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  • Day 58

    Valle de Elqui

    December 29, 2016 in Chile ⋅ 🌙 14 °C

    Mit einem etwas kleineren Bus als üblich fuhren wir am Mittag des 28.12. in Richtung Vicuña, einem Ort im sogenannten Valle de Elqui. Das Valley liegt noch in der Südspitze der Atacamawüste, wird aber durch einen großen Fluß mit Wasser versorgt und eignet sich aufgrund der Bodenbeschaffenheit und der Höhe von etwa 2.000 Metern sehr gut zum Weinanbau. Aufgrund der Sonneneinstrahlung enthalten die Trauben soviel Zucker, dass auch Pisco aus ihnen destilliert werden kann.

    Zwischen den Bergen ist so ein blühendes Tal entstanden, dass eine Vielzahl an Tieren und Pflanzen beherbergt. So haben wir an unserem zweiten Tag im Ort Fahrräder gemietet und sind etwas durch die Gegend gefahren. Uns wurde empfohlen die Pisco-Destille und eine Bierbrauerei zu besichtigen. Bei der Destille wurden wir tatsächlich auch über deren Weinfelder geführt und in die Funktion der Destillerierkessel eingeweiht. Spannend war, dass es nach dem Destillieren wohl mehrere Schichten im Destillat gibt, von der nur die mittlere, das „Corázon“ (Herz) verwendet wird. Die anderen beiden Schichten der „cabeza“ und der „cola“ (Kopf und Schwanz“) werden in der Industrie verwendet, denn sie bestehen aus Methanol bzw. Fuselalkoholen. Das hat mich ein wenig an die Bezeichnungen bei Parfümen erinnert, die oft aus einer „Kopf-“ einer „Herz-“ und einer „Basisnote“ bestehen. In der Cervezaria konnten wir uns die Fabrik leider nicht anschauen, dafür konnte Silke eine Bierverkostung machen. Sie hatten sogar einen „Biergarten“ dort.

    Nach unserer Fahrradtour sind wir noch über einen Kunst- und Krimskramsmarkt in der Stadt gelaufen. Ich habe günstig ein gebrauchtes Exemplar von Pablo Nerudas „Zwanzig Liebesgedichte und ein Gedicht der Verzweiflung“ auf Spanisch gekauft. Wir haben schnell festgestellt, dass wir beide noch ein Menge mehr lernen müssen, um es lesen zu können. So verschwand es schnell in den tiefen unserer Rucksäcke.

    Auch gab es im Ort ein kleines entomologisches Museum, in dem Insekten aus aller Welt ausgestellt waren. Der Eintritt war für chilenische Verhältnisse unheimlich günstig, was wohl auch im leidlichen Zustand der Exponate begründet lag. Vielen Käfern fehlten Beine, einige Glaskästen hatten risse und bei einigen Schmetterlingen hingen die Flügel traurig in Fetzen.
    Nichtsdestotrotz hatte ich meinen Spaß dabei, mir die chilenischen und argentinischen Krabbeltiere anzuschauen und die Hinweisschildchen zu lesen. Die haben wir auch mit unseren bescheidenen Spanischkenntnissen ganz gut entziffern können. Besonders interessant war hier, dass eine ungemein giftige Spinne in fast der Hälfte aller Haushalte Chiles vorkommt:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Loxosceles_laeta
    Die „Araña de Rincón“ lebt dicht beim Menschen und hält sich (wie der Name vermuten lässt) gerne in dunklen Ecken auf. Auch in Deutschland haben wir eine „Winkelspinne“ - Beide Arten sind aber nicht miteinander verwandt.
    Die Araña de Rincón ist nachtaktiv und jagt frei, baut also keine Netze. Aufgrund ihrer Scheu kommt es aber nur sehr selten zu Bissen bei Menschen, die auch tödlich enden können.
    Durch Handel und Tourismus ist sie mittlerweise auch außerhalb Südamerikas verbreitet. Besonders kurios ist, dass sie in Schaaren in den Tunnelsystemen unteriridscher Einkaufszentren in San Francisco vorkommen sollen.

    Am Abend sind wir dann zum „Star Gazing“ gefahren. Nachdem wir in San Pedro de Atacama einfach nur so den Sternenhimmel bewundert haben, waren wir nun neugierig, wie das Ganze mit einer professionellen Führung aussehen würde. Der Himmel über dem Valle de Elqui ist zwar nicht ganz so sternenprächtig, wie in der Nähe von San Pedro, aber immer noch unfassbar vielfältig.

    Nach einer kurzen Filmshow über die Entstehung des Universums und der Erde bei Wein und Käse (die Observation fand außerhalb von Vicuña auf einem Weingut statt), wurden wir zum Teleskop geführt. Mars und Venus damit zu beobachten war etwas ernüchternd. Zwar waren sie sehr deutlich, nur war das Teleskop, trotz seiner etwa 2 Meter Länge, bei weitem nicht so stark, um etwas von ihrer Oberfläche sehen zu können. In Bezug darauf waren wir wohl etwas zu voll mit naiver Vorfreude. Das Bestaunen der Galaxien allerdings war ungemein spannend. Die meisten von ihnen konnte man mit bloßem Auge lediglich erahnen. Aber auch andere Himmelphänomene kannten wir noch nicht. So zum Beispiel befindet sich im Schwert des Sternbildes Orion (das hier unten auf dem Kopf steht) eine „Nebula“:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Orion_Nebula

    Mir ist es sogar gelungen, mir bei der Vielzahl der Berichte ein paar Namen zu Merken.
    (Zumindest in der aktuellen Konstellation)

    Sirius ist einer der hellsten Sterne und liegt etwas abseits von Orion.
    Bellatrix ist der Stern, der die linke Schulter von Orion bildet.
    ← Beide Namen wurden später bei Harry Potter verwendet
    Beetlejuice funkelt rot und bildet die rechte Schulter des Orion
    Aldebaran liegt etwas neben bzw. über Orion (gesehen von der nördlichen Halbkugel aus)
    Eine spezielle Ansammlung von Sternen, die ohne Teleskop nur zu erahnen ist, heißt Subaru: https://en.wikipedia.org/wiki/Pleiades (Daher kommen auch die 7 Sterne im Logo der Autofirma)

    Auch die Magellan Galaxien und das Südkreuz („Cruz del sur“) konnten wir sehen. Besonders gemütlich wurde es allerdings, als etwa bei der Hälfte der Veranstaltung, die ja immerhin in der Kälte draußen stattfand, eine heiße Spargelcremesuppe serviert wurde.

    Als wir wieder im Hostel waren fielen wir ziemlich schnell und hundemüde ins Bett. Am nächsten Tag mussten wir nochmal nach La Serena, um von dort den Bus nach Valparaíso zu nehmen, wo wir Silvester verbringen wollten.
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