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  • Day 198

    Das Fleisch ist willig - Mama nicht

    August 2, 2018 in Mexico ⋅ ⛅ 31 °C

    Chetumal liegt weiter südlich an der Grenze zu Belize. Kaum angekommen, beschleicht mich ein komisches Gefühl. Ich werde beobachtet. Irgendjemand sitzt mir im Nacken. Der Mossad schon wieder? Oder die verdammten Russen, weil mich ihr Ananas-Novitschok in Kuba nicht dahin gerafft hat? Die Einladung der hiesigen Swiss Community umfasst einen Apéro und anschliessendes Dinner beim Mexikaner. Klingt irgendwie auch komisch. Oder ist es eben doch wieder ein russisch-israelischer Hinterhalt? Ich weiss es nicht. Sue auch nicht. Oder schon? Verdammt. Ich glaub ich werde paranoid. Ich reibe zur Beruhigung im Geiste eine Zwiebel und ein wenig Knoblauch. Das hilft.

    Kaum bei Nicole - eine langjährige Freundin der Familie, die vor Jahren nach Mexico ausgewandert ist - angekommen, erklärt sich das komische Gefühl. Wer blinzelt da unauffällig hinter der Palma hervor? Genau, it’s lovely Stalking Mam! Also doch keine Russen. Wobei, ihre Mutter war ja eine Welsche. Aber egal, die Frau Rode ist extra zum ersten August angereist, um nach dem Rechten sowie unserer physischen und psychischen Verfassung zu schauen. Total lieb. Ok, sie bleibt einen Monat, aber es ist ja ganz offensichtlich, dass dies ein Akt mütterlicher Verfolgung darstellt. Wir freuen uns trotzdem. Sehr sogar. Ein Stück Heimat und Familie zum ersten August! Ausserdem bringt Mama neben mütterlicher Fürsorge und Liebe auch wichtige Dinge wie Schokolade, Gummibärchen, einen Rasierapparat, eine GoPro und ein paar Mädchen-Sachen mit. Und Cervelats? Bitte, bitte, zieh ein paar meiner geliebten Cervelats aus der Tasche!

    Natürlich gibt es keine Cervelats. Verdammt. Die Einfuhr von Fleischerzeugnissen ist ja so was von verboten. Sagt das Internet. Tss, das gilt auch für ins Becken pinkeln, trotzdem wird es gemacht. Schade. Ich werfe Mutti einen enttäuschten Blick zu und tröste mich mit einer Zigarre. Danach lächle ich aber wieder, schliesslich kenne ich diese eine Geschichte von ihr. Damals, 1979 an der Grenze von Italien kommend, wollten meine Eltern ja auch einige Kilos feinste Filets aus dem unverschämt günstigen Bella Italia mitbringen. Versteckt unter der Matratze vom Kinderbettchen in dem der wenige Monate alte Olivier friedlich schlief! Und hat das geklappt? Natürlich nicht! Klein Oli wurde unsanft geweckt und meine Raben-Eltern erwischt und gebüsst - zu Recht. Sorry, jetzt ist es raus. Und diese Schmach scheint ihre Wirkung auch nach knapp vierzig Jahren noch zu zeigen. Gebranntes Kind scheut das Feuer, wie man so schön sagt. Wobei Feuer? Dazu passt Cervelat! Hmm, verdammt, ich dreh mich im Kreis.

    Als Wiedergutmachung übernimmt Mam die Rechnung vom 1. August-Dinner beim Mexikaner, womit ich wieder besänftigt bin. Irgendwie sind wir eben alle käuflich. Eine weitere Zigarre gönne ich mir zum Geburtstag der Schweiz trotzdem.
    Die entspannten Tage hier verbringen wir zu viert in Mahahual am Strand und dank Nicole und ihren Connections auch gerne auf Privatanwesen direkt an der schönen „Lagune der Sieben Blau“ in Bacalar. Und nach einigen Wochen schleichenden Verlusts von Masse, zeigt die mütterliche Anwesenheit sofortige Wirkung. Dank diversen Restaurant-Besuchen und Dingen wie Schokolade und Gummibärchen wächst die Wampe wieder in alle Richtungen. Danke. Mam.

    Ein Video zur Laguna Bacalar gibt's hier: https://youtu.be/4DCrLGd60BU
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