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  • Day 9

    Wochenende ruft - Zeit für einen Ausflug

    May 6, 2023 in Tanzania ⋅ ⛅ 30 °C

    Auch dieser Morgen vergeht analog zu den vorherigen fünf. Um 08:00 Uhr an der Zahnstation angekommen warten wir ganze 30 Minuten auf die Ankunft der Anderen. Hätten wir doch glatt mal eine halbe Stunde länger schlafen können.

    Der Morgen beginnt mit einem Patienten, bei dem Isabel vor einer Extraktion sogar einmal komplett Zahnstein entfernen darf und ihm eine kurze, aber gründliche professionelle Zahnreinigung verpasst. Wie groß die Freude doch auch ist, mal etwas anderes machen zu dürfen.
    Da dadurch der elektrische Behandlungsstuhl für etwas längere Zeit belegt ist, werden in dem anderen Behandlungszimmer (wohlgemerkt ohne Ventilator und damit viel stickiger und heißer als in dem von uns präferierten Raum - generell ist es heute extrem schwül) von Tahnee weitere Patient*innen behandelt - alles Extraktionen. Die Schweißperlen sind definitiv auf der Tagesordnung.

    Wie von Dr. Joseph zuvor schon angekündigt, stellt sich der restliche Samstag als “Kinder-Samstag” heraus.
    Da heute keine Schule ist, kommen viele Eltern mit ihren Kindern, um entweder schmerzende Zähne extrahieren zu lassen, oder aber schon sehr mobile Milchzähne ziehen zu lassen - ganz anders als wir es aus der Uni kennen.
    Die Behandlung eines kleinen Mädchens, die zuvor zuckersüße Fotos auf dem Behandlungsstuhl von sich machen lässt (als kleines Ablenkungsmanöver versteht sich) stellt sich als wirklich herausfordernd heraus. Die Kleine schreit und strampelt bei der Betäubung so vor sich hin, trotz der fünf Hände die sie versuchen zu bändigen, dass Isi die Spritze dann doch an Dr. Joseph abgibt - super herzzerreißend die Kleinen so zu sehen.
    Nicht ganz verständlich ist für uns, warum bei solch kleinen/jungen Patient*innen nicht vielleicht eine Oberflächenanästhesie verwendet wird, damit der Einstich nicht so extrem schmerzhaft ist.

    Während die Behandlungen im vollen Gange sind, versucht Isabel den Vormittag über ein Buch an einen bestimmten Tourist Experten (sein Name ist Sharpy) loszuwerden, welches der Chef ihres Freundes ihr mitgeben hat. Dieser hat vor mehreren Jahren mit Sharpy Touren durch Tansania gemacht und wollte die Situation nicht unversucht lassen, diesem über Isi das besagte Buch zukommen zu lassen. Da die verabredete Zeit (Isi stand, ganz nach den Erwartungen an Germans, pünktlich am vereinbarten Standort) wegen der doch recht beeinträchtigenden Straßen hier in Kitunda nicht eingehalten werden konnte, treffen sie sich kurze Zeit später vor der Zahnstation und Isi kann während eines netten Gespräches Sharpy das Buch überreichen. Auftrag erledigt ✅

    Erst gegen knapp 12 Uhr schaffen wir es dann, eine kurze Frühstückspause einzulegen. Die kleine Success leistet uns dabei Gesellschaft. Sehr eindeutig gibt sie uns zu verstehen, dass sie gerne das Frühstücksei hätte, welches Tahnee gerade (eigentlich für sich) am pellen war. Selbstverständlich darf sie als Erste reinbeißen.. dass sie anschließend aber das ganze Ei sich einverleibt und auf Tahnee’s Nachfrage, ob sie denn auch was abhaben dürfe, nur ein Krümelchen von Eigelb an Tahnee abgibt, spricht 1000 Worte für sich. Wie frech und doch zuckersüß zugleich Kinder doch sein können!

    Mit einem Schmunzeln im Gesicht machen wir uns auf den Weg zurück zur Zahnstation. Die kleine Success folgt uns auf Schritt und Tritt, sodass wir bei unserer Ankunft in der Zahnstation Schwester Hifadhi darum bitten müssen, ihr doch zu sagen, dass sie zurück zu ihrer Mama gehen solle.
    Nach der Frühstückspause kommt an diesem Samstag nur noch ein weiterer Patient für eine Abdrucknahme. Er soll anschließend eine Prothese von Schwester Hifadhi angefertigt bekommen.

