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  • Day 111

    Wenn der kalte Entzug droht

    May 7, 2018 in Colombia ⋅ ⛅ 31 °C

    Eigentlich hatten wir ja genug vom Dschungel. Aber aufgrund diverser Empfehlungen und gestützt von eigenen Recherchen, wollten wir dann doch noch einen kurzen Abstecher nach Minca machen. Etwas abgelegen und mitten im Dschungel - so abgelegen, dass meine Tasche zum ersten Mal auf den Rücken musste und ich ausnahmsweise weniger nach Ibiza und mehr nach Backpacker aussah -, beziehen wir ein äusserst romantisches Bungalow. Ein übergrosser Ameisenhaufen wäre allerdings eine gleichermassen korrekte Beschreibung. Zusammengefasst also ein romantischer Ameisenhaufen, der auch sonst von allerlei Getier frequentiert wird. Die Geckos im Bad fanden wir ja ganz süss, die braunen Brummkäfer im Bett weniger. Aber so ist das eben im Dschungel. Wir schlafen in der Folge eher mittelmässig, was das zweifelsfrei beste und üppigste Frühstück in hundert Tagen aber locker (bzw. lecker) wieder wett macht. Auch sonst ganz nette Gastgeber hier. Dennoch freuen wir uns beide auch wieder auf die Tage, an denen unsere Körper nicht von immerneuen Stichen übersät aufschwellen und der immerwährende Juckreiz letztlich ein Ende findet. Das von mir gewünschte und von Lea dankenswerterweise mitgebrachte Tübli Fenistil neigt sich nämlich bereits wieder dem Ende zu. Die von Sue gewünschte übergrosse Tafel Ovischoggi ist hingegen schon lange weg. Ich sah davon natürlich kein einziges Stück. War ja klar.

    Nachdem ich Sue daraufhin eröffne, dass ihr somit auch kein Fenistil mehr zustünde, reagierte sie ähnlich einem Junkie, dem der unmittelbare und unfreiwillige Entzug droht. Mit einer Hand das Bein wundkratzend poltert sie etwas von Trennung oder Toten, so genau habe ich das nicht verstanden. Grosszügig wie ich bin, gewähre ich ihr also noch eine letzte Fingerspitze des kühlenden Gels, bevor ich es an einem sicheren Ort verwahre. Für knapp zwei Minuten. Bevor die bereits brenzlige Situation mit dem fortwährend fluchenden Junkie vollends eskaliert, überlasse ich ihr eben auch noch mein Fenistil. Und so haben dank meinem vernünftigen Handeln einmal mehr alle überlebt. Ausser die Ovischoggi. RIP.

    Die beiden Tage hier verbringen wir mit kurzen Hikes bzw. ausgedehnten Spaziergängen im strömenden Regen, wobei jedes erreichte Ziel noch eine kleine Enttäuschung für uns parat hielt. Die Brauerei neben der besuchten Kaffee-Farm war geschlossen, worauf es kein lange ersehntes Happy-Tucan-Bier gab und die mehrstufigen Wasserfälle von Ponzo Azul mit sonst kristallklaren Badebuchten erstrahlten aufgrund der starken Regenfälle in schlammigem braun. Wir hatten trotzdem unseren Spass hier. Wohl nicht zuletzt wegen der Tüte mit saurem Gummizeugs, die ich als Belohnung für die tapferen Regenwanderungen für uns bereit hielt. Die haben wir dann zur Abwechslung fair geteilt. Geht doch. Zumindest wenn ich die Verteilung kontrolliere.

    Unser nächstes Ziel werden wir ab Cartagena mit dem Speed-Boat erreichen. Wlan/Empfang erwarten wir nicht, es soll ja auch ein entspannter fünftägiger Kurzurlaub werden. Wir sind dann also Mal weg ...
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