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  • Day 12

    Die Stadt der drei goldenen Zeitalter

    April 14, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 23 °C

    Sprechen wir heute über Sevilla verbinden wir das mit spanischer Lebensfreude. Es wird gesagt die Stadt ziehe einen mit ihren Flamenco-Clubs, den Herrenhäusern und nicht zuletzt den öffentlichen Plätzen in ihren Bann. Sevilla ist seit Beginn der Gründung eine lebendige Oase inmitten des ländlich geprägten Andalusien. Der heutige Tag soll etwas Klarheit schaffen.
    Einst war die Stadt ein wichtiger römischer Hafen (Hispalis) für Waren und Informationen aus aller Welt. Heute zählt das ebenso. Bei der Ankunft vor den Toren der Stadt landen wir auf dem Expo-Gelände. Während der Weltausstellung zeigte Europa hier was es heute im Stande ist. Auch wenn heute viele Gebäude zurückgebaut wurden, Hotels und Verwaltungsgebäude der Stadt beinhalten steht dort am Rio Guadalquivir wo einst die Handelsschiffe ablegten heute eine Ariane-Rakete. Waren- und Informationsaustausch mal ganz anders. Man könnte meinen die Stadt war ebenso schon immer ein bisschen abgehoben oder hipp gewesen. Während die Meister der Architektur vor 500 Jahren wie wahnsinnig wirklich alles im Zeichen der Heiligen Jungfrau bauten entstand nebenan durch den Seehandel die größte Tabakfabrik Südspaniens. Scheinbar war das Zeug so gut dass heute dort Teile der Universität Einzug hielten und heute intellektuell aber auch künstlerisch Pilze aus dem Boden der Stadt sprießen.

    Auch auf die Gefahr dass ich die Geschichte jetzt rückwärts erzähle so gab doch die Industrialisierung der Stadt in den letzten Jahrzehnten einen gewaltigen Schub in der Entwicklung hin zur Gegenwart. Das war nicht der Erste. Davor war es der Seehandel von und nach Amerika. So verwundert es nicht dass Kolumbus hier in der Kathedrale dann als begraben gilt. Ob er es denn wirklich ist weiß man nicht, nachdem er mehrfach umgebettet wurde. Die Kirche zog wie immer den größten Nutzen allein für sich selbst. Während die Stadt durch die Händler das zweite Mal erblühte nahm man jeden Zehnten und investierte ihn vor allem in die Kathedrale. Heute ist das Gotteshaus neben dem Petersdom im Vatikan eine der größten Kirchen weltweit. Ein über zweihundert m² großer Hauptaltar. Der größte Silberaltar der Welt, die Krone der Heiligen Jungfrau mit der größten jemals handwerklich verarbeiteten Muschel-Perle. Die Liste der Superlative ließe sich endlos fortsetzen und ist den Besuch wahrhaft wert. Nachdem wir alles gesehen hatten endete unser Besuch ziemlich abrupt mit der Schließzeit, denn am Abend laufen hier wieder Osterprozesse durch die Gassen.

    Diese Gassen wären wiederum nur halb so interessant ohne ihre arabischen Wurzeln. Während die Römer mehr einen Stützpunkt unterhielten erblühte die Stadt das erste Mal bereits unter einer Reihe von islamischen Herrschern. Sie brachten auch das Tuch- und Keramik-Handwerk in die Stadt.
    Wer heute die Muße hat fernab der Touristen in die Vororte zu laufen findet dort filigranes Keramik-Handwerk vor. Die Fabrikanten haben sich bis heute auf Farben und Glasuren, innen wie außen spezialisiert. Ob dazu auch die Römer mit ihren riesigen Mosaiken einen Einfluss hatten kann ich heute nicht sagen. Es heißt die römische Stadt Itálica unweit von hier war über 1300 Jahre bis ins Mittelalter hinein bewohnt. Darüber will ich mir später noch ein Bild machen.

    Ermüdet von den ganzen Prozessionen und von der sengenden Sonne geht es hinüber auf den Plaza de Espana. Bei einer Gondelfahrt und lauschiger Musik scheint das heute der Beste Ort um die Seele baumeln zu lassen.
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