• Die beste Pizza und Sue geht fremd

    26 juli 2018, Cuba ⋅ ⛅ 32 °C

    Die fünfhundert Kilometer nach Trinidad wollen wir per Bus zurücklegen. Der ist allerdings voll und ich nicht. Schade. Das gebuchte Collectivo macht den Job aber auch und das erst noch schneller und Tür zu Tür. In unserem nächsten Casa lebt auch ein grüner Papagei. Niño sein Name. Klingt süss, ist er aber nicht. Das Teil hasst mich. Während Sue sich bis auf wenige Zentimeter nähern kann - streicheln lassen will sich der feine Pinkel dann doch nicht -, möchte der Spinner mich schon aus zwei Metern Entfernung aufschlitzen. So sehr, dass er beinahe vom Stängelchen fällt. Sue ist natürlich sofort verliebt in das Biest und grinst als ob sie eben einen Milcheinschuss hatte. Und dann freunden sich die beiden doch tatsächlich an und es kommt zu zaghaften zärtlichen Berührungen. Zuerst verlässt mich mein Magen und jetzt Sue. Verdammt. Ich tröste mich erneut mit Zigarren. Rum traue ich mir bzw. meinem Magen noch nicht zu. Doch lange hält die junge Liebe sowieso nicht. Ein Mal richtig zugebissen und schon liegt die Abtrünnige wieder in meinen Armen. Weinend. Zumindest innerlich. War ja klar.

    Und dann haben wir noch unverhofft Glück. Kuba feiert am 26. Juli den Nationalfeiertag. Ok, nicht DEN, aber einen. Die haben hier nämlich viele Revolutions- und Unabhängigkeits-Tage, aber der 26. Juli sei wirklich gross. Nur interessiert das in Trinidad niemanden wirklich. Und wie man uns später erzählt, auch sonst nicht viele in Kuba. Wir feiern nach einem Tag am Strand trotzdem, als ob es der kubanische erste August wäre. Denn hier sind die Strassen jeden Tag bzw. Abend voll und es gibt kubanische Musik an jeder Ecke. Ein gediegenes Dinner, drei Zigarren und was weiss ich wieviele Mojitos und Bier später, machen wir uns kurz vor Mitternacht und in erstaunlich bedenklichem Zustand auf den Weg, zur laut Empfehlung besten Pizza Kubas. Oder sogar der Welt. Dann der Schock. Ich gehe im Geiste den heutigen Konsum nochmals detailliert durch. Da waren drei Bier, drei Mojito und ein ziemlich heller Cuba Libre. Und ich bin voll. Echt jetzt? Bis vor Kurzem wäre das unter „Vorglühen“ gegangen und ich wäre noch nach Zürich gefahren. Nüchtern! Ich habe eindeutig zu viel Masse verloren. Ok, da waren noch einige Tage Magen/Darm. Aber jetzt verstehe bzw. fühle ich, wieso Dani aka Toni D in Belgrad schon vor dem Nachtessen das Bewusstsein verloren hat und Miro aka Milo T den teuren und mit noch teurerem Vodka veredelten Schampus grundsätzlich lieber auf herumstehende Leute - vornehmlich ältere Damen - spritzt, als ihn selber zu trinken. Wenn die Eichung fehlt oder verloren gegangen ist, fährt das Zeug einfach schnell ein und ausgemergelte Körper klappen eher früher als später zusammen. Mir ist das eine Lehre. Ab sofort wird wieder trainiert. Täglich. Mit Hanteln? Nix Hanteln. Bier und Schnaps! Jeden Tag. Jeden!

    Kaum zehn Schritte gelaufen, lullt mich ein äusserst professioneller Restaurantör dermassen ein, dass ich mir eine Pause und eine seiner ach so grandiosen Pizzas für zwei Stutz gönne. Wieso weit laufen, wenn das Gute doch so nahe ist? Nach fünf Minuten halte ich sie in den Händen. Sue ordert noch einen Mojito und hält den Erfolg auf Video fest. Und ja, ich würde sagen, auch die beste Pizza der Welt. Oder auch nicht. Kaum fertig - bzw. teilweise an Herumsitzende verteilt, war dann doch etwas trocken der Fladen -, erinnere ich mich an die ursprüngliche Mission. Die beste Pizza soll ja nur wenige Strassen entfernt sein. Dann los, Papa hat Hunger! Oder auch nicht, aber Mission ist Mission. Und dann steht da so ein einfacher Imbisswagen. Mit Pizza-Ofen. Ich berate mich kurz mit meiner Gehhilfe, Mojito-Sue, ehe ich eine Chorizo con Queso bestelle. Auch die braucht nur fünf Minuten und ich kann beherzt zubeissen. Meine Fresse, das ist jetzt wirklich die beste Pizza der Welt! Ganz sicher. Für den Moment. Und natürlich saue ich mir die fettige Sauce über meine Ausgangshosen, das gehört in diesem Zustand einfach dazu. Verdammt. Wie Susi und Strolch am Anfang ihrer Liebe, mampfen wir den kubanischen Fladen von zwei Seiten Biss für Biss vom dünnen Karton, ehe wir endgültig die Segel streichen und uns nach zwei unnötigen und doch so wichtigen Mitternachts-Pizzas glücklich im Bett kugeln. Also ich. Sue ist ja skinny.

    Und nun zurück nach Havanna, da haben wir noch ein paar Dinge zu regeln und Zigarren brauche ich ja auch noch. Viele Zigarren!
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