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  • Day 54

    Battambang

    May 2, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 27 °C

    Kambodscha ist bisher das Land, mit dem wir uns am wenigsten anfreunden können. Es ist nicht so vielfältig wie Vietnam und nicht so grün wie Laos. Man tut den Menschen hier, die sehr herzlich sind, natürlich Unrecht, wenn man das so einfach dahersagt. Aber trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass Kambodscha ohne Angkor Wat keine Touristen hätte.

    Um also nicht nur Siem Reap, die Hauptstadt Phnom Penh und das Meer gesehen zu haben, beschlossen wir, dass es sinnvoll wäre, einen weiteren Zwischenstopp im Inland einzulegen.
    Unsere Wahl viel auf Battambang, die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir hätten auch weiter auf‘s Land fahren können, dachten aber, dass wir da nicht viel mehr zu sehen bekämen, als in Nordvietnam. Interessant wären noch die schwimmenden Dörfer gewesen. Da aber aktuell Trockenzeit ist, sollen sie nicht so imposant sein, wie wenn die Flüsse mehr Wasser führen.

    Battambang haben wir uns ausgesucht, weil es zum einen noch eine Vielzahl an Kolonialbauten geben soll und weil in der Umgebung wohl einiges zum erleben angeboten wird.
    Im Internet haben wir gelesen, dass es in einer tropischen Traumlandschaft liegen soll. Davon war allerdings nicht mehr soviel übrig, wie man annehmen könnte. Das größte ökologische Problem Kambodschas ist der Holzeinschlag, aufgrund dessen ein großer Teil des natürlichen Waldes verloren gegangen ist. Und obwohl die Regierung immer wieder Erlässe herausgibt, nach denen die weitere Abholzung verboten sein soll, wird weiter gefällt. Vermutlich liegt das an der weit verbreiteten Korruption, die dafür sorgt, dass das wenige, dass der Staat für die Ärmsten aufbringt, nicht bei ihnen ankommt.
    Ein Beispiel sind hier die Wälder westlich von Battambang, in denen noch sehr viele Minen zu finden sind. Die Armee hat diese Bereiche großflächig abgesperrt, lässt sich aber immer wieder von lokalen Holzfällern bestechen, die ihre Familie mit dem Verkauf des Tropenholzes ernähren können. Das führt zu immer neuen Minenopfern, was damit einhergeht, dass die Familie noch schlechter darsteht, als zuvor.

    Die Stadt selbst ist nicht sehr touristisch. Dafür verhältnismäßig belebt und die Kolonialbauten sind mit zahlreichen Werbetafeln verunstaltet. Der Verkehr ist in Kambodscha seltsamerweise anders als in Vietnam oder Laos. Während in Vietnam noch viel gehupt und dann um die Fußgänger herum gefahren wurde, war es in Laos ruhiger. Man fuhrt zwar auch um Fußgänger herum, hupte aber nicht. In Kambodscha hupt man ein bisschen, insbesondere, wenn man überholen möchte, hält aber an, wenn Fußgänger auf der Straße sind. Wir waren darüber am Anfang fast ein bisschen erstaunt.

    Den ersten Tag nutzten wir für den Besuch eines nahegelegenen Bergklosters. Das klingt romatischer als es war, denn der Berg war leider voller Müll und an seinem Fuße waren dutzende von Ständen, die Souvenirs verkaufen. Neben dem Kloster bietet der Berg noch die Möglichkeit sogenannte „Killing Caves“ zu sehen. Höhlen, in denen die Roten Khmer ihre Opfer begraben haben. Eine Gedenkstätte und Kunstwerke erinnern heute an die Menschen, die zumeist totgeschlagen und dann in die Grube gestoßen wurden.

    Neben diesen traurigen Aspekten, die unweigerlich mit dem Gedanken an den Tod verbunden sind, bietet Phnom Sampeau auch etwas für Menschen, die sich mehr für das Lebendige interessieren. Zahlreiche Affen klettern auf den Hügeln herum, und man muss aufpassen, dass man ihnen nicht zu nahe kommt, denn sie gelten als recht unverträglich und neigen dazu Touristen regelrecht um ihr Essen zu berauben. Am Fuße des Berges kann man zum Abend hin die eine gigantische Zahl von Faltlippenfledermäusen aus ihrer Schlafhöhle fliegen sehen. Die Größe der Kolonie wird auf etwa 1.000.000 Exemplare geschätzt:
    https://www.youtube.com/watch?v=rOhpNHAtLWo

    Am nächsten Tag dann fuhren wir gleich am Morgen zum Bambootrain, einer Behelfskonstruktion der Bewohner der umliegenden Dörfer, die das stillgelegte Schienennetz zum Transport nutzen. Dazu legen sie einfach zwei große Walzen auf die Schienen und befestigen darauf einen Bambusaufsatz mit eingebautem Motor. Verbunden sind Walzen und Aufsatz mit einem einfachen, langen Keilriemen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Norry (Da kann man auch ein Video anschauen)

    Die Fahrt war wirklich aufregend, im Wortsinn, denn mehr als einmal hatte man das Gefühl, das der „Zug“ aus den verbogenen Schienen springen müsste. Grade wenn der Fahrer den kleinen 6-PS-Motor so richtig in Fahrt gebracht hatte und man mit über 50 km/h auf dem Wackelgestell über kleine Brücken fuhr, wurde einem manchmal schon ein wenig anders.
    Wir machten einen Zwischenstopp bei der nächsten Haltestelle, wo natürlich schon die Souvenirshops auf uns warteten. Wir unterhielten uns länger mit einer der Frauen und einem kleinen Jungen von etwa 8 Jahren, der ein unglaublich gutes Englisch sprach.
    Ich habe gelesen, dass Kambodschaner einen guten Zugang zu Fremdsprachen haben (hatte ich das schon geschrieben?!?), da fast alle Laute im Khmer vertreten sind.

    Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Markt, bzw. im Zimmer und entspannten ein wenig.
    Das Highlight von Battambang elebten wir dann am Abend, beim Besuch einer Zirkusaufführung.
    Organisiert werden die fast täglichen Shows von einer gemeinnützigen Kunstschule für „unterpreviligierte Kinder“. Die Schule hat etwa 1000 Schüler, die völlig kostenfrei kreative Berufe lernen. Neben einem Bereich für Design und bildende Kunst, gibt es einen für „Performance Arts“ und eben dieser Bereich richtet die Zirkusshows aus, die ein wahrer Publikumsmagnet sind.
    Silke hat sogar gelesen, dass einige der Absolventen es zum Cirque du Soleil geschafft haben.
    https://www.youtube.com/watch?v=y0y5b8fBIlQ
    Das wirklich Schöne an der Idee ist, dass das Land auf diese Weise, grade nachdem die Roten Khmer so ziemlich jede Kultur unterbunden hatten, wieder dazu kommt sich auf seine kulturelle Identität zu besinnen.

    Nach der Show fanden wir einen Inder, der noch geöffnet hatte und gönnten uns zum Abschluss unseres Aufenthaltes ein anständiges Essen.
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