• Das Funkeln des Aragonits

    20 April, Slovakia ⋅ ☁️ 18 °C

    Abseits der bekannten Reiserouten im Süden der Slowakei liegt ein Ort von besonderer geologischer Bedeutung: die Aragonithöhle von Ochtina (slowakisch: Ochtinská aragonitová jaskyňa). Sie ist eine von nur drei öffentlich zugänglichen Aragonithöhlen weltweit – und die einzige ihrer Art in Europa.

    Über Jahrtausende hinweg entstanden hier besondere Aragonitformationen – eine seltene Kristallform von Calciumcarbonat. Möglich wurde dies durch außergewöhnliche geologische Bedingungen: Die Höhle liegt in einer linsenförmigen Marmorstruktur, die von wasserundurchlässigem Phyllit umgeben ist. Solche Gesteinsverhältnisse sind in Mitteleuropa äußerst selten – sie ermöglichen die spezielle chemische Zusammensetzung und das Mikroklima, das für die Bildung von Aragonit notwendig ist.

    Wissenschaftler unterscheiden in der Höhle drei Generationen von Aragonitkristallen: Die ältesten sind etwa 138.000 Jahre alt, weitere entstanden vor rund 14.000 Jahren. Einige winzige Kristallansätze wachsen auch heute noch. Die Vielfalt der Formen ist beeindruckend: Einige Kristalle ragen wie gefrorene Nadeln in den Raum, andere bilden traubenartige oder korallenähnliche Gebilde. Besonders faszinierend sind dabei sogenannte Heliktiten – schrauben- oder spiralförmige Kristalle, die oft scheinbar gegen die Schwerkraft wachsen. Besonders eindrucksvoll ist die Milchstraßenhalle, in der die Aragonite dicht an der Decke sitzen und im Licht wie ein glitzerndes Sternenfeld wirken. Als eine von mehreren geologisch herausragenden Höhlen trägt sie zum UNESCO-Weltnaturerbe „Höhlen des Aggteleker und Slowakischen Karsts“ bei.

    Entdeckt wurde die Höhle 1954 bei Bohrarbeiten für einen geologischen Erkundungsstollen zur Eisenerzsuche. Als die ersten Kammern freigelegt wurden, stieß man auf eine völlig unerwartete Kristallwelt. Die besondere Form des Aragonits machte die Höhle schnell zu einem bedeutenden Forschungsobjekt, blieb aber lange für die Öffentlichkeit unzugänglich. Erst 1972 wurde ein Teil für Besucher erschlossen. Insgesamt misst das System rund 300 Meter, wovon etwa 230 Meter heute begehbar sind.

    Der Zugang erfolgt über einen künstlich angelegten Stollen. Nach einem kurzen Weg vom Parkplatz steigt man über 104 Stufen in den Fels hinab. Die Temperatur im Inneren liegt konstant bei etwa 7 °C, bei hoher Luftfeuchtigkeit. Die Führung durch die Höhle dauert etwa 30 Minuten und konzentriert sich auf die geologischen Besonderheiten. Leider kostet es 10€ extra, wenn man Fotos machen möchte.

    Fazit: Die Aragonithöhle von Ochtina ist auf jeden Fall eine Höhle der besonderen Art und definitiv einen Besuch wert.
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