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  • Day 19

    Ninh Bình

    March 28, 2017 in Vietnam ⋅ 🌙 4 °C

    Ninh Bình hatten wir schon auf dem Weg nach Hanoi durchfahren und wären wir etwas cleverer gewesen, hätten wir uns direkt von hier vom Touranbieter abholen lassen. Trotzdem ist es ganz schön, eine Basis in unserem Hotel in Hanoi gefunden zu haben und von dort aus alle Ausflüge angehen zu können. Insgesamt wollen wir so die nächsten zwei Wochen verbringen.

    Ninh Bình ist eine Stadt im Norden Vietnams, die zur gleichnamigen Provinz gehört und zwar nur 93 Kilometer südlich von Hanoi liegen soll, aber trotzdem etwa 3 Stunden mit dem Auto entfernt liegt. Es kommen verhältnismäßig wenige westliche Touristen hierher, dafür aber umso mehr Vietnamesen, die die Landschaft genießen oder zu einem der zahlreichen Tempel oder den berühmten Pagoden reisen möchten, um zu beten.

    Wir starteten am Morgen in Hanoi und machten uns gleich mit unseren Mitreisenden bekannt. Unsere Gruppe war dieses Mal sehr klein und bestand neben uns nur aus zwei Briten, die allerdings nicht mehr in Großbritannien, sondern auf der holländischen Seite des Dreiländerecks zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden lebten. Er arbeitet dort bei der NATO und ich konnte mir nicht verkneifen etwas politisch zu sticheln und zu versuchen, etwas über sein Tätigkeitsfeld heraus zu bekommen. Ganz der Engländer gab er sich da aber ziemlich zurückhaltend. Auch in Bezug auf die veränderte Weltordnung seit den US-Wahlen. Nur zum Brexit bezog er eindeutig Stellung. Sie beiden waren sehr traurig über den Ausgang des Referendums.
    Beide waren sehr angenehme Zeitgenossen und die nächsten drei Tage machten wirklich viel Spaß.

    Gleich zu Beginn sind wir mit dem Ruderboot einen Kanal entlang gefahren worden, der von Reis- und Maisfeldern gesäumt war und der von den gigantischen Karstfelsen der Region umgeben war. Unser Ziel war eine befahrbare Höhle, die grade so hoch war, dass wir uns nicht den Kopf gestoßen haben, zumindest wenn nicht grade ein Stalagtit im Weg hing. Unsere Bootsfrau hat dann immer „la tête“ gerufen. Wir waren uns nicht sicher, ob sie uns für Franzosen gehalten hat oder aufgrund ihres Alters noch Französich hat lernen müsssen. Wir haben inzwischen übrigens schon häufiger gehört, dass es für nicht-Europäer schwierig sei Deutsch und Französisch auseinander zu halten, sowohl in Südamerika als auch hier in Asien. So richtig nachvollziehe können wir das nicht und auch die Franzosen, die ich darauf angesprochen habe, waren latent irritert.

    Danach aßen wir zu Mittag, auf den Touren wird man dreimal am Tag bis zur Besinnungslosigkeit gemästet, und erkundeten dann die Gegend mit dem Rad. Die Nacht verbrachten wir in einem Homestay, also bei einer lokalen Familie. Vorher aber kauften wir noch auf einem lokalen Markt Lebensmittel für das Abendessen ein. Das war etwas schräg, denn unser Guide sagte uns, dass wir alles kaufen könnten, was wir wollten. Wir müssten ihm nur sagen, was wir kochen wollten. Da wir alle allerdings keinen so rechten Überblick hatten, was man denn neben Pho (Nudelsuppe) und Nem (Frühlingsrollen) so kochen könne, waren die ersten 10 Minuten auf dem Markt etwas zäh. Bei der Gelegenheit ist mir nochmal der örtliche Umgang mit Tieren aufgefallen, an den ich mich definitv weder gewöhnen werde noch möchte. So werden Fische in 5 cm tiefen Wasserbecken, in die Luftschläuche führen, zum Verkauf angeboten. Das Wasser ist also grade so tief, dass sie im geringen Umfang atmen, aber nicht schwimmen können. Waterboarding für Kiemenatmer.
    Wir suchten uns eine Bananenblüte aus, aus der man einen Salat machen kann, die anderen noch ein paar Früchte.

    Neben den Salaten bereiteteten wir auch die Frühlingsrollen gemeinsam zu und konnten vorher im hauseigenen Garten noch Wasserspinat pflücken, der mit Knoblauch angebraten wohl eines der einfachsten, aber auch besten vietnamesichen Gerichte darstellt.

