• Titicaca-See

    11 September 2024, Bolivia ⋅ ☀️ 15 °C

    Seit unserer nicht so charmanten Grenzerfahrung in Nicaragua sind Länderwechsel immer so eine Sache, die uns leicht nervös macht. Bestimmte Berufsgattungen sind eben nicht überall willkommen. Und nein - ausnahmsweise ist es nicht die HR-Tante, von der man sich fürchtet.

    Doch noch nie verlief ein Grenzübertritt so schnell und reibungslos wie von Peru nach Bolivien. Aus dem Bus aussteigen, Ausreisestempel im peruanischen Büro abholen, 100 Meter zu Fuss über die Grenze gehen, Einreisestempel in einer improvisierten Hütte von den bolivianischen Beamten bekommen, zurück in den Bus – mucho gusto Bolivia!

    Kurz darauf sind wir in Copacabana. Nicht der Partystrand in Rio de Janeiro, sondern eine Kleinstadt am Titicaca-See. Der höchstgelegene schiffbare See der Welt (3800 M.ü.M), 15 Mal so gross wie der Bodensee – und angeblich der Geburtsort der Inka-Kultur.

    Neues Land, neues Geld, neue Spezialitäten, neue Gerüche. Wir lassen es gemütlich angehen, saugen die neuen Eindrücke auf und geniessen unsere grossartige Hostel-Terrasse – mit Blick auf den See, der uns ein bisschen Strandurlaub-Feeling gibt. Unser einzige tägliche Fixpunkt ist die Trucha (Forelle) zum Zmittag in einem der vielen Zelt-Kioske an der Seepromenade. Die Nummer 20 “Kiosco Titikaka Sagrado” ist unser Favorit, hier schmeckt die Trucha al Limón wirklich himmlisch.

    Nach vier Tagen „tranquillo, tranquillo“ haben wir dann doch wieder etwas Bewegungsdrang. Also machen wir uns mit dem Boot auf zur Isla del Sol – der Sonneninsel. Ein heiliger Ort der Inka, wo laut Mythos der Sonnengott seine Kinder auf die Erde geschickt hat, um später das Inka-Reich zu gründen.

    Die erste Nacht verbringen wir im Norden der Insel. Hier gibt es mehr Schafe und Esel als Einwohner. Die Bauern treiben ihre Herden dem Strand entlang zum täglichen Weidegang. Das Leben ist einfach und ursprünglich, die Natur absolut spektakulär. Als wir am Abend in der einen von zwei Beizen sitzen, fragen wir uns, warum wir hier die einzigen weit und breit sind…

    Vielleicht liegt es daran, dass man als Tourist eine Zeit lang nicht an diesen Ort konnte. Bis vor wenigen Jahren herrschte ein Kleinkrieg zwischen zwei Dörfer im Norden. Beide wollten ein grosses Stück des Tourismus-Kuchens. Es flogen Fäuste, Steine und Dynamit. Der Norden der Insel wurde kurzerhand für den Tourismus gesperrt.

    Heute haben sich die Gemüter beruhigt, und man kann den herrlichen Wanderweg von der Nordseite zur Südseite ohne Hindernisse geniessen. Genau das tun wir am zweiten Tag.

    Für die zweite Nacht checken wir bei einer herzlichen Señora ein. Auch in ihrer einfachen Herberge sind wir wieder die einzigen Gäste. Seit Covid seien die Touristen nicht zurückgekommen, erzählt sie uns.

    Am nächsten Morgen nehmen wir das Boot zurück aufs Festland. Der Start in Bolivien könnte nicht besser sein. Das Essen schmeckt, die Menschen sind herzlich und hilfsbereit, und wir fühlen uns vom ersten Moment an wohl und willkommen.

    Ach, und dann gibt es noch dieses kuriose Spektakel auf dem Hauptplatz von Copacabana – die berühmten Autossegnungen. Hinz und Kunz karren ihre frisch gekauften Autos hierher, um sie vor der Kirche liebevoll mit Blumen zu schmücken, vom Priester segnen zu lassen und mit reichlich Champagner zu übergiessen. Wohl der bolivianische MFK für unfallfreies Fahren. Wir bekommen auch bisschen Weihwasser ab und sind somit bereit für die Weiterreise durch Bolivien.
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