• Der Bofrostmann

    25 września 2021, Francja ⋅ ☁️ 12 °C

    Die Wasservorräte frisch aufgefüllt soll es heute zeitiger losgehen. Naja, egal… jedenfalls mit einer kurzen Tour, so maximal 6-7 Stunden dass ich vor dem Regen zurück bin. Und dass Regen kommt merke ich spätestens an der schwül warmen Luft während der drei Stunden Aufstieg zum ‚Arrete de la besse‘. Mit den täglich 1000 und mehr Höhenmeter habe ich mich angefreundet. Aber heute ist es schweißtreibend.
    Immerhin folgt prompt eine Belohnung. In einem Talkessel auf über 2000m hat sich hier ein Hochmoor gebildet. Die Wolken hängen unweit am Mont Blanc doch ich habe eigentlich schönstes Wetter. Über Stock, Stein und Seile geht es wieder bergab. Frei nach dem Motto „Sag mir welche Tour du gehst und ich sage dir welchen Wanderführer du benutzt“ treffe ich einen Deutschen der ebenso meine Tour läuft. Leider sieht er das Ganze mehr als sportlich und kommt nicht so gemütlich daher. Ich treffe häufiger auf Wanderer als im Wanderführer beschrieben. Weit mehr Leute jedenfalls als in den letzten Tagen. Sie kommen wie aus dem Nichts alle im Hochmoor und geht man dann ihren Weg verliert der sich nach spätestens 200m an einer steilen Felskante ohne Abstieg. Die Leute selbst sind währenddessen bereits über den Pass gelaufen und weg. Mehr oder weniger Merkwürdig. Der Abstieg, mühsam! Unweit höre ich das Hämmern eines Hubschraubers direkt am Berg gegenüber. Als der Hubschrauber aufsteigt baumelt unter ihm eine Person am Seil. Wen sie dort geborgen haben oder ob alles nur eine Übung war? Da mache ich lieber nicht mit. So ein Flug ins Tal ist auch nicht gerade günstig. Eher nehme ich mir bald ein Vorbild an den Ziegen. Die haben heute Almabtrieb. Auf allen vier Hufen sind sie weitaus flotter.
    Ganz zum Schluss als hätte ich früh am Morgen den Bofrost-Mann nicht belächelt, der bis hier an die hinterletzte Hütte im Wald sein Auto quält um Leute zu versorgen, sehe ich, dass das eine Käserei ist. Und nichts geht bekanntlich über französischen Käse. Auf dem Berg ist das besser als jedes Eis um seine Wunden zu lecken. Leider haben Ziegen und Schafe nicht ganzjährig Milchsaison und daher gibt es kaum Käse. Aber es tut gut mit dem Bauern zu reden und scheinbar seiner Mutter zuzuschauen wie sie den Hof derweil füttert. Hier herrscht Ordnung. Da stehen die Kühe artig im Stall und die Weiße Wäsche hängt in der Sonne auf dem Balkon. Mir konnte indes noch niemand erzählen warum die Wäsche bei den dreckigsten Erd- und Stallarbeiten hinterher immer so sauber sein können.
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