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  • Day 5

    Die Hippies von las Alpujarras

    April 7, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 9 °C

    Über Nacht wird das Wetter schlagartig besser. Wenigstens einmal erlebe ich die Costa del Sol damit zum Sonnenaufgang. Mit großen Kinderaugen freue ich mich nun auf das Spanien wie ich es bereits vor etlichen Jahren erleben durfte. Sonne, Strand und das Meer. Dabei will ich das Meer heute eigentlich hinter mir lassen. Aber wenn schon Sonne da geht es von Málaga entlang der Küste erst noch einmal zum Strand. Was wäre es für eine Verbindung zur Natur wenn nicht wenigstens einmal die Füße und Hände das Mittelmeer berührt haben? Gleichwohl kann man sagen ich holte mir den Beistand für das was kommt.
    Kurz nach der Küste verlieren sich die Pfirsich-Plantagen. Die Südflanke der Sierra Nevada ist im Sommer heiß, trocken und sehr karg. Tiefe Schluchten und ein Gewirr aus Tälern ziehen an der Straße vorbei. Das einzige Wasser das hier fließt ist geschmolzener Schnee. (?) Ja, richtig. In Spanien liegt im April noch mehr Schnee als in ganz Deutschland. Daher hat das Gebirge auch seinen Namen. Und mancher kennt die dürren Hänge. Die Terrassenförmig angelegten Acker. Und die malerischen weißen Dörfer, die sich an die grünen Hügel klammern. Doch dazu muss man hoch hinaus bevor das letzte Wasser mitten am Berg einfach verdunstet. Die Dörfer waren gleichermaßen strategisch günstige Zufluchtsorte für die arabischen Mauren die der Eroberung Granadas durch die Christen entkommen sind und dienen heute als Zufluchtsort für Auswanderer, Seelensucher und langzeitreisende Aussteiger.

    Die Gassen sind so eng dass die Autos selbst heute noch von Maultieren abgelöst werden. An den steilen Hängen spielen die Ziegen und stetig kreisen die Geier über meinem Kopf. Das Auto kämpft sich bis nach Capileira. Es ist das höchstgelegene weiße Dorf in der Poqueira-Schlucht. Der arabische Einfluss zeugt an jedem Haus. Aus nächster Nähe sind diese Dörfer ein Lehrbuch des großen Einfluss der Berber mit ihren Flachdächern und daraus hochaufragenden Schornsteinen. Auch sonst wird das Handwerk mit Leder, Webstoffen und Kachelarbeiten traditionell gelebt. Der Spaziergang führt hinab in die Schlucht und später wieder hinauf zurück zum Dorf. Es fasziniert mich welche Anstrengungen hier gemacht wurden den Boden zu terrassieren und fruchtbar zu gestalten. Gleichzeitig bietet sich der erste grandiose Ausblick auf den Mulhacén und den Veleta, die höchsten Gipfel Spaniens.

    Mit aller Macht will nun auch hier oben der Frühling Einzug halten. Da in einem weißen Dorf nicht sein kann was nicht sein darf geht es natürlich überhaupt nicht dass im letzten Monat ein mächtiger Sahara-Sturm über Teile Andalusiens hinweg gefegt ist. Seitdem sind die Wände rot. Aber der Mensch weiß sich ja zum Glück zu helfen. Man nehme einen wackeligen Gabelstapler, da für alles breitere kein Platz in der engen Gasse ist. Aus Paletten baut man eine noch wackeligere Plattform. Und dann geht es der Hauswand mit dem Kärcher an den Kragen. Wehe es regt sich bei uns noch einmal jemand auf wenn die Frau ihn zum Putzen anstellt damit alles schön aussieht wenn die Gäste kommen. =)
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