• Gran Final in Rot & Rosa 🦩

    November 27, 2024 in Bolivia ⋅ 🌬 14 °C

    Stell dir vor, du stehst vor einer tiefroten Lagune. Zwischen weissen Salzinseln stolzieren hunderte rosafarbene Flamingos. Eingerahmt wird das Ganze von einer kargen Wüstenlandschaft und massiven Vulkanen. Nein, das ist kein LSD-Trip – wir stehen an der Laguna Colorada, irgendwo im Niemandsland zwischen Bolivien und Chile.

    Tag 3 unserer Offroad-Reise zur Atacama-Wüste führt uns zu einem der aussergewöhnlichsten Seen der Welt. Das salzhaltige Wasser schimmert je nach Tageszeit und Wind rosa, orange oder dunkelrot. Algen und Mineralien sorgen für diese spezielle Farbe – dieselben Algen, die den Flamingos ihr unverwechselbares Rosarot verleihen. Die Pigmente setzen sich über das Wasser in ihren Federn ab.

    Die Laguna Colorada ist der Höhepunkt einer intensiven Tagesetappe. Wir durchqueren grüne Täler, in denen Lamas und Vogelstrausse grasen. Sind plötzlich in steinigen und lebensfeindlichen Wüsten auf 4300 Metern Höhe. Vorbei an hellblauen, grünen, weissen und roten Lagunen – alle voller Flamingos. Teilweise ist es brütend heiss, teilweise pfeift der Wind so heftig, dass man das Gegenüber nicht mehr versteht.

    Wir können die vielen Eindrücke kaum mehr verarbeiten. Nach zwölf Stunden im Jeep erreichen wir unsere nächste Unterkunft. Wir sind froh, als um 21 Uhr bereits der Strom abgeschaltet wird. So können wir mit gutem Gewissen unter die schweren Wolldecken kriechen.

    Es ist minus 2 Grad, als wir uns am letzten Tag um 5 Uhr nach draussen kämpfen. Unser Fahrer Nico steht unter Zeitdruck. Bis 9 Uhr müssen wir die chilenische Grenze erreichen, doch es gibt noch so viel zu sehen. Die Müdigkeit verfliegt, als wir bei Sonnenaufgang durch eine Geysir-Landschaft laufen. Bis zu 200 Grad heisser Dampf steigt aus Felsspalten auf und taucht die Szenerie in eine magische Atmosphäre. Beeindruckend, welche gewaltigen, vulkanischen Kräfte hier unter der Oberfläche wirken.

    Die letzte Etappe führt uns durch die Salvador-Dali-Wüste, benannt nach dem berühmten Maler und schliesslich über die Grenze in die chilenische Wüstenstadt San Pedro de Atacama. Staubig, erschöpft, aber überglücklich fallen wir ins Hostel-Bett.

    Wir hätten uns keinen besseren Schlusspunkt für unsere Zeit in Bolivien ausdenken können. Eine once-in-a-lifetime Erfahrung. Bolivien hat uns vom ersten bis zum letzten Moment mit seiner Vielseitigkeit und Authentizität überrascht und verzaubert. Wir werden dieses Land vermissen.
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