• 10 Ein Tornado der Gefühle

    December 10 in Madagascar ⋅ ☁️ 20 °C

    Wir fahren am frühen Morgen von Andasibe zurück in die Hauptstadt. Auf dem Weg machen wir nochmal halt bei den Chamäleons zum Fotosmachen. Wirklich bemerkenswerte und wunderschöne Tiere, jedenfalls für uns.

    Je näher wir der Hauptstadt kommen, geht’s nur noch im Schleichgang weiter. Auto um Auto, Motorroller um Motorroller, und ganz viele Menschen. Das Leben spielt sich am Straßenrand ab.

    Der Himmel öffnet seine Schleusen, ein Regenguss vom Feinsten. Schnell entstehen erdbraune Wasserfälle, Abfälle werden durch die Straßen gespült. Das Wasser steigt ganz schnell auf Knöchel-Höhe.

    Die Strassen sind restlos überfüllt, die Polizisten überfordert. Wir kommen bis zum Stadtrand nur im Schritttempo voran.

    Antananarivo wächst sehr schnell - viele Menschen ziehen vom Land in die Hauptstadt auf der Suche nach Arbeit und besseren Chancen. 

    • Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt bei weitem das verfügbare und bezahlbare Angebot. Es gibt einen großen Mangel an formalem, sicherem und erschwinglichem Wohnraum. 

    • Weil Land knapp und teuer ist, und formale Bau-/Planungsprozesse oft zu langsam oder unzugänglich sind, weichen viele auf unsichere, informelle Besiedlung aus — oft auf marginalem oder gefährdetem Land (z. B. in Überschwemmungsgebieten, auf früheren Reisfeldern).

    Siedlungen / Slums & Lebensbedingungen

    • In vielen dieser Siedlungen leben die Menschen in provisorischen Unterkünften, zum Beispiel Hütten aus Wellblech, Holz oder anderen improvisierten Materialien. 

    • Infrastruktur - wie stabile Wasser- und Abwasserversorgung, Straßen, Abfallentsorgung oder sichere Drainage - ist häufig stark unzureichend. Dadurch drohen Umwelt- und Gesundheitsrisiken: Wasser wird schlecht geleitet, bei Regen gibt es Überschwemmungen. 

    • Viele Bewohner arbeiten informell: unregelmäßige Einkünfte, Tagelohnarbeit → kaum soziale Sicherheit. Das verschärft die Armut und verhindert oft, dass Menschen ihre Wohnsituation verbessern können. 

    • Slums sind häufig dicht besiedelt — was Überbelegung, Mangel an Privatsphäre, aber auch erhöhtes Risiko bei Krankheiten und bei Unfällen (z. B. Feuer, Überschwemmungen) bedeutet.

    Wir durchqueren die 3-Millionenstadt und haben eine mulmiges Gefühl im Magen. Und eine Mischung aus Traurigkeit und Wut. Und Hillosigkeit.

    Im Hotel angekommen gibts ein leckeres Dinner und später noch zwei Gläschen madagassischen Rums. Pur natürlich.
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