• Wandern - mit und auf Sue

    16 de outubro de 2018, Nova Zelândia ⋅ ⛅ 13 °C

    Der Empfang auf der Südinsel fällt ungewollt regnerisch aus. Die schöne jedoch im Kart langsame Sue und mich - schnell im Kart dafür ... hm - zieht es sofort in die Region Marlborough, was sehr wenig mit Zigaretten und sehr viel mehr mit Wein zu tun hat. Was gibt es Schöneres, als sich bei schlechtem Wetter in einen gemütlichen Weinkeller zu verziehen und sich durch das Sortiment zu probieren? Genau, die selbe Aktivität bei schönem Wetter. Egal. Das Leben geht weiter und das dank einigen Tastings auch überaus fröhlich.

    Kaum auf der Südinsel, sehen wir - abgesehen von ein paar Vögeln und den hunderten toten Opossums auf den Strassen - während einer Taxiboot-Fahrt mit Sightseeing-Komponente endlich die ersten Tiere in Neuseelands freier Wildbahn. Süsse Fell-Robben. Na das sind mal Gebärmaschinen. Drei oder vier Tage nach der Geburt um Weihnachten sind die speckigen Fellknäuel bereits wieder schwanger, weiss der Taxiboot-Fahrer zu erzählen. Nicht ganz, sagt das Internet. Aber fast. Im Schnitt lässt sich das Weibchen sechs bis acht Tage nach der Geburt erneut beglücken. Allerdings besitzen die Robben eine nützliche Gabe genannt "delayed implantation", wonach das befruchtete Ei erst Monate nach der Begattung in den Uterus implantiert wird und das Schwangerschafts- und Geburts-Timing somit "always on point" sind. Ok, genug Discovery Channel. Trotzdem, lustige Natur.

    Da wir gemäss Excel letzten Monat in Hawaii und Australien massiv über Budget gereist sind und auch das Auenland richtig teuer ist, sind wir wieder vermehrt zu Fuss unterwegs. Ausserdem ist Neuseeland - wie Sue - ganz einfach viel zu schön, um nicht darauf zu wandern. „Your body is a Wanderland!“ sang schon John Mayer. Oder war das „Wonderland“? Egal. Leider haben aber auch wir verwöhnten "walking on the sunny side of life"-Kiddies nicht immer Glück mit dem Wetter, wie das Vergleichsfoto vom doofen "Spiegelsee" zeigt. Solche Enttäuschungen bleiben aber die Ausnahme und die Natur steht hier in voller Blüte. Logisch, ist ja auch Frühling hier. Viele wunderschön an Seen gelegene Skigebiete sind nun Adventure- und Wanderparadiese und man findet neben der Schönheit der Natur auch allerlei Lustiges. Während das Tipi auf der Fiescheralp die Decke mit duzenden BHs verhangen hat, findet sich in Cardrona nahe Queenstown gar ein ganzer "Bra Fence". Also ein endlos langer Zaun mit hunderten wenn nicht tausenden BHs. Als völlig normaler und durchschnittlich fürsorglicher Mensch, schiessen mir natürlich sofort all die Brüste durch den Kopf, die seither völlig ungehalten durch die Welt hoppeln. Tausende. Schrecklich.

    Und wie sieht so ein Wandertag bei uns eigentlich konkret aus? Also die schöne Sue, die läuft den ganzen Tag. Bergauf, bergab und gerade aus. Und ich? Ja ich laufe lediglich den halben Tag und warte die andere Hälfte. Wobei das Verhältnis so sicher nicht ganz stimmt. Ist wohl eher vierzig/sechzig. Nicht, dass Sporty-Sue nicht fit wäre, im Gegenteil. Liegt wohl einfach an meinen überdurchschnittlich langen Beinen. So gesehen, macht Sue im Schnitt mehr an einem durchschnittlichen Wandertag. Irgendwie. Egal, nach über zwölfhundert Höhenmetern stehen wir beide wie verdiente Sieger auf dem Gipfel und machen uns über das mühsam mitgeschleppte und umso überdurchschnittlichere Zmittag her - ein opulentes „Chalts Plättli“ und eine phänomenale Flasche Pinot Gris aus hiesiger Produktion. Herrlich. Und als zusätzliche Belohnung gibt es am Abend auch noch Chnoblibrot und Pizza vom Kurier. Also für Sue. Für mich gibt es lecker Reis mit scharfem Blumenkohl vom heimischen Herd. Bin ja auch nur den halben Tag gelaufen.
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