aussicht in 20 km an zu fahren. Allerdings sind es dorthin 6 km und über 800 hm auf steilen, aber schön zu befahrenden Sandwegen. Die letzten 5 km gehen nur noch mit unseren 4 Zusatz - Fernscheinwerfern und Untersetzter Getriebe. Die Aussicht auf den bereits untergegangenen Planeten im Westen und die Lichter der Kleinstadt Catandinca tief unten im Osten lassen auf morgen früh hoffen.
    Julia macht Schmorgemüse aus allem was weg muss und ich grille draußen Hähnchenkeulen. Dabei stellen wir einen entscheidenden Unterschied zwischen Kochen und Grillen fest: Koche UND trinken geht nicht, wohin grillen OHNE trinken ebenso nicht geht🤣🤣🤣
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