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- Hari 318
- Selasa, 31 Disember 2024
- ☁️ 29 °C
- Altitud: 1,104 m
ArgentinaVilla Bastía33°21’14” S 69°8’36” W
Voluntario in Mendoza

Es ist Weihnachten, als uns Catherine an der Bushaltestelle in Tupungato abholt. Wir fahren 20 Minuten, bis wir von der Hauptstrasse auf eine unscheinbare Schotterstrasse abbiegen. Sieben Hunde kommen angerannt, ein Begrüssungskomitee, das mehr Begeisterung zeigt als so mancher Verwandter an Weihnachten. Hinter der Dornenwüste und endlosen Reihen an Weinreben, thronen die schneebedeckten Anden – was für ein Panorama!
Umgeben von Lavendel und Oleander strahlt ein schlichtes, weisses Haus. „Kommt rein! Lasst mich euch Richard vorstellen.“ Wir betreten den „Tempel“ – komplett in Weiss. Die Möbel, die Wände, die Katze und auch Richard, der passend zum Konzept in Weiss gekleidet ist.
Richard und Catherine, ursprünglich aus Brüssel, haben schon einiges erlebt und viel gesehen. Mit 55 liess sich Richard pensionieren, baute einen Unimog (grosses Geländefahrzeug) zu einem Camper um (ratet mal dessen Farbe). Damit reisten sie über 20 Jahre um die Welt. Am Ende ihrer Reise wurden sie im Herzen der Region Mendoza sesshaft und tauschten das Schneemobil gegen ein Haus. Richard ist mit seinen 86 Jahren zwar noch rüstig, aber der viele Umschwung ist für ihn und Catherine, die über 20 Jahre jünger ist, kaum allein zu bewältigen. Deshalb beherbergen sie regelmässig Backpacker aus aller Welt, die als Volunteers mitanpacken. Der Deal: fünf Stunden Arbeit gegen Kost und Logis.
Beim ersten Mittagessen geht es gleich los mit den besten Reisegeschichten – von Simbabwe, Syrien, Japan über Mexiko und Chile bis Argentinien. Sie waren überall. Während Richard erzählt und dabei wild gestikuliert, haben wir ein Déjà-vu: Vor uns sitzt Mätz 2.0 (Simi’s Vater) in der Version eines glatzköpfigen Belgiers im Göttergewand. Die Art wie er spricht, Dinge erklärt, von seinen Reisen erzählt, welche Worte er dabei benutzt – sogar wie er die Pasta-Teller vorwärmt – alles erinnert 1:1 an Mätz. Und während Simi noch damit hadert, ob sie eine Woche lang mit Erinnerungen aus dem Jenseits klarkommt, werden wir kurzerhand ans Weihnachtsfest der Nachbarn eingeladen.
Weihnachten bei einer argentinischen Grossfamilie im Garten ihrer riesigen Walnussfarm. Wir werden begrüsst wie alte Bekannte. Es gibt Weisswein, Rosé, Champagner und ein grosses Buffet mit Essen. Später wird ein grosser Becher mit Fernet und Cola gefüllt und im Kreis herumgereicht. Unser Spanisch wird immer besser, und als wir mitten in der Diskussion über Messi und Co. sind, schlägt es Mitternacht. Alle springen auf, umarmen und küssen sich und wünschen sich „feliz navidad“ – und wir mittendrin. Papa Noel hat Geschenke in den Kamin gelegt, die Kinderaugen glänzen vor Freude. Die Augen der Erwachsenen ebenfalls - vom vielen Fernet.
Am nächsten Morgen beginnt der Alltag: Drei Stunden Arbeit am Vormittag – Gärtnern, Jäten, Rasenmähen, Büsche stutzen, Aprikosen lesen. Um zwei Uhr wird das Mittagessen zelebriert, danach gibt es für alle eine Siesta. Um 17 Uhr arbeiten wir nochmals zwei bis drei Stunden, und dann ist bereits Abend, die Sonne geht langsam hinter den Schneebergen unter. Jeden Tag scheint der Sonnenuntergang noch ein bisschen spektakulärer zu werden. Richard holt seine Kamera hervor und fügt Foto Nummer 3'088'264’754 zu seiner Sammlung von Sonnenuntergängen, Wolkenformationen und beleuchteten Bergspitzen hinzu. Dabei sagt er immer wieder „Fantastic!”
Um 21 Uhr gibt es Abendessen – dazu jeden Tag einen anderen exquisiten Wein – und Gespräche über Reisen, Politik und Horoskope.
Je länger wir bei Richard und Catherine sind, desto deutlicher werden die Unterschiede zu Mätz dann doch. Die Diskussionen über Politik werden immer hitziger: Milei bringe allen nur Gutes, Trump sei eine gute Wahl, Biden ein Arschloch. Bolivien sei das schlimmste Land der Welt. Und die Argentinier – die seien sowieso alle faul und hinterhältig. Hoppla, ziemlich happige Vorurteile für so weitgereiste Menschen. Warum sie sich entschieden hätten, hier zu leben, fragen wir sie in einem passenden Moment. Das Klima, 300 Tage Sonnenschein, das Panorama, das sei einzigartig – fantastic! Und eigentlich ginge es ihnen ja schon gut. Wir schauen uns zwischendurch mit ungläubigen Augen an und beschliessen, aus Gründen des Friedens keine weiteren Kommentare abzugeben. Die Gespräche über Bachblüten und chinesische Horoskope sind dann doch das harmlosere Übel.
Unser Aufenthalt bei Richard und Catherine ist ein bunter Mix aus Gastfreundschaft, Déjà-vus, ausgezeichnetem Essen, viel Gartenarbeit, spannenden aber manchmal anstrengenden Diskussionen. Und doch haben wir dieses Paar ins Herz geschlossen. Hoffentlich können wir, wenn wir alt und schrumpelig sind, ebenso spannende Geschichten über unsere Reisen erzählen. Und - hoffentlich werden wir nie so bünzlig 😊Baca lagi
PengembaraSehr schön! Ja, Mätz blieb bis zum Schluss sehr tolerant und weltoffen!