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  • Ich muss dann mal zur Polizei...

    July 30, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 26 °C

    ...waren die letzten Worte bevor ich heute früh eilig dass Haus verließ. Marschrichtung - RCMP Depot.
    Erinnert sich vielleicht noch jemand an Fort Walsh in den Cypress Hills? Deren Hauptquartier war damals wie heute hier in Regina. Die ‚Royal Canadian Mounted Police‘ ist sowas wie die Bundespolizei in Deutschland und übernimmt überall dort Aufgaben wo die Stadt zu klein ist eine eigene Polizei zu unterhalten.
    Und dort wo die ausgebildet werden, im depot, erfährt man alles wissenswerte über die Arbeit vom Grenzschutz bis zum Autofahrtraining oder wie die Arbeit in der Arktis abläuft. Zum Höhepunkt gehörten dann heute gleich zwei Übungen auf dem Paradeplatz und eine von der Hundestaffel.

    Die Kadetten werden noch nach den gleichen Prinzipien ausgebildet als vor 150 Jahren. Die Ausbildung geht mindestens sechseinhalb Monate für francophone sieben. (Polizeisprache bleibt einzig Englisch als man sehr viel vom englischen System übernommen hat) während dieser Zeit leben die Kadetten in Truppen zu dreißig Mann in einem Gemeinschaftsraum. Privatsphäre Fehlanzeige. Das stärkt den Zusammenhalt denn wenn einer Mist baut werden alle bestraft. Am schlimmsten merkt man das wohl im Examen. 30 Leute haben jeder hundert Fragen und dürfen sich zusammen maximal 3 Fehler erlauben um zu bestehen. Während der Ausbildung müssen sich die Kadetten von der Pike auf ihre Ausrüstung verdienen. Das sieht mitunter ganz lustig aus wenn Kadetten in Turnschuhen über den Hof rennen und alles was sie tun müssen sie im Rennen erledigen. Bis sie nach sechs Wochen oder so gelernt haben zu marschieren, dann bekommen sie ihre braunen Stiefel und dürfen ab da auch wieder über den Hof laufen. Gleiches passiert bis zur Hose, der roten Jacke den Streifen oder dem Hut. Jeder Ausbildungsschritt wird zu einem Verdienst.

    Uns Zuschauern ist aber nicht immer nur zum Lachen. Während der alltäglichen Kadetten Parade spielt natürlich auch ein Musikcorps. Dumm nur dass dort nicht spielt wer will, sondern wer delegiert wird. Und das braucht dann schon öfter starke Nerven und Durchhaltevermögen während der Parade. Die armen Ohren, selbst wenn man uns darauf aufmerksam gemacht hat dass die Qualität unbestimmt ist je nachdem welche Truppe heute marschieren muss.

    Nach einem Bummel durch Reginas Vorstadt Cathedral (tausende einzeln gemütliche Häuschen bunt bemalt aber viel zu eng aufeinander geklatscht) geht es am Abend auf die Sunset Parade - sozusagen die von den Großen. Nach alter Tradition werden Hymnen geschmettert, Kanonenschläge rausgeholt und natürlich ganz viel marschiert. Meinen Respekt, dieses Level an Disziplin vermisse ich glaube ich noch bis zum Lebensende bei unserer Polizei daheim. Die Parade dauert nochmal gut 90 Minuten und im Anschluss zieht alles von dannen. Fast alles, bis auf ein professioneller Fotograf, ein paar wenige Familienangehörige und der Robert.

    So bekomme ich zum Abschluss sogar noch ein Gruppenfoto mit der Truppe und die Sergants sprechen ihre Zufriedenheit aus wie der Tag gelaufen ist nachdem die Fahne eingeholt wurde. Morgen früh zum Sonnenaufgang wird sie wohl wieder gehisst, aber das ist zum Glück nicht öffentlich.
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