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  • Gandia

    August 3, 2007 in Spain ⋅ 🌙 29 °C

    Früh machen wir los und legen an der Tankstelle einen schnellen Zwischenstopp ein, damit wir den Hund für sein Frühgeschäft nicht wieder über drei Boote hinweg an Land hieven müssen. An der Flussmündung begrüßt uns das Meer schon sehr marejol. Der Wind ist uns günstig, er weht stetig aus Nordost, aber die Wellen sind teilweise enorm. Später ballen sich am Horizont Wolken, die nichts Gutes verheißen und die heranrollenden Wellenberge scheinen noch anzuwachsen.
    Und es gibt kein Anhalten und Aussteigen. Bis zum nächsten Hafen müssen wir da durch, egal, was kommt. Mein rücksichtsvoller Kapitän bläst deshalb schon nach drei Stunden die Weiterfahrt ab und wir laufen in den nächsten Hafen Gandia ein. Hier muss man sich vor dem Einlaufen ordnungsgemäß per Funk anmelden, was wir natürlich formvollendet auf Spanisch beherrschen (Fidel).
    Und so geht es zu am Abend in einem spanischen Badeort: Man ist gesellig, man flaniert, man unterhält sich, man geht in Restaurants mit oder ohne Musik. Die ganze Familie geht gemeinsam, Mütter und Töchter, Väter und Töchter, Söhne mit coolen Frisuren. Hier in Gandia sieht oder hört man nur spanisch und sieht unglaublich viele verschiedenartige Menschen auf der Promenade am Strand. Wir sitzen in einem Restaurant direkt an der Uferstraße und Kinder und Erwachsene schauen uns direkt in den Teller.
    Da kommt vom Nachbartisch der Alte mit seinem Hund:
    »Habla español?« – »Un poco« – und er erzählt von seiner kleinen grauen Pudelhündin, die er auf dem Arm hält wie eine Geliebte: sie sei schon vierzehn Jahre alt, und sie kuckt keck dazu. Wir erzählen von unserem Hund, der neugierig zuhört.
    Da tanzt ein beleibter Vater mit seinem klitzekleinen Töchterchen auf dem Arm im Walzertakt vorbei, zu der von nah erklingenden Unterhaltungsmusik; da laufen gelangweilt schauende und knappest bekleidete Teenies; aber auch junge Frauen, jung gekleidete ältere Frauen, Frauen mit großer Fülle in schlankmachen sollenden Kleidern, eine sehr üppige Frau wiegt sich in wehendem bunten Tüll. Glückliche Frauen mit kleinen Kindern, schwangere Frauen mit Fragen im Gesicht, silberne Sandalen, wehende Schals, nackte Bäuche, tiefe Dekolltés. Männer mit Babys auf dem Arm, dicke Männer, Männer die vor Manneskraft o-beinig gehen müssen, Männer die sich ungeniert zwischen die Beine fassen, Männer in weißen Hosen ohne was drunter, und aus dem Nachbar-Restaurant klingt beschwingte Tanzmusik mit Gesang. Im Hintergrund, auf der Strandpromenade fahren geräuschlos, wie in einem Film, Tretmobile vorbei – mal von rechts, mal von links, immer im gleichen Tempo, mit strampelnden Beinen darauf.
    Jóia schaut sich alles gelassen an. Auf dem Heimweg – es ist schon dunkel – darf sie auf den Strand, aaah, das ist ihre Welt, sie rast herum wie eine Wilde, dreht sich in wilden Sprüngen um sich selbst, lauert, springt, rennt, endlich einmal Hund sein dürfen in dieser verdrehten Menschenwelt.
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