• Gewitterbingo 2.0

    July 7, 2019 in Canada ⋅ 🌧 21 °C

    Irgendwann ist auch der heißeste Tag zu Ende und kühlt ab. Zeit zum weiterfahren bevor mich das wetter einholt. Letzte Nacht gab es ja schon spektakuläres Gewitter aber ich konnte die Runde für mich entscheiden. Ich glaube das konnte und wollte das Wetter nicht auf sich sitzen lassen und wollte heute denn einen drauf legen. Gewitter mit Tornadowarnung hieß es im Internet. Bekanntlich weiß man nie wo sowas lang zieht aber ich kann mir denken dass das Wetter zumindest gegoogelt hat wo ich heute hin will.
    So dauerte es gerdae mal dreißig Kilometer bis ich in der ferne den ersten Regen sehe und ich entscheide mich mal eben lieber noch was zu Abend zu essen. Im trockenen macht das mehr Spaß.
    Dann fahre ich weiter und fühle mich irgendwie verfolgt. Nicht von dem Regen, der zieht scheinbar weg. aber die Wolke wird dunkler und die zieht in meine Richtung so dass man am Ende nicht mehr unterscheiden kann was jetzt Wolke und was Regen ist. Es hat schwülwarme 28 grad und leichten Rückenwind. Ich komme super gut voran. Also beschwer ich mich nicht und trete in die Pedale.
    Nach ner Stunde stelle ich fest das die Kraft nachlässt und ich spätestens jetzt den Kampf gegen die Wolke nicht mehr halten kann. Zum Glück kommt gerade mal wieder eine Rest Area am Straßenrand. Und das Toilettenhäuschen am Strassenrand ist der einzige Unterschlupf der mir im Umkreis von 30 km bleibt. Also nix wie hin. Und dann bricht auch schon die Kaltfront über mich herein. Es wedelt so sogar mein überladenes Fahrrad von der Wand um.
    Später treffe ich dort auf einen Professor aus Calgary der mir berichtet was in der Wolke gerade für ein Hagel abgeht. Deswegen kann man den Horizont auch als gleichmäßig schwarz bezeichnen. Er sei extra umgekehrt um sein Auto zu schonen, das dauere wieder Monate mit der Versicherung sonst. Und er will sein Auto im September verkaufen...
    Nach einer Stunde etwa lichtet sich der Spuk. Die Wolke ht mal wieder ihre Richtung geändert und zieht jetzt schön in Richtung Dinosaur Park. Während die sich also über neue Fundstücke freuen können freue ich mich vom Hagel verschont geblieben zu sein. Dort wo ich hin will, nach Medicine Hat gab es letzte Woche erst frisch vereiste Golfbälle vom Himmel. Das brauche ich auf dem Rad nicht wirklich.
    Das schöne für mich, ich habe zwar durch die Zwangspause etwas Zeit am Abend verloren, aber die kann ich dreimal wieder rein fahren. Denn der Wind den das Gewitter nachbläßt weht stürmisch genau in meine Richtung. Und so ziehe ich meine Jacke an, denn es hat nur noch 12 Grad und ab gehts auf den Highway. Die nächste Stunde schaffe ich so voll beladen derwegen 40 km! (Ich glaub das schaffe ich nicht nochmal - da kamen Rückenwind und Adrenalin zusammen).
    Mit der Dunkelheit baue ich mein Zelt irgendwo im nirgendwo neben dem Kanadischen Luftwaffenstützpunkt auf. In drei von vier Richtungen kann ich schauen wo ich will, überall Gewitter. Prima.zum Glück habe ich dann ein paar Bäume gefunden die mir Windschatten boten. Und so holte mich an diesem Tag nur der Mitternachtsregen ein.
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