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  • Day 2

    Der Donut

    July 16, 2022 in Canada ⋅ ☀️ 22 °C

    Ich bin tatsächlich gut in Vancouver eingereist! Kanada hat es aber bezüglich der Organisation der Immigration hinter sich.

    Auf den letzten beiden Flügen habe ich ein bisschen durch das Delta Programm gezappt und bin bei einer Masterclass hängen geblieben:
    „Jessie Krebs teaches Wilderness Survival“.
    In Vorbereitung auf diese aufregende und körperlich wie mental herausfordernde Kreuzfahrt, hab ich mir die Masterclass komplett reingezogen. 😂

    Ich habe viel gelernt!

    - Man braucht das richtige Mindset, um in der Wildnis zu überleben. Das kriegt man auch durch richtiges Atmen: länger ausatmen als einatmen nimmt den Stress und man kann wieder denken, wenn man in eine Not-/Paniksituation kommt.

    - Mindset kann man auch trainieren. Wenn ich weiß, dass ich immer ausflippe, wenn ich eine Schlange sehe, dann versuche ich mir im Kopf immer mal wieder eine Situation vorzustellen, wo ich auf eine Schlange treffe. Und dann stelle ich mir ganz detailliert vor, wie ich reagieren will.

    - The 5 basic needs
    1. Signaling (klar, du willst ja gefunden werden!)
    2. Shelter (Feuer muss nicht unbedingt sein, warme Klamotten und Mülltüte als Zeltersatz tun es oft auch)
    3. Drink me - Finde Wasser
    4. Explore - lerne deine Gegend kennen
    5. Stay alive - Hygiene ist wichtig, Putz dir deine Zähne, wasche deine Hände und bleib positiv

    - Zum Thema Signaling: In der Natur gibt es oft runde Linien und weniger scharfe Kanten. Das können wir nutzen, indem wir nicht „SOS“ schreiben/ auslegen (weil rund) sondern etwas Auffälligeres:
    V für „Ich brauch Hilfe“.
    X für „Ich brauch medizinische Hilfe“.
    Diese Buchstaben sollten sehr groß sein, etwa 10 Meter lang. Man kann auch Signale mit Feuer geben oder man nimmt einfach schonmal vorsichtshalber ein paar Stoffbahnen in Neon mit zum Auslegen. Wenn man einen Spiegel hat oder etwas mit glatter Oberfläche (Autorückspiegel gehen nicht) dann kann man einem Flugzeug auch Hinweise geben. Dazu ist es wichtig, den Spiegel mit der Sonne neben dem eigenen Auge auszurichten und dann die helle Spiegelung auf die Hand zu projizieren. Dann mit der Hand auf das Flugzeit zielen. Ist sowas wie Zieltechnik von Waffen, denn mit einem Gewehr schießt man genauer als mit einer Handwaffe wegen Zielführung.

    - Ich weiß jetzt, wie man ein Messer schärft (Winkel 22 Grad, genau so oft auf der einen als auf der anderen Seite), dazu kann man auch einen Stein nehmen, den man gefunden hat oder den Boden einer umgedrehten Keramiktasse. Bei guten Messern geht die Klinge noch zwei Drittel in den Griff rein, dass sie schön fest ist.

    - Knotentechnik fand ich langweilig (aber da gibt es tolle Sachen!), übersprungen.

    - Navigation ist wichtig! Wenn man nicht mehr weiß, wo man ist, am besten markante Stelle (Baum, Strauch,…) suchen oder erschaffen. Das ist dann der Mittelpunkt. Nun wird um diese markante Stelle spiralförmig die Gegend erkundet. Man versucht dabei immer wieder den direkten Weg zum Mittelpunkt zu finden.
    Was auch geht, ist, dass man in graden Linien von dem Mittelpunkt in eine Richtung geht. Hierbei ist wichtig, dass man grade Linien läuft, also vorher schauen, welche 2 Bäume beispielsweise in grader Linie stehen und sich daran orientieren. Dabei die Schritte zählen um dann die gleiche Anzahl wieder zurückzugehen. Manchmal kann man nicht geradeaus laufen, da muss man dann beispielsweise um einen Teich herum laufen. Immer besser, kein Risiko einzugehen und herumlaufen, als dann im Teich von Krokodilen gefressen zu werden.

    - Endlich kann ich eine topografische Karte ansatzweise verstehen!!

