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  • Day 55

    Phnom Penh I

    May 3, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 29 °C

    Phnom Penh ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kambodschas. Schon beim Hereinfahren kann man sehen, dass sie sich deutlich von den anderen Städten des Landes unterscheidet. Sie ist deutlich moderner und sogar einige Hochhäuser ragen in den Himmel.
    Außerdem ist sie eine gigantische Baustelle.

    Phnom Penh soll moderner werden, konkurrenzfähig zu anderen großen Städten Südostasiens, wie Bangkok oder Hanoi. Vor etwa 40 Jahren war es fast eine Geisterstadt. Die roten Khmer hatten sie eingenommen und umgehend den Großteil der etwa 2,5 Millionen Einwohner auf‘s Land deportiert. Nur hohe Parteifunktionäre blieben zurück. Nicht viel mehr als 20.000 lebten fortan in der Stadt. Im Januar 1979 wurden die Khmer Rouge durch vietnamesische Truppen vertrieben. Einige Menschen, die den Terror der Roten Khmer überlebt hatten kamen zurück. In den 1980er Jahren lebten viele von ihnen obdachlos in den Straßen der Stadt und hielten sich Vieh auf den Straßen.

    Wir hatten nur einen Tag Aufenthalt eingeplant, da wir schon am Donnerstag weiter ans Meer wollten. Da wir von Phnom Penh aus abfliegen würden, dachten wir, dass es besser sei, uns die Stadt in Ruhe am Ende unserer Reise anzuschauen. Wir gingen den Tag also langsam an, Frühstückten ausgiebig, stellten dabei fest, dass man hier ohne Probleme europäische Preise zahlen kann und fuhren danach zum „Central Market“.
    In Kambodscha werden Riel und Dollar als offizielle Zahlungsmittel genutzt. Im Regelfall nutzt man ab einem Dollar die amerikanische Währung und unterhalb die eigentliche kambodschanische.
    Das führt dazu, dass für viele Kleinigkeiten, wie etwa Trinkwass oder Snacks, eben ein runder Dollar verlangt wird.
    Der Central Market ist ein großer, recht hässliche Kuppelbau, mit viel Auswahl für die Einhemischen, aber wenigen Souvenirangeboten. Wir schauten uns ein wenig um, fanden aber nichts gutes und entschlossen uns, über den Mittag nach Hause zu gehen. Ich hatte irgendwoher einen Tinnitus auf dem rechten Ohr und Silke fühlte sich erkältet, so dass es uns ganz gelegen kam, dass unser geplanter Einkauf ausfiel. Rund um den Markt herum waren zahlreiche Bettler, viele alte Frauen, einige Minenopfer und andere Menschen mit Behinderungen, die um Geld bitten und einem nochmal vor Augen führen, wie arm das Land trotz aller aufstrebenden Entwicklungen ist.
    Ich tue mich daher auch sehr schwer mit dem Handeln. Ich habe das Gefühl, dass es gut ist, mehr Geld hierzulassen, als die einzelnen Waren und Dienstleistungen wert sind. Leider führt das manchmal dazu, dass der Kambodschaner einem gegenüber annimmt, man sei fuchtbar reich und dementsprechend noch mehr versucht, einen über den Tisch zu ziehen.

    Nachdem wir eine Weile im Zimmer rumgelegen und gelesen hatten, gingen wir am Nachmittag zum Königspalast auf dessen großem Gelände zahlreiche Prunkbauten unter anderem die Silberpagode, deren Boden aus echten Silberfliesen besteht, zu finden sind. Am Eingang boten einheimische Tourguides ihre Dienste an und wir waren ein wenig perplex als uns einer von ihnen in einem breiten texanischen Akzent ansprach. Ich konnte zuerst gar nicht ablehnen, weil ich damit beschäftigt war, nicht grinsen zu müssen. Silke ging es ähnlich. Die Situation war wirklich absurd und wir fühlten uns ein wenig so, als hätte uns ein Franzose mit Baskenmütze und Streifenpullover grade auf Chinesich angesprochen.
    Das Gelände war wirklich schöner, als wir es erwartet hatten. Grade der Thronsaal, den wir leider nicht betreten konnten und die großen Stupas, welche als Grabhügel bzw. Denkmäler genutzt werden. Sie alle waren auch ehemaligen Königen oder Königinnen gewidmet.
    Die Silberpagode war etwas enttäuschend, da ihr Boden fast komplett mit Teppich ausgelegt war, um das Silber zu schützen. Nur an einer kleinen Stelle, konnte man die fliesen sehen. Sie waren zum Teil zerbrochen und hier und da mit Tesafilm fixiert. Schöner war, wenn auch nicht ganz mein Geschmack, der große Buddha aus Smaragd, der am Ende des Saales zu finden ist.

    Für den Abend hatten wir uns ein mexikanisches Restaurant ausgesucht, um Tacos zu essen. Der Laden war kurz zuvor noch eine Kneipe gewesen und der neue Eigentümer, ein humpelnder, älterer, langhaariger Koloss mit kambodschanischer Lebensgefährtin und Unterarmtattoos hatte die Inneneinrichtung wohl so übernommen. Alles wirkte heruntergekommen. Ein Wandbild von berühmten Comickatzen, die an einem Esstisch zusammensaßen erinnerte an den Namen des vorherigen Ladens („Alley Cat Cafe“) und die Stühle und Bänke hatten ihre besten Tage schon hinter sich. Das Essen war aber wirklich großartig, so dass wir definitv nochmal herkommen werden. Etwa ab der Hälfte des Essens gesellte sich auch eine kleine Katze zu uns, die zwar vom Eigentümer nicht gerne gesehen wurde, uns aber den Abend versüßte.
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