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  • Day 7

    Ponferrada

    September 30, 2022 in Spain ⋅ ⛅ 9 °C

    Der heutige Morgen beginnt hektisch. Wir haben verschlafen. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass wir bereits Viertel vor neun haben. Grundsätzlich kein Problem, aber unsere Rucksackabholung ist für 8:00 h vereinbart. Ich stürze noch im Schlafanzug mit sehr eilig in den Rucksack geworfenen Klamotten zwei Etage abwärts zur Rezeption. Dort ist jedoch niemand. Auch die Außentür ist verschlossen. Der Rucksack-Transportservice ist offensichtlich noch nicht hier gewesen. Schnell hole ich auch Lilianas Rucksack nach unten. Ich höre ein Auto vorfahren, den an der Eingangstür klopfenden Fahrer und sodann ein sich wieder entfernendes Auto. Hm, alles etwas seltsam. Als ich oben aus dem Fenster schaue, sehe ich den Wagen zurückkommen. Ich renne abermals die Treppe herunter und schließe die Tür auf. Und richtig, es ist unser Transportservice. Unsere Rucksäcke können also wie geplant zu unserer neuen Unterkunft auf den Weg gehen. Glück gehabt!
    Dennoch bleiben Fragen. Wo ist das Hotelpersonal? Wie sieht es mit dem von uns gebuchten Frühstück aus? Ich stoße auf einen Zettel an der Wand. Danach werden wir gebeten, uns in der Küche ein Frühstück selbst zusammenzustellen. Wenn das so gewollt ist, dann ans Werk!
    Das Frühstück bringt uns auf die Beine. Dennoch klagt Liliana, die eine unruhige Nacht hatte, über Schmerzen im Bereich des Oberbauchs. Zudem ist ihr Knie angeschwollen. Sie möchte aber unbedingt weiterlaufen. Tapfer, tapfer.
    Mir macht die Kälte heute morgen wenig aus. Ich freue mich, dass die Sonne scheint und dass der Regen von gestern sich verzogen hat. Meine Gedanken kreisen um vergangene Zeiten, insbesonderer um die letzten zwei bis drei Jahre, in denen ich einen unglaublichen Wandel durchgemacht habe. Einen Wandel, um den ich sehr froh bin. Die diesjährige Pilgerreise ist für mich kein Weg, um mich selbst zu finden. Er ist ein Weg, weil ich mich selbst gefunden habe! Mit dem Weg möchte ich alte Dinge entgültig loslassen. Frieden schließen mit dem, was sich nicht mehr ändern lässt. Loslassen von Dingen, die schwer gewogen haben, um die ich heute aber dankbar bin, sie erlebt zu haben. Alles, alles war sinnvoll. Ich wäre ohne das Erlebte nicht das oder die, die ich heute bin. Ich habe heute viele gute Momente. Jeden Tag treffe ich Gesichter, die mir schon etliche Male zugelächelt haben. Jeden Tag sehe ich in strahlende Augen. Wir haben alle das selbe Ziel. Wir gehen alle jeden Tag die selben Schritte, auf dem selben Weg. Wir schauen alle in die selbe Richtung und haben dieses unglaubliche Gemeinschaftsgefühl. #camino.
    In Ponferrada suchen wir nach dem Einchecken im Hotel zunächst einmal das städtische Gesundheitszentrum auf. Liliana lässt sich dort untersuchen. Alle sind sehr freundlich und sehr bemüht, ihr zu helfen. Sie geben ihr grünes Licht, den Weg fortzusetzen. Ihre Rippen sind zum Glück nur geprellt. Sie soll sich allerdings schonen 🙈🤷🏻‍♀️ Wir entscheiden deshalb, dass sie morgen einen Tag mit dem Wandern aussetzt und mit dem Bus zum nächsten Etappenziel fährt. Ich selbst werde alleine losziehen und freue mich auf 24 KM in Richtung Berge. Heute aber genießen wir erst einmal Ponferrada, den alten Templer-Stützpunkt auf dem Jakobsweg.
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