    - Wasser: nimm einen Filter mit und Jod zur Desinfektion. Wenn du keinen Filter hast, kannst du das Wasser zur Not auch durch ein sauberes Tuch filtern. Wasser ist extrem wichtig für uns. Wenn wir die Entscheidung treffen müssen, dreckiges Wasser zu trinken oder zu verdursten, läuft es immer aufs Trinken raus. Es geht darum, Zeit zu überbrücken, bis wir gefunden werden. Anzeichen einer Vergiftung zeigen sich in der Regel meistens erst nach einer Woche. Bis dahin sind wir gefunden und können dann z.B. gegen Schwermetallvergiftung behandelt werden.

    - Essen: das war spannend!! Ums Essen brauchen wir uns eigentlich keine Gedanken machen, 30 Tage ohne gehen locker.
    Trotzdem macht es Sinn, seine Vorräte einzuteilen. Man schaut also, wie viele Gesamtkalorien man zur Verfügung hat. Dann überlegt man, wie lange man wohl durchhalten muss (wie lange war mein Trip angesetzt, wann realisieren sie, dass ich nicht zurück bin, wie lange brauchen sie um mich zu finden?).
    Angenommen es sind acht Tage, die man durchhalten muss: in den ersten vier Tagen essen wir zwei Drittel der Kalorien, die wir mitgebracht haben. In den letzten vier Tagen das andere Drittel. Das macht Sinn weil in der ersten Zeit läuft man ja ein bisschen rum, man baut sich vielleicht einen Unterschlupf, man lernt die Gegend kennen und braucht einfach mehr Kalorien. In den letzten vier Tagen schaut man sich vielleicht an, was man noch in der Tier- und Pflanzenwelt essen könnte. Und wie wahrscheinlich ist es, dass man wirklich acht Tage durchhalten muss? Man wird in der Regel recht schnell gefunden.

    Ganz wichtig beim Essen: wenn wir kein Wasser gefunden haben, essen wir nicht! Die Verdauung braucht sehr viel Wasser. Wenn wir also essen, ohne Wasser zur Verfügung zu haben, dehydrieren wir uns selbst damit schneller.

    Um herauszufinden, ob man eine Pflanze essen kann, gibt es eine Technik.
    1. wir schauen uns die Pflanze an und gucken nach den typischen Giftcharakteristiken (milchiger Ausfluss, feine Haare, Blütenstand in Regenschirmform, glänzende Blätter, Pilze im allgemeinen)
    2. wir öffnen die Frucht oder die Pflanze und schauen mal, wie sie innen aussieht. Wenn sie klar ist, ist es immer besser als milchig.
    3. Hauttest an sensibler Stelle, auf Reaktion warten.
    4. Teelöffel Portion probieren aber noch nicht runterschlucken. Einfach ein bisschen kauen und wieder ausspucken. 8 Stunden warten.
    5. Esslöffel Portion probieren, vor dem runterschlucken aber die Säfte ausspucken, nur das trockene Schlucken (Gift löst sich oft in Flüssigkeit). 8 Stunden warten.
    6. wenn dann alles gut ist, dann drei Esslöffel probieren, schlucken.

    Wenn es um Beeren geht, Sind circa 90 % aller blauen und lila Beeren essbar. Da hat man also eine gute Chance, dass man sich nicht vergiftet.
    Von den roten und orangenen Beeren sind circa 50 % essbar. Wir erinnern uns an die Vogelbeeren… Nachtschattengewächse sind gefährlich.
    Von weißen, gelben und grünen Beeren sind nur 10 % essbar. Also aufpassen.

    Und hier kommt endlich der Donut:
    Jessie Krebs sagte, das Leben sei wie ein Donut. Viele Menschen leben in diesem inneren Loch (vom Donut) und der Teig drumrum repräsentiert alle Ängste, Probleme, Schwierigkeiten des Lebens. Um damit nicht konfrontiert zu werden, bleiben sie in dieser inneren Donut Komfortzone.
    Das Tolle an diesem Bild ist aber, dass der Donut ja aus Teig besteht. Teig ist keine unüberwindliche Mauer, sondern man kann den Teig formen, ihn ausdehnen und ihn in verschiedene Richtungen drücken. Und das machen manche Menschen mit ihrer Komfortzone. Sie bearbeiten sie, sie dehnen sie aus, sie durchbrechen sie,…
    Also los gehts: Raus aus dem Donut!!!
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