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- Monday, August 5, 2019 at 6:00 PM
- ⛅ 23 °C
- Altitude: 575 m
CanadaInglis50°56’48” N 101°15’10” W
The Inglis Grain Elevators

Nun bin ich einmal in Manitoba dann ist mein Tagesziel auch nicht mehr weit. Die erste Nacht habe ich gleich hinter der Grenze in Shellbrook verbracht. Der kleine verschlafene Ort profitiert von Bootsausflüglern am nahegelegenen Lake of the Prairies. Und ich bin scheinbar der erste Fernradler der hier dieses Jahr vorbei kommt.
Schnell werden die üblichen Fragen gestellt und man stellt fest dass man dafür zu alt sei. In meinen Augen ist dass eine fabelhafte Ausrede. Mehr aber nicht.
Wie hat nicht neulich eine Lehrerin gesagt? Ich sei das perfekte Vorbild. Der Körper will bewegt werden ansonsten verliere ich ihn!
Neben der Community Hall findet sich für mich ein plätzchen, sogar mit Wasser und Strom. Vielen Dank für die Einladung. Die nutze ich am nächsten Morgen denn gleich weiter und habe kleinen Fahrradservice. Währenddessen holt ein Ehepaar einen Wohnwagen hier ab. Scheinbar war hier am Wochenende was los. Nach längerem Gespräch bin ich denn auch gleich in Inglis zum Kaffee verabredet.
Inglis - schön dass ich da zufällig sowieso hin möchte. In Inglis hat man alte Getreidesilos restauriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Heute sind die Silos alle durch Inland Terminals aus Beton ersetzt. Größer, schnellerer Umschlag und so weiter, aber hässlich! Und diese alten Silos sind Teil der Prärie geworden. Sie haben ihren ganz eigenen Charme.
Die Arbeit war sehr limitiert aber bei weitem nicht einfach. Die Ernte kam rein, musste durch Lüfter vom Unkraut befreit werden, die Qualität wurde bestimmt und dann wurde eingelagert. Dazu hat man eine Schaufelrad ähnliche Technik angewendet die erstmal alles in den Dachstuhl transportierte und von da dann in ein von 20 Lagerräumen rieselte. Wenn die Eisenbahn dann irgendwann mal freie Wagons vorbei schickte, wurden die mit der Hand (!) bewegt und vollgemacht. Das konnte schon mal 2 Tage dauern. Heute sind das größere Wagons und das geht in vier Minuten... es ist heute aber auch kein ein Mann sondern ein drei Schicht Betrieb.
Ein Film zeigt mir alle einzelnen Arbeitsschritte. Wenn ich mir die LKW der 80er Jahre wegdenke meine ich es könnte genauso gut das 19. Jahrhundert sein. Viel hat sich nicht verändert. Und noch dazu waren die Elevator eines der ersten staatlich einheitlich gebauten Werke. Somit konnte der Diensthabende jederzeit abkommandiert und wo anders eingesetzt werden wenn Not am Mann war. Auch hatten diese Häuser seit Anfang an das Privileg für Telegraphie und später Telefon egal wie abgelegen. Immerhin mussten Tag genau die Erntepreise abgefragt werden.
Derart Silos prägten einst die Prärie in ziemlich jedem Dorf. Viele Dörfer hatten auch gleich mehrere was einst Zeichen für Wohlstand war und bis nach Europa den Spitznamen „Der Brotkorb der Welt“ einbrachte.
Wenn ich bedenke dass die Entwicklung von der Landwirtschaft als eine Lebenseinstellung hin zu knallhartem Business gerade einmal 40 Jahre dauerte. Dann frage ich mich wo die Reise hingeht wenn ich älter werde.Read more