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  • Stoneman for Nepal - über alle Grenzen

    October 16, 2022 in Italy ⋅ ⛅ 13 °C

    Über Nacht bin ich auf den Bonner Höhenweg aufgestiegen. Er ist gleichzeitig die Grenze zu Österreich. Bei Tage offenbart sich das auch ganz schnell so, dass in Südtirol die Sonne lacht und die Lärchen in ihrer schönsten Farbe stehen während nördlich in Österreich quasi in Sichtweite alle Berggipfel von Schnee bedeckt sind. Ach wie gut dass ich die Sonnenseite gewählt habe.

    Das war hier nicht immer so. Spätestens mit dem ersten Weltkrieg war diese Front zwischen Tirol und Südtirol hart umkämpft. Davon zeugen alle ein bis zwei Kilometer Bunkeranlagen für jeweils eine ganze Kompanie. Auch wenn sie bereits in den 70er Jahren dem Verfall Preis gegeben wurden kann ich heute einen großen Nutzen daraus ziehen. So sind die Dächer gerade. Das sind die wohl schönsten Sonnenterassen dicht mit Moosen bewachsen und die geradesten Zeltplätze die man sich im Gebirge nur wünschen kann! Warum baut die Menschheit also nicht einfach noch mehr Bunker und gibt sie dem Verfall dann Preis? Einem besseren Nutzen könnten sie weißgott nie gedient haben.

    Einer dieser Bunker liegt stratetegisch günstig gleich 10m unterhalb des Gipfelkreuzes. Er wurde zur Marchhütte umgebaut und beherbeergt heute Tages- und Übernachtungsgäste im alten Flair. Nur die Küche ist neu - und wirklich lecker! Gleichzeitig ist sie heute der höchste Punkt der hier entlang geführten Stoneman-Mountainbikestrecke. Eine altbekannte Herausforderung mit dem Rad aus der Schweiz und von daheim. :) Von hier aus nahmen die Radstrecken und alle damit verbundenen Herausforderungen ihren Lauf. Wenn es sein muss führt mich sicher irgendwann auch einmal eine Radtour bis nach Nepal. Bis dahin sollte ich noch mächtig an meinem Höhentraining feilen. Ein paar Gipfelkreuze reichen da nicht. Aber glaubt mir. Auch von hier ist es herrlich und die Welt liegt einem zu Füßen - nicht nur in Nepal. Auf dem Weg nach Sexten begegnen mir immer wieder müde Radfahrer die es auch vorziehen in der prallen Nachmittagssonne lieber das Panorama zu genießen anstatt heute noch Bäume heraus zu reißen. Gut so! Manch einer will es aber wissen und strampelt mir über 1000 Höhenmeter am Stück bergauf entgegen.

    Der Weg nach Sexten dann gesäumt von Gräbern. Hier im Tal wurde ein jeder Soldat nach seiner Herkunft bestattet. So gab es z.B. einen Bayrischen Friedhof und einen Friedhof der Anderen. Typisch preußisch könnte man meinen. Aber wir sind ja hier in Italien und so wurden nachher alle umgebettet. Sie ruhen heute zusammen in der Nähe zur Sextener Kapelle. Sie ist ein wahrlich reich geschmücktes Kleinod und läd zu einem Bummel ein. Gleichfalls wird man schnell daran erinnert wie das Leben vergehen schnell zu Ende gehen kann. Gerade jetzt wenn es außerhalb der Saison auf Solo-Tour ins Hochgebirge geht muss ich mir selbst auch wieder bewusst sein dass niemand besser ist wie der andere und der Gevatter Tod sich auch heute immer wieder hier herumtreibt.

    Von trübsal habe ich dennoch keine Spur. Wo Tod ist, da ist zum Glück auch das Leben immer nicht weit weg. Versteckt im Wald gibt es eine alte Heilanstallt. Von hier wurde Quellwasser für Seelische, körperliche und innerliche Gebrechen im ganzen Alpenraum verkauft. Leider verfällt die Heilanstalt seit einigen Jahren. Eine kleine Kapelle nebenan zeugt von der langen Geschichte dieses Ortes. Zwar wurde die Kapelle erst 1594 geweiht, ihr Grundstein reicht jedoch bis ins 8. Jahrhundert zurück. Ihr Wasser wird also so schnell nicht versiegen. Die Schwefelquelle gibt zum Beispiel Wasser das erst nach 37 Jahren wieder aus dem Stein hervortritt und bis dahin jede Menge Mineralien herausgelöst hat. Glaubt mir, es schmeckt besser als es riecht. Mir jedenfalls hat es gut getan. Wohl bekommens!
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