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  • Die Gaspesie im Schnelldurchlauf

    October 1, 2019 in Canada ⋅ ☁️ 8 °C

    Mit dem neuen Monat habe ich wieder neuen Mut gefasst wie es weiter gehen soll. Dazu heute ein paar mehr Gedanken. Die Reise hat einmal mehr einen Wendepunkt erhalten.

    Nach meinem Abstecher zu den Walen kennt meine Route erst einmal wieder nur eine Richtung. Gen Osten! Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig. Mit dem 1. Oktober beginnt in Kanada das Winterhalbjahr. Wortwörtlich.
    Und ich kann mich noch glücklich schätzen. Hatte ich vorige Woche noch mit 26 Grad im Schatten zu kämpfen hat sich das Wetter nun wieder auf normale 0-10 Grad eingependelt. Irgend einen Grund musste es ja haben dass ich das ganze Winterzeug mitgeschleppt habe. Im fernen Calgary sind die ersten 50cm! Neuschnee gefallen und es kommen übers Wochenende nochmal 60cm dazu. (Man bedenke, das sind nicht die Rockys das ist Flachland!) Ich habe innerlich schon den ganzen Sommer damit gerechnet dass es einen zeitigen Wintereinbruch gibt aber das ist wahrlich ein bisschen viel des Guten. Die Bauern haben noch nicht einmal ihre Ernte rein.
    Zweiter Grund für meine Reise gen Osten ist der stete Nordwind der vom St Lorenz-Golf zu dieser Jahreszeit weht. Gegen den Wind habe ich in der Gaspesie stetig an der Küste entlang keine Chance. Dann wäre mindestens noch ein dritter Grund dass mir die Menschen in den Maritimes ans Herz gelegt worden sind. Es wird gesagt hier erwarten mich gastfreundliche Leute, immer für einen Plausch über das Übliche hinaus zu haben, alles geht wieder etwas weniger hektisch zu, ich komme auch wieder mit Englisch weiter und das Tageslicht nimmt ja auch stetig ab. Wenn ich also noch ein bisschen was sehen will muss ich erstmal wieder Meter machen. Der Zeitzonenwechsel in die Atlantic Time kommt mir da gerade recht. Abends ist es dann wieder länger hell. :)

    Im Schnelldurchlauf geht es innerhalb zweier Tage von Trois Pistoles nach Edmundson. Sobald ich die Fähre verlassen habe fällt mir gleich auf das die Häuser allesamt mehr Farbe zeigen. Die tiefen Wurzeln zum Katholizismus spürt man auf jedem Kilometer. Jedes Dorf ist heilig und beginnt mit Saint.... die Kirchen sind von außen zum Teil sehr schön verziert. Wenn man davor steht bekommt man immer ein wenig Ehrfurcht, mag die Kirche noch so klein sein. Was sich die Leute aber beim besten Willen nicht vorstellen können, obwohl sie eigentlich jedes Jahr Radfahrer wie mich sehen müssten: bitte wer fährt von Vancouver mit dem Rad an die Ostküste und zeltet draußen? Immer wieder wird mir der lustige Vorschlag gemacht. Warum holst du dir nicht eine riesige Plane und spannst sie Nachts wie ein Tarp über das Zelt? Zugegeben da das hier nicht der Regenwald ist bekomme ich bislang jeden Tag mein Zelt irgendwie trocken. Halten wir aber fest: der Kanadier mag zum Zelten mit dem Auto bis vor die Haustür fahren, er mag sein Lagerfeuer und sein Zelt muss trocken bleiben. Er mag nicht vom Regen überrascht werden. (Irgendwoher kenne ich das. Ich persönlich kümmere mich früh auch erst ums Equipment und dann um mich selber. :) Und wärmer hält so ein Tarp auch nicht.

    Ziemlich bald weichen die viktorianischen Villen nun dem Skandinavischen Baustiel. Und prompt zum Winterhalbjahr spielt auch der Weihnachtsmann wieder eine Rolle. Aber zuvor feiert man hier ja erst noch Thanksgiving und Halloween.

    So wie ich Quebec auf alten Eisenbahntrassen begonnen habe, so beende ich es auch wieder. Quer durch die Provinz ziehen sich die verschiedenen Routes vert. Allemal besser als Berge. Wer aber denkt das lässt sich schön fahren... jetzt im Herbst wurden die Wege mit neuem Split befüllt. Kommt dazu noch Regen dann ist das ganze wie Treibsand. Das fahren mit Treckingprofilreifen ist und bleibt eine anstrengende Herausforderung.
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