    Am zweiten Tag machten wir eine Wanderung durch den Nationalpark. Auf http://www.kumalo.de/index.php/de/countries-de/… hatte ich mir vorher angeschaut, welche Spinnen man dort vielleicht finden könnte. Vögel und Insekten sind ja zumeist die einzigen Wildtiere, die man in solchen Parks finden kann. Die Säuger sind entweder nicht mehr vorhanden oder schlafen am Tage. Bei den Reptilien ist bis auf ein paar Geckos nicht viel zu hohlen, weil viele von ihnen unsere Schritte schon von Weitem spüren und sich vorsorglich zurückziehen.

    Da ich Vögel an Vögeln nicht soviel Freude habe, habe ich mich also im Vorfeld mit den Insekten beschäftigt, die hier in der Hitze auch toll gedeien.

    Und tatsächlich haben wir gleich am Eingang des Rundwegs eine Wohnröhre entdeckt, aus der zwei Tarantelbeine guckten. Zwar zog sich die Spinne zurück, als sie bemerkte, dass ich mich für sie interessierte, aber auf mein Herumwedeln mit einem kleinen Stock vor dem Röhreneingang reagierte sie instinktiv und schoss kurz zur Verteidigung heraus. e mich das kleine Highlight, des langen Fußmarsches, der ansonsten war nur wenige Tiere, dafür aber eine tolle Flora bot. Gigantische Bäume mit Luftwurzeln waren genauso vertreten, wie Riesenfarne und Lianen.

    Nach dem Mittagessen schauten wir uns dann noch das Endangered Primate Rescue Center an, das das bisher einzige seiner Art in ganz Asien ist (http://www.wgfa.de/projekte/eprc.html).
    Hier landen Primaten, die in Gefangenschaft waren oder deren Habitate zerstört wurden. Ziel ist neben der Nachzucht, über die man in meinen Augen streiten kann (mehr davon in einem späteren Beitrag) vor allem die Aussiedlung in neue Schutzzonen. Affen und andere seltene Tierarten tragen in Asien das schwere los, dass Teile von ihnen gerne in der traditionellen chinesischen Medizin eingesetzt werden. Besonders der Handel mit den Tieren hat bei einigen der Primaten im Center nahezu bis zu ihrer Ausrottung geführt.
    Es war spannend zu sehen, wie sich die Affen je nach Region unterscheiden. Charakteristisch für Südostasien sind die langen Schwänze und das auffällige Fell. Afrikanische Arten „zeigen zumeist mehr Haut“.
    Auch das Schildkrötenrettungscenter war wirklich spannend. Hier erfuhren wir, neben den biologischen Aspekten auch, dass eine gigantische Schildkröte einen Teil der vietnamesichen Mythologie ausfüllt. Angeblich verwahrte die Jangtse-Riesensweichchildkröte, die in einem See nahe Hanoi lebte, das Schwert eines Nationalhelden für den Fall, dass Vietnam nochmals verteidigt werden müsse. Leider starb sie im letzten Jahr an Altersschwäche: http://www.n-tv.de/panorama/Verehrte-Riesenschi…
    Jetzt existieren weltweit nur noch 3 Tiere, zwei in einem chinesischen Zoo, der keine Nachzuchterfolge hat und eine in Vietnam.

    Am Abend machten wir wieder Salat, dieses Mal aus Wintermelone, die so aussieht, wie eine große Salatgurke und gar nicht so viel anders schmeckt. Beide sind allerdings auch um ein paar Ecken verwandt und natürlich wieder Frühlingsrollen (liebste „Cooking-Class-Beschäftigung“, um Pharang zu unterhalten).

    Den letzten Tag verbrachten wir auf den Fahrrädern, um die Gegend noch etwas genauer zu erkunden. Schön war es, durch einige der Döfer zu fahren und etwas von dem Alltagsleben mitzubekommen. Das Highlight war allerdings der Besuch eines der Karstfelsen, den man über lange Treppen besteigen konnte.
    Die Felsen sind übrigens aktuell sehr berühmt und die ganze Gegend spricht darüber, denn „Kong: Skull Island“ wurde hier gedreht: http://bayareahq.com/wp-content/uploads/2017/03…

    Nach einem letzten Spaziergang am Nachmittag, auf dem wir noch eine „Nephila maculata“ gefunden haben, deren Beindurchmesser gute 20 cm betrug, kehrten wir nach Hanoi zurück...
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