Satelita
Pokaż na mapie
  • (k)arstiger Parmelán – Steinernes Meer

    18 września 2021, Francja ⋅ ⛅ 16 °C

    Hinter mir liegt eine unruhige Nacht. Sobald der Morgen graut spule ich meine morgendliche Routine runter. Ich gehe im Dorf bummeln. An wandern mit kalten, verkaterten Muskeln nicht zu denken. Plötzlich ist es schon wieder zehn Uhr und ich habe keinen Plan was ich heute eigentlich machen will. Laut Wetter ist es wohl der letzte sonnige Tag vor einer großen Regenfront. Daher soll die Tour entsprechend ausgiebig sein. Doch alle Touren die ich mir zuvor erdacht hatte sind viel zu weit entfernt. Ich erinnere mich von einer Hochebene gelesen zu haben. Nicht weit weg und einzigartig für die Alpen. Mein erster Eindruck wenn ich so etwas lese = Touristen-Magnet.  Doch ich will dem heute eine Chance geben in dem ich einen anderen Startpunkt wähle als es alle anderen tun. Für so etwas bin ich ja bekannt. Die Tour hat voraussichtlich wieder mal mehr Stunden als der Tag lang ist, doch das habe ich am Vortag bereits wunderbar geübt.
    Beim ersten kleinen Anstieg zur ‚Grotte de la Diau‘ überhole ich eine junge Familie wo ausnahmsweise mal die Frau den Mann anstachelt „los, los! Kannst ihm gleich hinterher laufen.“ – und er erwiedert nur „Ne! Nicht in dem Tempo“. Dabei brauche auch ich gute zwei Stunden um den ersten kleinen Stich mit 800Hm mehr kriechend als stehend zu bewältigen. Oben erwartet mich ein herrenloser zotteliger Hund, guckt mich strahlend an und freut sich ebenso wie ich mich über die Gesellschafft. Bis zum nächsten Wasserloch eine Stunde später sind wir also zu zweit. Doch schon nach fünf Minuten Pause wird ihm die Sache zu langweilig und er zieht weiter. Vielleicht gibt es ja bei anderen Wanderern mehr zu holen. Zugegeben hatte er sein Fell bereits ordentlich für den drohenden Regen eingefettet und ich bin alsbald gar nicht böse wieder etwas anderes als Hund zu riechen.
    Die Landschaft wandelt sich über der Baumgrenze schlagartig in ein Steinernes Meer. Karst so weit das Auge reicht. Am Wegrand gibt es wunderschöne Grotten in die man sehr schön klettern könnte wenn das Seil nicht schon nach 8m zu Ende wäre und das schwarze Loch doch teils bodenlos ist. Über Reste vom Eis des letzten Winters geht es hinauf bis zur Hütte des Parmelán auf 1823m. Vom Tal wehen schon die ersten Nebelschwaden herauf. Fernsicht ist gleich Null. Doch das tut in diesem grandiosen Umfeld keinen Abbruch. Die Gebetsfahnen am Gipfel sind unverkennbar um zu erkennen dass ich oben angekommen bin. Im Abstieg merke ich jedoch wieder dass die über 1000 Höhenmeter sehr schmerzhaft werden könnten. Denn wenn die Aussicht auf das teils nebelfreie Plateau nicht so einzigartig wäre würde ich wohl einen anderen Abstieg empfehlen. Egal. Zu spät. Die Knie tun schon weh bevor der erste Teil im Abstieg überhaupt geschafft ist. Ein paar Gämsen auf der anderen Talseite schauen mich argwöhnisch an und lachen sich wahrscheinlich ins Fäustchen.
    Auf einer Alm schaue ich dann wieder auf die Uhr. Typisch deutsch – ständig die Zeit im Nacken! Das verheißt zudem nichts Gutes. In einer halben Stunde geht die Sonne unter und noch sind 700Hm zu meistern. Im Wald geht es auf weichem Boden flott voran. Bis ich die Heidelbeeren entdecke die zuvor noch keiner gesehen hat. Mann, Mann, Mann! So schnell kann mich die Landschaft und ein paar Heidelbeeren in ihren Bann ziehen. Unglaublich! An einer wirklich netten Schutzhütte ‚des Bücherans‘ wäre ich fast geneigt zu übernachten wenn der Schlafsack nicht noch im Auto läge! Am Ende bleibt mir nur im Stockdunkeln mit der Taschenlampe auf nassen Wegen den Hang steil abwärts zu leuchten wie ich zum Glück schon am Anfang herauf gekommen bin. Und dass war gut so. In der Nacht beginnt es zu regnen und hört bis Mittag nicht wieder auf.
    Czytaj więcej