    Wir übergeben Dr. Joseph und der Helferin Rosi als Dankeschön für die Woche unsere selbstgeknüpften Schlüsselanhänger und werden von Schwester Hifadhi anschließend auch schon zum Lunch gerufen. Father Richard würde schon auf uns warten. Für uns heißt es jetzt also: hoch die Hände, Wochenende!

    Schon verrückt wie schnell die 6 Arbeitstage jetzt vergangen sind und wie viel wir in dieser Zeit schon lernen durften. Keiner von uns hätte am Anfang dieser Woche erwartet, dass wir schon jetzt so selbstständig Zähne extrahieren würden.

    Nach dem Mittagessen (es gibt mal wieder Nudeln - die Schwestern haben wohl bemerkt wie gerne wir diese doch essen) kümmern wir uns um unsere Wäsche. Während der letzten Arbeitstage und bei dieser Hitze hat sich doch einiges angesammelt, sodass wir vor allem in Njombe wieder mit frischer Arbeitskleidung starten wollen 😉

    Gegen 15 Uhr brechen wir zusammen mit unserem “Dental Team”, wie wir es mittlerweile nennen, auf. Schwester Hifadhi möchte uns ein Projekt zeigen, an dem sie nebenbei arbeitet und viel Mühe und Gedanken reinsteckt.
    Wir laufen also quer Feld ein durch alle möglichen kleinen Gassen - der Sicherheit wegen, wie sie uns erklären - bis Sister Hifadhi sich von unserer Gruppe trennt und wir noch ein Stückchen weiter durch kleine Gassen spazieren. Irgendwann bleiben wir stehen und warten darauf, dass uns Schwester Hifadhi in einem Taxi abholen kommt. Auch hier wurde somit wieder vermieden, dass der Preis für die Taxi Fahrt exponentiell in die Höhe schießt, weil wir dafür sorgen, dass die “Wazungu”-Preise (“Europäer-Preise”) aufgefahren werden.
    Sister Hifadhi kommt kurze Zeit später in einem kleinen weißen Auto vorgefahren. Rosi steigt auf der Beifahrerseite ein und wir anderen drei questschen uns neben Schwester Hifadhi auf die Rückbank. Das wird eine kuschelige Fahrt bei 31 Grad Celsius.

    Wie erwartet berichtet Schwester Hifadhi uns davon, wie sie den Taxifahrer nach dem Preis gefragt hätte, bevor sie einstieg und dieser mit 5000 TZS (ca. 2€) antwortete. Als Sie dann wiederum fragte, wie hoch der Preis wäre, wenn gleich noch vier weitere dazu steigen würden, entgegnete der Taxifahrer ihr mit 7000 TZS (ca. 3€). Das lässt Sister Hifadhi sich natürlich nicht drei mal sagen und so sitzen wir zu fünft in dem Taxi und zahlen sage und schreibe 3€. Zusammen.

    Nach einer ca. 15 Minütigen Fahrt kommen wir an einem grün bewachsenen Grundstück an, an dem wir alle aussteigen. Dort treffen wir auf zwei Männer, die Schwester Hifadhi uns als “Care-Taker” (Hausverwalter) des Grundstückes vorstellt.

    Hier inmitten der vielen Pflanzen wachsen Mangos, Papayas, Bananen, Mais und Manock. Am Ende des Grundstückes stehen zwei Rohbauten. Sister Hifadhi erklärt uns, dass sie all das in ein Daycare Center für Kinder verwandeln möchte. Ein Gebäude hat schon ein Dach, eines ist noch ohne. Vorgesehen sind in dem einen Gebäude ein großer Aufenthaltsraum für die Kinder sowie eine Küche, damit für die Kinder essen zubereitet werden kann. Während wir durch die Räumlichkeiten gehen, können wir uns das ganze schon bildlich sehr gut vorstellen. Was für ein tolles Projekt, welches sie dort verwirklicht.

