• Hanoi II

    29 de marzo de 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 22 °C

    Diejenigen von Euch, die sich gewundert haben, dass ich manchmal die eingedeutschte und manchmal die vietnamesiche Version eines Städtenamens verwende, wollte ich zu Anfang dieses Beitrags mal auf die Tücken der Installation einer vietnamesichen Tastatur bei einem Linuxsystem verweisen. Ich habe darauf, und mehr oder minder erfolglos, einen nicht unerheblichen Teil meines Urlaubs verwendet und festgestellt, dass ich definitiv beim Schreiben und Medzinmachen bleiben sollte.
    Ich bin inzwischen soweit, dass ich die Namen aus der Wikipedia kopiere, wenn ich Internet habe und wenn ich kein Internet habe, einfach die eingedeutschten Namen nutze. Das hat also alles irgendwie seinen Sinn… obwohl ich wegen des Lerneffekts natürlich lieber Vietnamesisch schreiben würde... (Falls aber jemand eine Idee haben sollte, wie ich die Tastatur auf Linux MINT in LibreOffice flexibel umstelle = Immer her damit!)
    Wir hatten nach unserem Aufenthalt in Ninh Bình einen Tag zur Entspannung in Hanoi eingeplant und ihn wirklich von Anfang bis Ende gut genutzt.
    Gleich am Morgen waren wir im Ethnologischen Museum, dass so ziemlich das beste Museum war, das wir innerhalb der letzten Monate besucht haben.
    Vietnam ist ein Vielvölkerstaat, der zwar über einen Bevölkerungsanteil von grob 85% ethnischen Vietnamesen verfügt, aber die restlichen 15% aus immerhin 53 verschiedenen Volksgruppen zusammensetzt. Sie alle, und noch ein paar weitere südostasiatische Gruppen, wurden in dem Museum vorgestellt, wobei der Fokus auf den größten Gruppen lag.
    Unter diesem Link kann man sich einen kleinen Überblick verschaffen:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Völker_Vietnams

    Das spannende finde ich hier ja besonders die Sprachfamilien, so kann man nachvollziehen, wie die Wanderungsbewegungen der Volksgruppen waren.
    Die großen Unterschiede sind neben den Sprachen sehr häufig in den lokalen Brauchtümern zu finden, die vorallem den Kleidungs und Handwerksstil umfassen. Dabei ist wirklich interessant, welche verschiedenen Werkzeuge für die selben Handwerksarbeiten genutzt werden. Ein Webstuhl der Cham sieht vollkommen anders aus als einer der Hmong und trotzdem erfüllen beide die selbe Aufgabe und bringen ein ähnliches Produkt hervor.
    Die Thai wollen wir in etwa einer Woche bei einer Tour nach Mai Chao besuchen. Sie und die Hmong werden uns noch etwas in Laos begleiten. In Laos spielen die Hmong auch heute noch einen interessante politische Rolle. Sie wurden in den 1960er großflächtig von der CIA zu Guerillatruppen gegen die kommunistische Gruppe, Pathet Lao, ausgebildet. Auch heute noch sind einige von ihnen in den Bergen als Widerstandskämpfer aktiv. Erst im Februar gab es einen Mord an einem Soldaten, der unter Umständen mit dem Hmong-Konfikt zusammenhängen könnte.
    Das Museum hatte als besonderes Highlight im Garten hinter dem Hauptgebäude zahlreiche Häuser, der verschiedenen Volksgruppen aufgebaut, so zum Beispiel die Pfahlhäuser der Thai oder die Langhäuser der Cham.

    Nachdem wir im Museumsrestaurant gegessen hatten, es gab frische vietnamesiche Frühlingsrollen, die lediglich in eingeweichtes Reispapier gewickelt sind ohne im Anschluss frittiert zu werden, fuhren wir zum Hoa Lo Gefängis im Stadtkern. Hier wurden, bis zur Befreiung Nordvietnams von den französischen Kolonialherren, politische Gefangene inhaftiert. Auch Hinrichtungen fanden hier statt. Die Gefangenen wurden zu der Zeit auf lange Pritschen gelegt und an den Füßen angekettet.
    Während des Vietnamkriegs wurden hier abgeschossene amerikanische Kampfpiloten interniert. Der berühmteste unter ihnen war ein gewisser John McCain. Der spätere Präsidentschaftskandidat der Republikaner verbrachte insgesamt 5 ½ Jahre in Hoa Lu. Die Berichte über die Zeit gehen auseinander. Sarkastisch wurde das Gefängnis von seinen Insassen als „Hanoi Hilton“ bezeichnet. Diesen Namen nutzen die vietnamesischen Behörden auch heute noch gerne, um auf ihren besonders humanen Umgang mit den Kriegsgefangenen aufmerksam zu machen. Es scheint allerdings so, als habe es -wie so oft bei Kriegsgefangenen, Genfer Konvention hin oder her- auch hier Folter und Misshandlungen gegeben. So soll McCain zunächst die Behandlung seiner gebrochenen Gliedmaßen verweigert worden sein, bis man herausfand, dass er der Sohn eines hochrangigen Admirals war. Interessant ist hier, dass das berühmteste Bild von ihm in Hoa Lu seine Behandlung zeigt. Auch wenn ich McCain jetzt keine 5 Meter weit traue, sind die Berichte der dort gefangenen Soldaten recht eindeutig, auch wenn die Austellung im Gefängnis das Gegenteil behauptet. Gebessert haben soll sich die Situation erst ab dem Jahr 1969.
    Ich bin übrigens fast durch mit „Krieg ohne Fronten“ und erneuere meine Empfehlung. Es ist zu langatmig, aber die Details des amerikanischen Barbarentums sind so erschreckend, dass man ein gutes Bild davon bekommt, wie dünn unsere Zivilisationsdecke eigentlich so ist.

    Unser letzter Sightseeing-Besuch an dem Tag galt den Häusern, zwischen denen die Bahnschienen verlaufen. Sie bilden einen Korridor, der grade einmal 4 Meter breit ist. Fährt kein Zug stehen Tische auf den Schienen, an denen Leute Essen, Hausfrauen bereiten auf den Gleisen sitzend die Mahlzeiten zu und Kinder rennen umher.

    Am Abend dann waren wir bei einem recht berühmten Inder, der zwar für die regionalen Verhältnisse recht deftige Preise hat, dafür aber auch tolle Gerichte anbietet. Der Chef, der normalerweise unten an der Rezeption sitzt und etwas patronenhaft über den ganzen Laden wacht, kam extra zu unserem Tisch und hat auf die Papierauflage seine Empfehlungen geschrieben. Auch das etwas patronenhaft, aber seine „Special Dishes“ waren auch wirlich etwas besonderes. Nur an das „schärfste Gericht, das man essen kann“ habe ich mich nicht getraut, auch wenn er mir versichert hat, dass es zwar so scharf sei, dass einem die Lippen taub würden, man aber am nächsten Tag keinerlei Probleme haben würde. Da war mir der Ausflug in die Halongbucht allerdings etwas zu wichtig, als dass ich das risikiert hätte...
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