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  • Green Bay

    October 26, 2019 in Canada ⋅ ⛅ 7 °C

    Zweiter Versuch Nordlichter in dieser Woche. Es scheint alles perfekt. Ein finsterer Holzfällerweg irgendwo 30km bis zum nächsten Ort. Eine Anhöhe von der aus man weit übers Tal schauen kann. Die Wolken verziehen sich über Nacht und die Waldarbeiter haben voriges Jahr sogar extra den Wald gerodet um den Ausblick zu verbessern.
    Am Lagerfeuer wärme ich mich nochmal auf bevor die Nacht lang und kalt wird. Ein leichter Wind lässt die Temperatur schnell mal unter Null rutschen. Nach gut 40 Minuten haben sich die Augen perfekt angepasst. So viele Sterne habe ich zuvor nur in Madagascar und am Lake Superior gesehen. Was fehlt sind wieder die Nordlichter. Dabei war ihre Stärke heute Nacht mit 8/10 angegeben. Leider heißt das immer noch 20% Pech. Und so krieche ich irgendwann halb vier in meinen Schlafsack...
    Kurz nach sieben stehe ich förmlich schon wieder im Bett. Was ich beim Zelten diesmal außer Acht gelassen habe: Die gerodeten Lichtungen sind ideale Orte zur Elchjagd. Deckung! Das erste was ich also tue - ich suche verzweifelt meine Warnweste und bind sie außen an mein Zelt. Dann kommt auch schon der erste Pickup angerollt. Wenn man in Kanada auf der Jagd ist wird nicht gelaufen! In den Wald trauen sich ohnehin die wenigsten. Erst Recht weil die Mehrheit der Jäger nie freiwillig die Nacht im dunklen Wald verbringen würde oder gar zelten geht.
    Am Eingang haben sie einen von vier Elchen erlegt. Der Jäger hat nun gut zu tun alles einzufrieren. Im Minutentakt kommt derweil ein Pick up nach dem nächsten vorbei. Und guckt mich an wie von einem anderen Stern. Die meisten sind genügsam mit meinen Wiederholungen. Nur einer ist argwöhnisch und will per du wissen ob ich ein Jäger bin. - Natürlich! Auf meinem Rad bringe ich den Elch auch ganz bestimmt bis zur nächsten Gefriertruhe... besser ich fahre, bevor ich Freiwild werde.

    Der Herbst bäumt sich immer wieder mal auf in diesen Tagen. Sobald die Sonne jedoch fehlt wird es frisch! Die Farben weichen dem Übergangsgrau. Eine rühmliche Ausnahme hiervon bildet Green Bay. Ein kleiner unscheinbarer Fels in der Bucht lädt zu zwei Aussichtspunkten ein. Rundherum sind die Bäume noch grün. Ok, es sind Nadelbäume. Dazwischen öffnet sich der Blick auf dicke Polster voller Flechten und Moose. Deren Herbst scheint noch lang nicht vorbei.
    Vom Aussichtspunkt sehe ich bestimmt eine halbe Stunde einer Delphin-Schule durchs Fernglas zu die sich im tiefblauen Wasser tummeln. Die Wale sind nun mittlerweile weiter gezogen. Aber diesen seltenen Anblick habe ich nicht erwartet. Die Bucht dient als kleiner unscheinbarer Natur-Tiefseehafen in dem hauptsächlich Golderze aus Labrador umgeschlagen werden. Tief genug für Delphine auf die Jagd zu gehen wenn der Hering gerade da ist. Es gibt tatsächlich immer irgendetwas dass den Tag rettet.
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