    Die vielen Pflanzen hat Schwester Hifadhi vorübergehend angebaut, da sie den Platz nicht ungenutzt lassen wollte. Wenn alles mehr gestallt annimmt, würden diese umgepflanzt werden, sodass ein großer Bereich als Spielplatz genutzt werden könne.

    Aktuell stünde das Projekt leider etwas still, da die finanziellen Mittel nicht vorhanden seien, um das Projekt weiter voran zu bringen, so berichtet uns Sister Hifadhi. Man merkt an ihrer Art und Ausstrahlung jedoch, dass sie große Hoffnung in dieses Projekt setzt und auch stolz auf ihr Vorhaben ist - deswegen hätte sie uns das auch gerne zeigen wollen.

    Als alles detailliert erkundet worden war, stoßen wir 5 mit einem Gläschen Wein an und genießen dabei Zuckerrohr. Cheers. Auf das dieses Projekt hoffentlich ganz bald noch mehr Gestalt annimmt und Schwester Hifadhi mehr und mehr ihre Vorstellungen und guten Absichten verwirklichen kann.

    Tahnee kommt währenddessen zum ersten Mal in den Genuss auf diesen zuckersüßen Fasern des Zuckerrohrs rumzukauen. Isi, die durch ihre Reise durch Ecuador mittlerweile Profi im Zubereiten von Zuckerrohr ist, bringt Tahnee auch dieses bei. Wir sitzen zu fünft zusammen und unterhalten uns nett. Zwischendurch gucken immer wieder ein paar Hühnchen mit ihren Babys vorbei, während selbst Schwester Hifadhi sich irgendwann über die immer mehr werdenden Mücken beschwert. Gegen 17:30 Uhr machen wir uns also wieder auf den Rückweg. Wir schauen noch kurz bei der lokalen Kirchengemeinde vorbei, um die sich einer der “Care-Taker” ebenfalls kümmert und nehmen anschließend zu fünft ein Bajaji (2 nehmen vorne rechts und links neben dem Fahrer platzt, 3 auf der Rückbank) in Richtung Kitunda zurück. Auch hier wurde von den drei “Nicht-Wazungus” unserer Gruppe vorab wieder vehement über den Preisvorschlag des Bajaji Fahrers diskutiert, sodass sie sich erst beim dritten Anlauf einigen konnten. Aus der Sicht der Einheimischen wohl echt ein Nachteil uns im Schlepptau zu haben 😬. Umso schöner und wertvoller, dass Schwester Hifadhi mit uns dennoch solche Ausflüge unternimmt.

    Die Fahrt ansich stellt sich als super lustig heraus. Mit den Armen an den Seiten des Fahrzeuges festgeklammert, um nicht doch bei einem der Tausenden Schlaglöcher aus Versehen rauszufallen, winken uns auch hier wieder hunderte von Menschen zu und das Wort “wazungu” ist alle paar Meter aus einem anderen Mund zu hören. Irgendwie bringt uns das aber doch auch immer noch sehr zum schmunzeln und wir winken ganz freundlich immer zurück und entgegnen darauf mit “jambo”(hallo).

    Am Jino Häuschen angekommen, hängen wir zusammen mit der kleinen Success und Agripina unsere frisch gewaschene Wäsche auf und werden anschließend schon zum Dinner mit Father Richard erwartet. Nach dem Tischgebet wird erst eine Suppe zur Vorspeise und anschließend Pommes (für Isis Geschmack viel zu wenig Salz) mit Tomatensalat und Fleisch serviert.
    Wir unterhalten uns lange mit Father Richard, Schwester Hifadhi und Schwester Goretti und gehen vor allem die Planung der nächsten Wochen durch, wann wir uns wo wiedersehen werden und wann wir kurzzeitig zurück nach Kitunda kommen werden. Wir bestehen wieder darauf, den Schwestern bei dem Abwasch helfen zu dürfen und verbringen den Abend anschließend gemütlich in unserem Zimmerchen.

    Das weitere Knüpfen der Bänder füllt die meiste Zeit unseres restlichen Abends aus und wir kommen sogar mal dazu, ein Buch in die Hand zu nehmen. Die Müdigkeit überkommt uns dann aber doch schneller als gedacht. In diesem Sinne also: lala salama 💤 wir hören uns morgen wieder!
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