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  • Day 13

    Flaschenpost aus Jerez

    April 15, 2022 in Spain ⋅ ☀️ 25 °C

    Achill Mooser ist eigentlich ein Kind der Wüste. er beschreibt auf das Vortreffliche wie Reisen zu einem Kulturgut wird und bewahrt werden muss. Es entfremdet wenn man nur an einen Ort fliegt um einmal da gewesen zu sein. Deshalb sollte man sich mit den Menschen vor Ort, den Traditionen und den Geschichten die sie mitbringen intensiv beschäftigen. Und fast hätte ich es vergessen. Da ist noch etwas was Rio Tinto so berühmt machte. Die Minenarbeiter spielten schriftlich belegt erstmals den englischen Fußball nach den heute international geltenden Regeln. Kaum verwunderlich, denn viele der Arbeiter wurden zu der Zeit aus England angeworben. Minas de Riotinto ist also zugleich die Wiege des modernen Fußballs. Da habe selbst ich wieder ein großes Stück hinzu gelernt.

    Dadurch dass die Tage immer bis zum letzten Sonnenstrahl ausgekostet werden ist es schier schwer hier am Atlantik einen Sonnenaufgang mitzuerleben. Die Unterkunft muss ich eh zeitig verlassen, es ist wieder Zeit ein größeres Stück weiter zu ziehen. Noch bevor ich mich versehe bin ich früh am Morgen am Strand. Dabei bin ich nicht der einzige. Gefühlt das halbe Dorf ist auf den Beinen. Die Fischer lassen ihre Boote zu Wasser. Richtig gelesen! Die Boote liegen jeden Abend an Land. Am Rumpf haben sie extra eine Verstärkung. Mit dem Traktor geht es im Affenzahn über die Sandpiste und hinein ins kühle Nass. Der Fischer selbst hat lange Watthosen. Der bekommt nachher keinen einzigen Tropfen Wasser ab wenn er doch mal den Einstieg verpasst hat. Mit ihren Außenbordern heizen sie übers Meer während die Möwen am Strand bleiben und warten bis die Beute wieder hier eintrifft. Das ändert sich erst als die Sonne empor steigt und ein riesiger Schwarm wie aufgetaut von der Nacht plötzlich aufschreckt. Oh je, dabei war es nur ein Hund der auf Jagd geht als gäbe es keine zweite Chance.

    Auf der Fahrt gibt es einen Zwischenstopp in Italica. Heute eine bedeutende antik römische Ausgrabungsstätte war es einst der Geburtsort der Kaiser Trajan und Hadrian. Von ihnen stammte später der Hadrians-Wall in England. Für die Archäologen mag das Amphitheater mit mehr als 20.000 Plätzen eines der größten je gebauten Arenen sein. Ich selbst finde die Überbleibsel der Siedlung weit interessanter. Breit angelegte Straßen führen zu den bewusst nur teilweise ausgegrabenen Ruinen deren Terrassen mit großen perfekt erhaltenen Mosaiken besetzt sind. Es dauert nicht lang da findet man sich in der Geschichte der Römische Götterwelt wieder. Und so bummeln wir von der Astrologie mit ihren Planetengöttern vorbei an römischen Dampfbädern bis in den Zoo wo ich Herrn Pfau und Frau Eule wieder treffe.

    Je mehr die Sonne steigt, desto mehr drängt es mich in den Schatten, doch davon haben die Römer nicht all zu viel. Und so gibt es einen großen Sprung zurück an die Küste nach Jerez de la Frontera. Einst Grenzstadt wie der Name schon sagt liegt die Kleinstadt heute im Mittelpunkt der spanischen Sherry-Produktion. Das wäre es doch jetzt! Zur Siesta ein kleiner Sherry und dann ab in den Schatten. Der Plan wird jä zerstört als es selbst im Schatten laut Anzeige 36 Grad hat. Dann lieber doch kein Alkohol und umso mehr Kaffee und Kuchen. Hmmm. Für alle die nachher so oder so nicht mehr geradeaus gehen können gibt es etwas ganz besonderes. Einen Rollstuhlfahrer-Weg. Das hab ich auch noch nie gesehen! Unterdessen fahren die Schweden auch keine schlechte Strategie und haben ihr Konsulat in einem Nebenhaus der ortsansässigen Brennerei Tio Pepe eingerichtet.

    Zum Verweilen bleibt jedoch wenig Zeit. Die Brennerei schließt leider schon früher denn wieder kommt es am Nachmittag zu einer Osterprozession. Für den Moment definitiv die letzte (!), nehme ich mir vor. Unweigerlich stelle ich mir die Frage wo diese spitzen Hüte eigentlich her kommen. Haben die das jetzt beim Kuklux-Klan abgeschaut oder war es umgekehrt? Dazu sollte man wissen dass die Kopfbedeckung in der Kirche je eine große Rolle gespielt hat. Die Mönche hatten an ihrer Kutte stets eine Kapuze um sich zu schützen oder bewusst verdeckt zu handeln. Die Kapuze war zudem nicht immer mit dem Oberteil verbunden. Die Kapuze war in der Vergangenheit Bestandteil von Ordensgewändern und Amtstrachten. Zum Beispiel sind die Kapuziner, ein auf Franz von Assisi zurückgehender Bettelorden, nach der Kapuze ihres Habits benannt. Die Franziskaner selbst wiederum waren jener Orden der hier von Südspanien aus in die Neue Welt aufbrach und Südamerika missionierte. Damit schließt sich auch der Kreis warum diese Mützen heute besonders Teil des Rituals in Andalusien sind.
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