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  • Benicarló - der Tag des Mastes

    July 28, 2007 in Spain ⋅ 🌙 30 °C

    Noch nicht einmal samstagmorgens ist hier Lärm im Hafen!
    Dies ist der Tag des Mastes: In solch einem Tempo hat bestimmt noch niemand vorher einen Mast mit der erforderlichen Ausrüstung bestückt. Das metallene Kopfstück musste neu angepasst werden, ebenso wie Wanten und Unterwanten und die Fallen. Dieses Mal vergaßen wir auch nicht, das Windex anzubringen, als der Mast noch auf der Pier lag. Zu zweit stellten wir ihn auf. Zu diesem Zweck wurde am Besanmast ein Fall angebracht, an dem der Fockmast hing; ich zog am Fall, Fidel stemmte den Mast von unten und so hievten wir ihn Stückchen für Stückchen in die Höhe.
    Während der Käpt’n noch bohrte und schraubte, spritzte ich mit dem Schlauch das Schiff sauber und reinigte endlich einmal die ganze Kajüte innen, wischte mit klarem Wasser alles Salz weg. Jetzt konnte man barfuß hier laufen und die Füße blieben trocken.
    Es wird leider nur von kurzer Dauer sein; wenn von hinten Brecher aufs Deck klatschen, bleibt unsere »Wohnabteilung« nicht verschont. Alles hat dann eine Salzkruste, das Schiff außen, der Fußboden innen, und durch das Salz wird Feuchtigkeit angezogen. Alles fühlt sich klamm an, selten hat man trockene Füße, höchstens im Bett. Aber wenn wir am Abend vergessen, rechtzeitig die Kojenfenster zu schließen, ist auch das Bett klamm, weil die Luft so feucht ist. T-Shirt und Hose sind morgens klamm, erst tagsüber trocknet alles ab, dafür läuft dann der Schweiß in Strömen und feuchtet die Klamotten von innen wieder an.
    Was wünscht sich Seglers Frau nach zweieinhalb Monaten
    Schiffsleben? Sieben Wünsche:
    1 einmal wieder alle Arbeiten in aufrechter Haltung erledigen können
    2 nicht aus dem Bett kriechen müssen
    3 ein entspannendes Vollbad mit duftenden Essenzen (man muss der Gerechtigkeit halber zufügen, dass die Duschen in den spanischen Marinas bisher sauber und angenehm waren)
    4 störungsfreien Internet-Zugang
    5 trockene Füße
    6 Schatten
    7 Freunde sehen (Zweisamkeit kann zuweilen recht einsam sein)
    … Und wenn das alles nicht zu haben ist, wenigstens den richtigen Wind!
    Segeln auf dem Mittelmeer, das hört sich nach blauer Lagune und Luxus, nach Traumschiff an. Nein, es ist harte Arbeit und dies muss und jenes muss, jede Meile will erfahren, erarbeitet sein. Wir fahren über verlockend türkise und grüne Wasser und haben kaum Zeit zum Baden. Das ist der Unterschied zwischen einem Seebären und einer Landratte: Der Seebär benutzt das Wasser, um von a nach b zu gelangen. Für die Landratte ist das Wasser zur Pflege persönlicher Wohlbefindlichkeiten da: waschen, baden, schwimmen.
    Am Nachmittag endlich war soweit alles geschafft, sogar des Käpt’ns Bart wurde wieder ansehnlich zurecht gestutzt. Es war Zeit zum Duschen und dem Hund wurde erklärt, dass er an Bord zu bleiben und das Schiff zu bewachen habe. Es bestand ja die Hoffnung, dass nach der gestrigen eindringlichen Ermahnung es an Einsicht nicht fehlen würde. Wir kamen zurück an Bord: Kein Hund da! Wieder hatte er sich davon gemacht, das Untier. Ich lief und fand Jóia vor der Eingangstür zu unserer Pier, freudestrahlend, völlig ohne Unrechtsbewusstsein (oder wollte sie mich überzeugen?). Ich nahm sie wortlos an die Leine und band sie auf dem Schiff fest. Dann gingen wir einkaufen und essen – ohne Hund.
    Als wir zurückkamen, wurden wir sogleich von einem Skipper auf Deutsch angesprochen: »Die habt ihr wohl nicht richtig erzogen!« Da hörten wir schon das Protestgebell, sie musste die ganze Zeit lamentiert haben. Nun ja, sie wird es lernen müssen. Dickkopf gegen Dickkopf, ich bin sicher: meiner ist dicker.
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