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  • Day 12

    Rotorua

    December 12, 2018 in New Zealand ⋅ 🌧 17 °C

    Irgendwann am späten Abend kamen wir in Rotorua, eine Stadt auf der Nordinsel mitten in der Wildnis, an. Zuvor versuchten wir wild zu campen. Kurz vor dem Ort fanden wir auch eine geeignete Stelle, so dachten wir. Wir bauten den Grill auf, deckten unseren Abendtisch und ich machte mich daran, das Abendessen zuzubereiten. Ich bin fest davon überzeugt, dass es dort Buschtrommeln oder Rauchzeichen gab. Denn es wurde lebhaft auf diesem Stück Erde. Erst kam ein Auto mit einem einzelnen Mann, dann folgten nacheinander weitere. Alle stellten sich so, dass sie uns gut beobachten konnten. Einer grüsste Herbert sogar freundlich. Aber keiner stieg aus. Ich dachte zuerst, sie wollten sich nach einer langen Autofahrt die Beine vertreten oder sie suchten auch ein Plätzchen zum Campen. 😂 Mit dieser Vermutung lag ich aber offensichtlich falsch. Ich bin mir fast sicher, dass sie auf Sex aus waren. Wir waren wohl auf einem Parkplatz gelandet, auf dem sich tolerante Paare zum Sex treffen und einzelne Herren zum Mitmachen oder Zuschauen einluden. Denkbar war für uns auch, dass sie mit dem Gedanken spielten, uns auszurauben. Herbert und ich waren uns einig, hier kein Risiko einzugehen. Wir suchten deshalb das Weite.
    Rotorua ist eine Stadt auf der neuseeländischen Nordinsel, die an einem gleichnamigen See liegt. Bekannt ist die Region vor allem für ihre geothermische Aktivität sowie für ihre reiche Maori-Kultur. Überall zischte und brodelte die Erde und es roch nach Schwefel. Dicke Dampfwolken kamen aus dem Wald. Ein gespenstisches Schauspiel. Kurz vorher waren wir an einem Schild mit der passenden Aufschrift „Zombieland“ vorbei gefahren. Wir schliefen aber dennoch fest und gut auf einem richtigen Campingplatz. Am nächsten Morgen dampfte es zwar immer noch, aber es schien auch die Sonne. Das Gruselige war verschwunden. Und doch, Rotorua blieb mir unheimlich. Man musste aufpassen, wohin man trat. Überall gab es Erdlöcher, Spalten und Ritze, aus den man etwas Dampfen, Rauchen oder Blubbern sah. Oft so stark, dass man es auch hörte. Es gab Warnschilder, auf denen wir aufgefordert wurden, die Wegmarkierungen nicht zu verlassen. Ansonsten: Verbrennungsgefahr. Aber diese Dampfschwaden haben auch irgendwas mystisches. Erstaunlich, dass sich Menschen entschlossen haben, hier zu leben. Es ist vulkanisches Gebiet. Der letzte Ausbruch datiert aus dem Jahr 1886. Nur wenige Kilometer weiter brach erst kürzlich, nämlich im Jahr 2012, ein Vulkan aus.
    Wir übernachteten auf einem Campground mit einer Besonderheit. Er verfügte über Kochstellen, die ohne zugeführte Energie auskommen. Die enorme Erdwärme macht es möglich. Auf Lanzarote habe ich ähnliches gesehen. Aber hier brodelt es überall. Der Campground macht Werbung damit, dass die Zeltplätze alle beheizt sind.

    Also von unten heiß und von oben - wie im Regenwald typisch - nass. Das ist ja mal was anderes. 😂

    Hier war der letzte Rückzugsort der Maori. Für die Maori war dieser Ort sehr spirituell. Denn sie spürten die Energie von Mutter Erde. Sie nutzen diese Wärme für ihr Leben. In einen See voll kochendem Wasser tauchten sie aus Schilf geflochtene Behälter mit Lebensmittel ein und kochten so ihr Gemüse sowie ihr Fleisch. Aber auch auf heißen Steinen und in Erdlöcher wurde gebacken und gebraten. Lasst eure Fantasie mal freien Lauf. Maori waren ursprünglich Kanibalen. Hier kann man fast nachfühlen, was sie mit ihren Feinden gemacht haben.
    In Rotorua kann man einen Maori Abend mit Theater, Tanz und Gesang sowie ein traditionelles Abendessen buchen. Alles sehr touristisch aufgemacht. Ich finde es gut, wenn die Ureinwohner wieder zu ihren Wurzeln finden, aber dieses Angebot sprach mich nicht wirklich an. Dabei interessieren mich die spirituellen Geschichten der Maori, ihre Bräuche und Sitten sehr. Ein Gespräch darüber wäre nach meinem Geschmack gewesen. Aber leider ist die Sprachbarriere zu groß. Das Englisch hier verstehe ich nur sehr schlecht. Der Akzent bzw. der Dialekt ist mir zu schwierig. Mich ärgert der Turmbau von Babel. Ohne ihn würden wir alle die gleiche Sprache sprechen.😉
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