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  • Vila Real de Sto. António

    August 27, 2007 in Portugal ⋅ 🌙 26 °C

    Frühstück an Land und Einkauf; Aufbruch ohne Wind, nur ein sanftes Säuseln weht uns entgegen. Käpt’n Fidel hat vergessen, beim Hafenkapitän nach dem Wetter zu schauen. Aber wir haben so unsere Erfahrungen mit Wetterberichten: Es stellt sich alles draußen heraus, wie Captain Ron zu sagen pflegte. Die meisten Stürme wurden nicht vorhergesagt und die versprochenen guten Winde hielten selten, was sie versprachen. Man muss doch nehmen, was kommt.
    Das Meer ist heute spiegelglatt und es ist gut zu beobachten, wie die Wellen entstehen: Es kommt ein wenig Wind auf und die Oberfläche kräuselt sich, als ob die See friert, dann beginnt es zu kribbeln wie eine aufgeregte Kinderschar, lauter kleine Häupter und wenn der Wind ein wenig zunimmt, fangen sie an zu schieben und türmen sich. Heute bleibt aber alles glatt. Wir fahren mit Autopilot und während ich so sitze und aufpasse, komme ich ins Denken.
    Was tun wir, wenn wir ankommen? Seit gestern beschäftigt uns, hauptsächlich allerdings mich, diese Frage. Wo legen wir an, wo entladen wir das Boot – und wohin mit der Freude. Wir dürfen flaggen nach so einer langen Reise – alle Gastflaggen, die wir unterwegs geführt haben ziehen wir auf. Hm, naja, das sind nicht wirklich viele. Wir bringen die schmucken Relingskleider wieder an. Wir entladen das Boot am Steg im Parque natural und ankern anschließend in der Buch von Marim. Wir bringen Olga zum Glänzen bevor wir ankommen und … und …

    Szene V
    FRAU am Steuer eines Segelkatamarans: »Wenn wir ankommen, ziehen wir dann die Flaggen der durchfahrenen Länder hoch? Das darf man doch dann.«
    MANN im Regiestuhl, blickt kurz aus seinem Buch auf: »Das machen nur Angeber!«
    FRAU, sehr leise: »Manchmal wäre ich aber gern ein Angeber.«

    Heute muss ich besonders gut aufpassen: Überall haben die Fischer ihre Zeichen, schwimmende Kanister mit Fähnchen drauf, dort sind Fässer versenkt zum Krakenfang. Ich muss einen Zickzack-Kurs steuern und manchmal hilft nur: Gang raus und vorbeitreiben lassen.
    Eine Segelyacht überholt uns, ebenfalls unter Motor, ich schaue genauer hin, es ist eine portugiesische Yacht. Begeistert renne ich hinein, hole unsere Fahne und schwenke sie zum Begrüßen.
    Während ich so steuere, fällt mir ein Dialog aus einem meiner Lieblingsfilme ein, »Ein Rabbi im Wilden Westen« . Auf uns übertragen würde er so lauten: »Kann dein Gott auch Wind machen?«, fragt der Kapitän den Rabbi – »Wind, oj, mein Gott macht Wind, er macht die Stürme, er kann Orkane machen und Hurrikane …« – »Reden wir nicht von Hurrikanen«, unterbricht der Kapitän. »Aber tut er es auch?« – »Er kann es, er tut es auch, aber er ist manchmal a bissl eigenwillig.«
    Wir nähern uns der Mündung des Grenzflusses Guadiana, und der schönen portugiesischen Stadt Vila Real de Santo António. Plötzlich fängt das Echolot an zu piepen, Alarm, Alarm: 1,20m, 1,00m, 0,90m Wassertiefe. O weh – eine Sandbank.
    Aber wir sind ja gewiefte Lagunen-Fahrer, wir wissen, wie es aussieht, wenn das Wasser flach ist und finden den Weg hinaus. Dann biegen wir in den Fluss ein und haben die Strömung gegen uns. Das Wasser läuft ab und wir kommen nur noch mit 1,9 Knoten voran. Der Wind bläst jetzt seitlich und wir ziehen noch einmal das Focksegel auf und erreichen endlich gegen sieben Uhr die im Vergleich zu spanischen Marinas winzige Marina von Vila Real de Santo António. Mitten im Fluss hatten wir zuvor die Fahne gewechselt – wir haben die letzte Grenze überschritten – wir sind fast zuhause!
    Hier hat sich – außer dem Preis – nicht viel verändert, seit wir 2004 zum letzten Mal mit dem alten Boot hier waren. Dieser ist mit 28 Euro mehr als doppelt so teuer; die Duschen sind die gleichen, in Containern untergebracht, winzig im Vergleich zu den luxuriösen spanischen Duschräumen, aber sie erfüllen ihren Zweck und wir genießen es. Am Gaststeg liegen kaum Segler, wie noch vor drei Jahren hauptsächlich, stattdessen große Motoryachten.
    Ich bringe Olga zum Glänzen, sie wird geputzt, abgespritzt und geschrubbt. Danach gehen wir essen in der schönen Stadt: kein Auto mit lauter Musik, keine knatternden Mopeds, keine schreienden Menschen, es ist angenehm ruhig auf dem großen Platz, obwohl dort etliche Kicker-Geräte stehen, an denen Kinder und Erwachsene spielen. Später in der Marina überraschenderweise ein offenes Internet – ich rufe meine Freundin Carla an. »Estás em Portugal? Juhuuu!«
    Morgen sind wir zuhause.
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