• 04 Wer kann diesen Augen widerstehen?

    December 4 in Madagascar ⋅ 🌧 20 °C

    Heutefrüh geht’s echt früh raus: 6:00 Uhr aufstehen, 6:30 Uhr frühstücken, um 7:30 Uhr Abfahrt. Zunächst besuchen wir einen nahe gelegenen kleinen Nationalpark. Nachdem wir durch den dortigen subtropischen, heissfeuchten Wald viele steinerne und glitschige Treppenstufen hoch gelaufen sind und längere Zeit mit vielen Augen vergeblich in die Baumwipfel geschaut haben (weil wir dort die berühmten Affen Madagascars, die Lemuren zum ersten Mal sehen wollten) kehren wir zu unserem großen Bedauern unverrichteter Dinge wieder zurück. Auf halbem Weg kommt unser Reiseleiter die Idee, stattdessen ein noch ein viel kleineres Tier zu fangen und zum Fotografieren „freizugeben“: Einen kleinen knallgelben Frosch. Der ist wirklich super süß und wird auf großen grünen Palmenblättern präsentiert. Zusätzlich kommt eine herkömmliche Sprühflasche mit Wasser gefüllt zum Einsatz, damit der Frosch auch pitschnass aussieht und ganz viele Wasserperlen aufweist. Das gibt den Fotos noch den letzten Pepp.

    Nachdem nun das Fotografen-Herz fürs Erste einigermaßen befriedigt ist, steigen wir wieder in unser Auto und fahren zu einer ganz kleinen Insel, die umgeben ist von einem braunen Fluss. Wir setzen mit einer so genannten Piroge ( eine Art Kanu) über. Die gesamte Überfahrt dauert ungefähr ganze 10 Sekunden, war also einer der längsten Schiffsüberfahrten in unserem Leben. Wir befinden uns nun auf der Insel und wollen hier endlich die Lemuren treffen. Was wir dann auch tun. Wir sind glücklich.

    Madagaskar hieß im 18. Jahrhundert für Biologen Lemuria. Das Wort Lemur ist lateinischen Ursprungs. In der römischen Mythologie steht Lemur für die nächtlich umherschweifenden Seelen der Verstorbenen. Als sich die Insel vor ca. 150 Millionen Jahren von Afrika abspaltete, gab es noch keine Primaten. Die Vorfahren der Lemuren sind vermutlich nach der Abdrift Madagaskars auf dem Kontinent in Afrika entstanden. Inzwischen leben hier über 105 verschiedene Lemurenarten. Diese Affen gibt es nur hier. Man nennt das im Fachjargon endemisch.

    Von überall kommen sie nun her: schwarz-weiß, braun, grau, leuchtend rehbraun/-rot, gelblich. In allen Variationen und alle haben diese wunderschönen Augen, die uns anschauen. Es sind echt goldige Tierchen, die auch nicht so richtig viel Angst vor den Menschen haben. Das ist klar, weil sie natürlich hier oft betrachtet und fotografiert werden und das eine oder andere Futter bekommen, damit sie auch das machen, was die Menschen von ihnen gerne wollen, nämlich posieren und in die Kameras gucken. Die Dinger sind wirklich putzig mit ihren langen buschigen Schwänzen und Fingern bzw. Füssen, mit denen sie sich auf den dünnsten Ästen festhalten können. Sie springen, tanzen, klettern ohne Pause. Und fressen junge Bambusäste und süsse Bananenstückchen. Wir verbringen eine lange Zeit dort und zum Schluss tun uns die Finger weh vom Drücken auf den Kamera-Auslöser.

    Es war ein sehr schönes Erlebnis. Der Lemuren-Start ist gelungen.

    Wieder zurück im Hotel gibt’s ein leckeres Abendessen und wir begeben uns danach etwas müde auf unser Zimmer. Draußen ist inzwischen seit 2 Stunden wieder ein grandioses Gewitter im Gange. Es gibt die Wahnsinnsblitze, es kracht und donnert ohne Ende und es hört nicht auf zu regnen beziehungsweise zu schütten. Aber das ist hier in der beginnenden Regenzeit in Madagaskar die Regel und morgens wachen wir immer wieder auf mit blauem Himmel und Sonnenschein.

    Morgen gehts weiter Richtung Osten an die Küste des Indischen Ozeans.
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