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  • Day 3

    Sagenhafte Zeiten

    February 10, 2023 in Chile ⋅ ☀️ 28 °C

    Über Nacht hat der Himmel aufgeklart. Wir haben immer noch Smog. Doch anstatt 3 kann man heute bereits wieder 8 km weit schauen. Auch diese Stadt hat wie denn jede andere in Lateinamerika ihren Christo dem ich am frühen Morgen einen Besuch abstatte. Erst noch vom Pförtner freundlich weggeschickt weil der kürzeste Weg bergauf doch nicht der Fußweg sondern die Seilbahn wäre geht es über Umwege nicht etwa den eigentlichen Weg hinauf sondern die Mountainbike Downhill Piste. In Sandalen besonders sportlich, jedoch bin ich hier ja nicht nur zum Urlaub und Kondition kommt nicht von ungefähr. Am Horizont erblicke ich heute erstmals auch die Silhouette der Anden. Also, naja - eben die zwei Vorgipfel in 8km Entfernung…

    Der Nachmittag ist zu heiß um draußen etwas zu unternehmen. Ich habe mich daher drinnen verabredet. Das Museum für Präkolumbianische Kunst eignet sich hervorragend um im dunklen, schattigen Verborgenen bis zu 40.000! Jahre alte Figuren, Stoffe, Silberschmuck, Keramik und vieles mehr zu bestaunen. Ohne einen Historiker an der Hand hätte ich jedoch sicher nach einer halben Stunde das Handtuch vor all den spanischen Beschreibungen geworfen und es wäre für mich eine archäologische Ausstellung wie jede andere.
    Es fasziniert mich mit welchem Detailreichtum bereits gearbeitet und welche Techniken bereits angewendet wurden als die Ägypter noch nicht ein mal das mumifizieren praktiziert haben. Wer es erfunden und wer es zur Vollendung gebracht hat sind heute nur zwei Streitpunkte in der Archäologie. Ein andere könnte lauten warum die Inca ihrerseits Spielzeug auf Rädern hinterließen. Das Rad selbst jedoch niemals in der industriellen Anwendung gebrauchten? Definitiv sind die Indigenen der Anden die Meister der Stoffe. Sowohl in Farbe, Qualität, Wärmehaushalt als auch Langlebigkeit kenne ich keinen Stoff der es dem Poncho gleich tut. Natürlich nur aus feinster Alpaca Wolle. Archäologen haben indes herausgefunden dass die bemalten Keramiken keineswegs nur der der Kunst dienten. Kunst kommt von können. Und was die Stämme denn viel besser konnten als wir heute war in die Sterne gucken. Nach Vergleich hunderter Keramiken, Vasen, Amphoren etc. ist kein Muster wie das andere gehalten und vieles deutet heute darauf hin, dass die vermeintlichen Verzierungen auf die Berechnung von Sonnen- und Mondzyklen, bestimmten Tagen im Jahreskreislauf etc. hindeuten.
    Mindestens genau so faszinierend ist jedoch das immaterielle Erbe dieser Völker. Wie können Kulturen vorhersagen wann genau ihr Kalender enden muss um in eine neue Era einzutreten? Wie kann heute der Dalai Lama qua Amt wissen dass er der letzte seines Amtes ist. Und was hat der Dalai Lama überhaupt in dieser Auflistung zu suchen? Die Kalender geben solche Dinge vor! Die Menschen haben sich das nicht ausgedacht sondern berechnet. Bis wir das in unserer Zeit der allwissenden Wissenschaft umfänglich beschreiben können werden noch viele Sagenhafte Momente wie dieser neugierig auf mehr machen.
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