Jul 25, 2007 · ☁️ 25 °C Altitude: Sea level
SpainCataloniaUlldeconaLes Cases d'AlcanarPlatja del Marjal40°33’3” N 0°31’46” E
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Les Cases de L‘Alcanar

Wir brachen also wieder auf, entschlossen, an der Küste entlang Hafen für Hafen abzuklappern, mit der Idee, irgendwo einen gebrauchten Mast zu finden oder einen Laden, wo wir einen neuen Mast bestellen könnten. Zunächst aber mussten wir das Ebro-Delta umrunden.
Der Ebro schiebt in sein Delta ca. zwanzig Kilometer weit ins Meer hinaus, eine sandige Halbinsel, Naturschutzgebiet, Brutstätte für zahlreiche Vogelarten bzw. Station bei der Reise aus dem Süden zurück nach Nordeuropa. Sogar Flamingos gibt es hier. Die Halbinsel hat die Form eines Halbmondes, die Längsseite ist 38 Kilometer lang. Hier gibt es keinen Hafen, keinen Ort, nichts und beim Durchfahren des Deltas muss man auf die Sandbänke achten, die ihre Form und Lage ständig ändern.
Das Meer begrüßte uns heute spiegelglatt, ein laues Lüftchen briselte um uns herum und ich hatte große Lust, von Bord aus ins Wasser zu springen. Weit draußen kam das Kap in Sicht, die Spitze der Halbinsel. Das Wasser begann zu schwabbeln, der Wind frischte auf, die Wellen wurden höher und Olga kam langsam ins Stampfen. Immer höher wurden die Wogen, der Wind pustete uns tüchtig entgegen mit ersten Böen. Wir erreichten das Kap und tuckerten an der Längsseite der flachen Halbinsel entlang. Inzwischen hatte der Wind sich zum Sturm gemausert, brauste uns entgegen und wir hatten einen Seegang, der sich gewaschen hatte. Doch es war eine Freude, zu sehen, wie Olga diese Wogen meisterte, wie sie tief eintauchte und sogleich die Nasen wieder in die Luft reckte. Mancher Brecher klatschte vorn über den Bug, andere donnerten von unten gegen den Kajütenboden, das Achterdeck wurde überspült und wir beide wurden nass. Der Hund suchte sich ein möglichst trockenes Plätzchen, manchmal schaute er mich an: Muss das sein?
Eine weite Bucht tat sich vor uns auf und der Käpt’n gab den Kurs an, auf den nächsten Hafen zu. Es war diesig geworden, schlechte Sicht. In der Ferne glaubten wir schon, das Festland zu sehen: Da ist doch die Zementfabrik, die neben dem Hafen sein soll. Käpt’n Fidel war sicher, Häuser zu sehen – aber es war doch immer nur die Brandung, die auf den Strand der Halbinsel klatschte. Das Meer ist flach hier, teilweise hatten wir nur 1,90 m unter den Rümpfen, nie mehr als zehn Meter. Jetzt kam ein Leuchtturm in Sicht und da wurde uns klar: Das war erst das andere Ende der Längsseite, erst jetzt konnten wir vorsichtig um die Ecke fahren, erst jetzt steuerten wir auf das Festland zu. Wir waren noch meilenweit vom Hafen entfernt, noch immer blies der Wind seine fünf Stärken, und Olga schaffte kaum mehr als drei Knoten gegenan. Eine ermüdende Fahrt.
Am frühen Abend endlich erreichten wir den Hafen von Cases de L‘Alcanar und wären fast vorbeigefahren, weil wir wegen des Dunstes die Einfahrt nicht sehen konnten.
Als wir auf den Wartekai zusteuerten, kam schon ein Marinero gelaufen, um die Seile anzunehmen: »Ola, sprechen sie deutsch? Hier sind Sie am richtigen Ort!«, rief er uns zu. Solch ein Willkommen nach einer derartigen Strapaze, da fühlt man sich angenommen. Der Hafen ist hauptsächlich ein Fischereihafen, kleiner als L’Ametlla, und hat eine Ecke für Yachten und kleine Boote reserviert.
Die Dame in der Capitanía empfing uns freundlich, die Liegegebühr war nicht hoch. Das Städtchen zeigte sich frei von Touristenrummel, ein richtiges Fischerstädtchen. Wir fanden ein Internet-Café, wo wir den eigenen Laptop anschließen durften und konnten nach Herzenslust telefonieren und mailen – für wenig Geld.
Cases de L‘Alcanar ist die letzte Stadt in Katalonien.Read more